Rasch einen Porno an den besten Freund verschicken, eine Gewaltdarstellung auf Social Media posten oder einen Kontrahenten mittels einer Sprachnachricht beschimpfen; die Bandbreite an deliktischem Verhalten von Jugendlichen im digitalen Raum ist gross.
Nachdem 2019 so viele Jugendliche wie noch nie wegen Pornografie und Gewaltdarstellungen verzeigt wurden, gingen die Zahlen 2020 zurück. Sie liegen aber noch immer weit über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. So wurden 2020 im Kanton Zürich 215 Jugendliche (2019: 278) wegen Pornografie verzeigt. Das sind 22,7 Prozent weniger als im Vorjahr.
In knapp drei von fünf Fällen verbreiteten die Jugendlichen pornografisches Material via Chat, Textnachricht oder Social Media weiter. In vielen Fällen handelte es sich dabei um verbotene Pornografie, die sexuelle Handlungen mit Tieren, Minderjährigen oder Gewalttätigkeiten unter Erwachsenen zeigt. In rund jedem achten Fall erstellten die Jugendlichen von sich selbst pornografisches Material und verbreiteten dieses meistens auch gleich weiter.
Dabei zeigt sich: Trotz zahlreichen präventiven Bemühungen denken viele kaum an mögliche Konsequenzen. Vielen ist noch immer zu wenig bewusst, dass sich intime Bilder und Videos rasch unkontrolliert weiterverbreiten können, wenn sie in falsche Hände geraten.
Filmen von Schlägereien
Ungeeignet für Kinder und Jugendliche sind auch die zahlreichen Gewaltdarstellungen, die noch immer auf zu vielen Smartphones von Minderjährigen zirkulieren. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 86 Jugendliche (2019: 110) wegen Gewaltdarstellungen verzeigt.
In jedem vierten Fall wurden sie mittels Textnachricht, Chat oder in den Sozialen Medien weiterverbreitet. In 15 Prozent der Fälle erstellten die Jugendlichen die Gewaltdarstellungen selbst. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um Schlägereien, welche die Jugendlichen – teilweise auch im Auftrag der Tätergruppe – mitfilmen und dann oft untereinander herumschicken. Verbreiten sich solche Aufnahmen weiter, können sie insbesondere für die Opfer sehr beschämend sein.
Leicht rückgängig war im vergangenen Jahr die Zahl der registrierten Ehrverletzungen. 111 Jugendliche (2019: 115) wurden der Verleumdung, Beschimpfungen und üble Nachreden beschuldigt. Auffällig ist der rückläufige Anteil an weiblichen Beschuldigten. 2019 waren noch 30 Prozent der Beschuldigten weiblich, 2020 betrug ihr Anteil noch 20 Prozent.
Zudem lässt sich in den letzten Jahren eine kontinuierliche Verschiebung in den Offline-Bereich beobachten. Die meisten Jugendlichen begehen Ehrverletzungen verbal von Angesicht zu Angesicht. Lediglich drei von zehn Ehrverletzungen fanden online statt, im vergangenen Jahr lag ihr Anteil noch bei knapp 50 Prozent.
Drohungen und Nötigungen – meist offline
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 171 Jugendliche (2019: 146) wegen Drohung und 112 (2019: 76) wegen Nötigung verzeigt. Wie in früheren Jahren fanden Drohungen und Nötigungen bei Jugendlichen primär offline statt. Der Anteil an Drohungen per Telefonanruf, Social Media oder Sprach- und Textnachricht lag 2020 bei knapp einem Viertel.
Bei den Nötigungen spielte das Smartphone in 20 Prozent der Fälle eine Rolle. Weil aber sowohl Drohungen als auch Nötigungen generell zugenommen haben, stiegen in absoluten Zahlen auch die Fälle, bei welchen ein Smartphone involviert war. Auffällig ist jedoch, dass vermehrt Messer als Teil der Drohkulisse zum Einsatz kommen. (pd.)