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Gast-Kommentar
Zürich Nord
15.08.2022
15.08.2022 13:21 Uhr

Für eine Kurskorrektur und ein polysportives Sportzentrum

Steht dem Abbruch kritisch gegenüber: Ralph Sträuli vom TC Oerlikon.
Steht dem Abbruch kritisch gegenüber: Ralph Sträuli vom TC Oerlikon. Bild: zvg
Ob es wirklich mehr Fussballplätze in Oerlikon braucht, wagt Ralph Sträuli zu bezweifeln. Der Präsident des TC Oerlikon findet eine Umnutzung des bestehenden Hallenbades in eine polysportive Mehrzweckhalle eine Überlegung wert. Zudem will er gegen die Tennisanlagenschliessung kämpfen.

Mit grossem Interesse habe ich den Artikel «Hallenbad Oerlikon: Umbau zur Sporthalle statt Abriss?» in der Ausgabe vom 14. Juli gelesen. Ich habe persönlich auch an der Veranstaltung der Quartiervereine vom 28. Juni teilgenommen und bin mit gemischten Gefühlen nach Hause gegangen.

In der Tat sind wohl grössere Bestrebungen der Stadt Zürich zu verzeichnen, dem Breitensport in Zürich Nord mehr Möglichkeiten zu bieten. Im Rahmen des geplanten Sportzentrums Oerlikon hinterfrage ich jedoch, ob einer ausgewogenen Beurteilung der verschiedenen sportlichen Bedürfnisse des Breitensports Rechnung getragen worden ist. Eine Umnutzung des bestehenden Hallenbades in eine polysportive Mehrzweckhalle scheint mindestens überlegenswert.

Die geplante Schliessung der bestehenden Tennisanlage am Riedgraben für einen zusätzlichen (!) Fussballplatz ist jedoch sehr befremdend. Der Tennisclub Oerlikon mit fast 400 Mitgliedern, davon 80%+ wohnhaft in der Stadt Zürich sowie 127 Kinder und Junioren praktisch alle wohnhaft in unmittelbarer Nähe, ist ein seit 40 Jahren bestehender Sportverein. Eine Schliessung der Anlage wäre wohl sicherlich ein grosser Wermutstropfen nicht nur für die vielen aktiven Mitglieder – Tendenz weiterhin steigend –, sondern auch für den Standort Oerlikon mit Sport­angebot für Jung und Alt.

Fussball hat grosse Lobby

An der Veranstaltung wurde mehrmals auf die Bedürfnisse des Rasensports eingegangen. Ich kann mir nicht verkneifen, dass vor allem der Fussball hier eine grosse Lobby in der Stadt Zürich zu haben scheint. Ob es wirklich mehr Fussballplätze in Oerlikon braucht, wage ich zu bezweifeln.

Keine anderen Orte?

Alternative Standorte für zusätzliche Fussballplätze sind doch zu erwägen. Hinzu kommt, dass die Rasen-Fussballplätze sehr oft tageweise (aus verschiedenen Gründen) ungenutzt sind und nicht wirklich dem Breitensport zur Verfügung stehen. Dass unsere Zürcher Top-Clubs, der FCZ und GCZ, sich zusätzlich bei den Quartiervereinen einnisten und somit Kapazitäten beanspruchen (z. B. GCZ hier in Oerlikon), mag doch auch hinterfragt werden. Zusätzliche Meinungen über ökologische, Klimaverträglichkeits- und andere Aspekte im Rahmen des Sportzentrums Oerlikon (Kunstrasen, Fällen von Bäumen, Verkehrsaufkommen etc.) überlasse ich den Fachexperten.

Wir sehen interessanten Jahren entgegen und hoffen natürlich nach wie vor, dass eine strategische Kurskorrektur für das Sportzentrum Oerlikon in ein wirklich polysportives Sportzen­trum für den Breitensport ins Auge gefasst wird.

*Ralph Sträuli ist Präsident des Tennisclubs Oerlikon. Der vormals TC Escher-Wyss genannte Club besteht seit 1977. Die Clubanlage am Riedgraben beim Hallenbad Oerlikon bietet 6 Sandplätze, davon 3 mit Flutlicht. Die Anzahl Mitglieder ist stetig am Wachsen, in den letzten zwei Jahren um 40 Prozent. Dabei sind viele Kinder zum Club gestossen und das Kids-Training mittwochs und freitags wird rege besucht.

Abriss des Hallenbads Oerlikon von 1980?

Kürzlich informierte das Sportamt der Stadt Zürich auf Wunsch der Quartiervereine und kritischer Leute aus Zürich Nord über die Pläne rund um das neue Sportzentrum Oerlikon. Das grosse Thema, über das auch diese Zeitung am 14.7. berichtete: Ist der Totalabriss eines Gebäudes von 1980 ökologisch noch vertretbar.

Ralph Sträuli*