Jürg Wick
Lange Jahre galt BMW als Synonym für Heckantrieb. Nun werden im Einser die Vorderräder angetrieben, und 80 Prozent aller in die Schweiz ausgelieferten Autos aus München verfügen über Allradantrieb. Ausserdem ist BMW aktuell die zweitmeistverkaufte Marke in der Schweiz (!). Die Preisliste des Herstellers startet ab 38 900 Franken und im Kanton ist die optionale Getriebeautomatik für 2540 Franken praktisch gesetzt.
Das sagt einiges über den hiesigen Automarkt aus. Ja, man sieht es im Strassenbild; uns geht es vergleichsweise gut. Der Einser ist nicht der Meistverkaufte der Bayerischen Motorenwerke. Die imaginäre Krone trägt intern zur Zeit der X3 ab 64 500 Franken vor dem X1 ab 45 800 Franken und dem X5 ab für 86 800 Franken, alles so genannte SUV. Was spricht noch für ein Auto in der Kompakt-Klasse, wie es der 118er eines ist?
Vorteil Kompakter
Zum Beispiel das diskretere Erscheinungsbild in Verbindung mit der besseren Handlichkeit im Parkhaus. Oder das tiefere Gewicht, was Treibstoff spart. Sowie nicht zuletzt der geringere Preis. Die bessere Übersichtlichkeit der Hochgestuhlten hat sich auch relativiert, seit im Stau alles SUV oder Online-Service-Vans vor einem stehen oder fahren.
Darüber hinaus bietet ein so genannter Kompakter, was inzwischen mit 4,3 Metern Länge auch schon ziemlich ausgewachsen ist, alles, was zu einem vernünftigen Auto gehört, wenn man sein Ferienziel nicht anfliegen will. Dem BMW-Leitspruch «Aus Freude am Fahren» kommt der Einser eher nach als ein bayerischer SUV. In dritter Generation wird der Benjamin dem Raumanspruch einer Durchschnittsfamilie gerecht und er federt sehr subtil.
Gewöhnungsbedürftig sind die neu gezeichneten Instrumente, aber wen interessiert das noch, wenn man über ein Head-up-Display verfügt? Im digitalen Zeitalter bewährt sich der mittig in der Konsole installierte Drehsteller von BMW sehr; gewünschte Funktion durch Drehen anwählen und durch Drücken abrufen: funktioniert ohne Ablenkung.
Bleibt noch die Frage, ob dieser Einser mit dem dreizylindrigen Benzinmotor wie im 118i noch ein echter BMW ist. Der 1,5-Liter-Turbo schnurrt sogar diskreter als der grössere Vierzylinder und bietet mehr als ausreichend Drehmoment, aber mehr Fahrspass als die besten Fronttriebler bietet er nicht. An das Qualitätsniveau der DSG-Automatik kommen die Konkurrenten jedoch nicht heran. Im Einser sitzen Männer oder Frauen am Steuer, die sich noch getrauen, dem SUV-Trend abzuschwören, ohne dem Prestigefaktor Auto zu entsagen.