Jürg Wick
Während einige Hersteller für ihre Elektromodelle eine neue Nomenklatur-Strategie gewählt haben, bleibt Renault mit dem Mégane E-Tech – wie andere Autobauer – bei etablierten Modellbezeichnungen. Und dies, obwohl der elektrische mit dem Verbrenner-Mégane (den es weiterhin gibt) kaum etwas zu tun hat.
Der Mégane E-Tech ist dank der einfacheren Technik – z. B. kein Getriebe, keine Auspuffanlage – wesentlich kompakter bei praktisch gleichen Raumverhältnissen, und er fühlt sich nicht weniger erwachsen an. Der Kofferraum ist sogar erheblich grösser. Dieses Elektromobil kann auch Freude machen, wenn man sich zu den engagierten Autofahrern zählt und weiterhin noch gerne schalten würde, statt schalten zu lassen.
Pro und Kontra
Die Rekupperierungsmöglichkeiten via Paddels am Lenkrad stellen eine neuartige Herausforderung beim Fahren dar. Aktiv bedient, lässt sich damit der Stromverbrauch markant senken, und der Bremsenverschleiss reduziert sich so ebenfalls. Darüber hinaus offeriert dieser Mégane im Menü Sport sportive Fahrleistungen sowie ein neutrales, dynamisches Fahrverhalten. Trotzdem bügelt er Strassenschäden überdurchschnittlich komfortabel aus.
Wieso nun viele Autos plötzlich statt eines runden Lenkrads ein eckiges haben müssen, erschliesst sich nicht jedem. Störend sind auch die eng übereinander fixierten Wischer- und Fahrhebel, chronische Verwechslungsgefahr. Wegen des coupéhaften Heckabschlusses ist die Sicht nach hinten grottenschlecht. Toll dagegen die beinahe sakrale Ruhe unterwegs. Bis 120 km/h kann man sich in Zimmerlautstärke unterhalten. Positiv weiter die klar differenzierten und intuitiv zu bedienenden Fahrmenüs Eco, Comfort und Sport. Angenehm schliesslich der enge Wendekreis beim Rangieren im Parkhaus. Renault erwähnt auch stolz das OpenR-link-System mit eingebautem Google für die Konfiguration von bis zu fünf Konten, welches man nicht mit dem Smartphone verbinden muss.
Der Mégane E-Tech macht den Einstieg in die Elektromobilität einfach, aber von den Reichweitenversprechungen sollte man sich nicht leiten lassen. Um die letzten 20 Prozent zu bunkern, dauert es eine Ewigkeit, was den Batterien sowieso nicht zuträglich ist. In der kalten Jahreszeit bleiben realistisch 320 km Reichweite zwischen zwei Zapfstellen übrig. Im elektrischen Mégane werden nicht nur Frankophile sitzen.