Home Region Sport Magazin Schweiz/Ausland
Sport
31.05.2023
01.06.2023 09:48 Uhr

Frauen-Fussball kämpft mit Nichtbeachtung

Das Derby FCZ gegen GC besuchten (im vollen Heerenschürli) 1400 Fans.  Doch die Berichterstattung war fast inexistent.
Das Derby FCZ gegen GC besuchten (im vollen Heerenschürli) 1400 Fans. Doch die Berichterstattung war fast inexistent. Bild: ls.
Der Kampf um den Meistertitel 2022/2023 bei den Frauen findet im Playoff-Modus statt. Auch wenn dieses Spiel mit FCZ-Beteiligung am Freitag auf SRF kommt, haben es Fussball-Fans sonst schwer, die Liga zu verfolgen. Es fehlen am allermeisten Liveticker und Spielberichte.

Am Samstag holten sich die FCZ-Frauen vor 1400 Fans im Heerenschürli die Finalquali. Gegen GC siegte der FCZ mit 5:1 und steht morgen Freitag im Endspiel gegen Servette-Genf. Anpfiff ist um 20 Uhr im ­Kibunpark in St. Gallen. Das Spiel wird live auf SRF 2 übertragen. Das ist aber eine Ausnahme. Normalerweise fristet der Frauenfussball punkto Resultatservice ein Mauerblümchendasein. Der FCZ brachte es am Samstag nicht fertig, einen Liveticker fürs Spitzenspiel einzurichten.

Kein Live-Ticker des Spitzenspiels FCZ vs. GC

Auch die Sport-Webseite von SRF berichtet nur rudimentär vom Frauen-Fussball. Ebenfalls am Samstag wurde die letzte Runde der Bundesliga rauf- und ­runtergetickert, nicht aber die Spiele der Fussball-Frauen. Grosse Zeitungen wie der «Tages-Anzeiger» als weiteres Beispiel bringen meist als höchstes der Gefühle Resultate und ­Tabellen. Dasselbe gilt für Länderspiele, bei denen es schon vorgekommen ist, dass keine Vorschauen in die Blätter gerückt werden. Kein Wunder, spielen Frauen oft vor wenigen Fans. Und dann kommen noch merkwürdige Entscheide der Stadt Zürich hinzu. So durften die FCZ-Frauen für das letzte Champions-League-Heimspiel am 21. Dezember letzten Jahres nicht im Letzigrund spielen. Sie mussten nach Schaffhausen ausweichen. Der Grund: Die Stadt wollte das Stadion aus finanziellen Gründen nicht aus dem «Winterschlaf» wecken, wie «20 Minuten» schrieb.

Zu fixiert auf Althergebrachtes?

Wo liegt das Problem? Ist der Frauen-Fussball einfach zu wenig kommerziell, die Sportjournalisten zu fixiert auf Althergebrachtes? Zumindest punkto Liveticker ortet der Mediensprecher des Frauen­nationalteams Defizite bei den Clubs. Dominik Erb: «Bei den Spielen der obersten Liga erfasst jeweils ein Vertreter des Heimklubs die Spielereignisse spielbegleitend im digitalen Matchcenter. Je nachdem, welche Person dort im Einsatz steht, ­werden diese Ereignisse nicht immer mit derselben Sorgfalt erfasst.»

Wenn die Kompetenz der Kommentatoren fehlt

Expertin in Sachen Frauen-Fussball ist Lisa Diggelmann. Diggelmann ist studierte Betriebsökonomin und ehemalige Spitzenfussballerin. Sie ist Leiterin der Sektion Sport der Stadt Aarau, und sie sitzt für die SP im (Stadtzürcher) Gemeinderat. Auch sie sieht die fehlende Berichterstattung als grosses Problem. «SRF machte Fortschritte in den letzten zwei Jahren.» Aber: «Oft fehlt die Kompetenz der Kommentatoren, was die Übertragung weniger interessant macht.» Die Clubs müssten die Kommunikation aktiver bewirtschaften, findet Diggelmann. So sei es ein Teufelskreis. Keine, wenige oder schlechte Berichte machten die Sponsorensuche und dementsprechend die Einnahmen der Clubs schwierig. Hoffnungen setzt sie auf die Fussball-EM, die 2025 in der Schweiz und auch in Zürich stattfinden wird. 

Lorenz Steinmann
Demnächst