Auch wenn es ruhiger geworden ist um die «bösen Buben» auf ihren Harleys, die «Höllenengel», denen man laut eigenen Angaben mit Respekt begegnen sollte: Sie gelten immer noch als Rebellen auf Rädern, die Hells Angels Zürich. Hier, an der damals noch sehr verruchten Langstrasse, wurde vor bald 55 Jahren der erste Ableger auf dem europäischen Festland gegründet – vom legendären Martin «Tino» Schippert (1946–1981).
Nun wurde das Schild «Hells Angels» am Gebäude am Finkenrain in Neuaffoltern abmontiert. Die Einrichtung des Clublokals wurde über die sozialen Medien zum Kauf angeboten. Die Hells Angels haben dieses aufgegeben. Grund ist dem Vernehmen nach, dass die Liegenschaft verkauft wurde. Vor kurzem haben sie in Dietikon ein neues Lokal eröffnet, wie auf Facebook mitgeteilt wird.
Früher an der Langstrasse
Vor ungefähr 14 Jahren sind die Hells Angels von der Langstrasse nach Affoltern gezogen. Dort fielen sie den Quartierbewohnenden meistens nicht gross auf. Ihre grossen Motorräder waren zeitweise vor dem Gebäude parkiert, und einige Rocker waren manchmal in Restaurants im Quartier zu sehen.
Letzte Ehre für «Jonny 81»
Doch es gab Ausnahmen. Als «Jonny 81» 2011 zu Grabe getragen wurde, zeigten sich die Hells Angels in einem Grossaufgebot und fuhren von Affoltern ins Nordheim. Der Biker war der dienstälteste Schweizer Hells Angel gewesen. Zuvor wurde die im Clubhaus am Finkenrain aufgebahrte Leiche zum Friedhof gefahren. Dabei erwiesen viele Hells Angels und Mitglieder anderer Motorradclubs dem Toten die letzte Ehre.
Das Züri-Fäscht aufmischen
Auch 2013 fielen die Rocker auf. Rund 180 Biker wollten am Freitagabend das Züri-Fäscht 2013 aufmischen. Im Konvoi fuhren sie gegen 21 Uhr vom Klubhaus der Hells Angels in Affoltern in die Innenstadt. Da stoppte sie die Polizei zum ersten Mal – aus Sicherheitsgründen. So schnell liessen sich die Rocker, Mitglieder der «Höllenengel» und anderer Motorradklubs aus der Schweiz, Deutschland und Österreich, die Feierlaune aber nicht verderben. Sie versuchten es noch einmal, stellten ihre Töffs ab und wollten zu Fuss ans Fest. Aber auch da stoppte sie die Polizei.
Beim 50-Jahr-Jubiläum im Jahr 2020 veranstalteten die Hells Angels einen Corso von Affoltern in die Innenstadt. Zudem gaben sie Einblick in ihr Clublokal in Affoltern. Für Aufsehen sorgte auch eine grössere Auseinandersetzung mit einem anderen Motorradclub. Die Polizei begleitete die «Auswärtigen» in kleinen Gruppen bis zur Autobahn.
Nun wollen die Hells Angels in Dietikon ein weiteres Kapitel der Clubgeschichte schreiben.