Lorenz Steinmann
Schon seit fünf Jahren gibt es bei Fussballspielen im städtischen Letzigrund nur noch Einweg-Plastik-Becher. 2018 stoppte die Stadt das vorherige System mit dem Reycyclingbechern. Grund: die fehlenden Reinigungskapazitäten im Stadion.
Damals sprach die Stadt von einem Versuch mit den Einwegbechern, noch nicht von einer definitiven Lösung mit dem Plastik. Doch heute ist die Stadt, die sich sonst die Ökologie als eines der obersten Ziele auf ihre Fahne schreibt, fast keinen Schritt weiter. Dabei schreibt die Stadt kleineren privaten Festbetreibern sehr strenge Umwelt- und Recyclingauflagen vor.
Immerhin eine Prüfung
Immerhin: Gegenüber «Zürich24» sagt der Sprecher des zuständigen Schul- und Sportdepartements, die Einführung von Mehrwegbechern im Stadion Letzigrund sei nun geplant. «Aktuell wird geprüft, welche baulichen Massnahmen (notwendige Lagerflächen, Reinigungsanlage etc.) wann und wie umgesetzt werden können», so Marc Caprez. Über den Zeithorizont könne er jedoch keine Auskunft geben. Der logistische und finanzielle Aufwand sei sehr gross.
Laut der Stadt Zürich gab es mit den Recyclingbechern immer mal wieder Probleme. Bei einem Fussballspiel wurden bis zu 45000 Becher ausgegeben, je nach Spiel bzw. Gegner bzw. Anzahl Zuschauende. Die Anzahl Verkaufs- und Rücknahmestellen war jedoch stark beschränkt, was zu zahlreichen Kundenreklamationen führte. Folglich landeten viele Mehrwegbecher im Abfall, was die Ökobilanz erheblich verschlechterte. Laut der Stadt mussten die Becher damals mit dem Lastwagen nach Basel transportiert werden, was die Ökobilanz zusätzlich belastete.
Mehrwegbecher ist besser
Punkto Ökologie ist ein Mehrwegbecher bei einer auf den Veranstaltungsort ausgelegten Lagerkapazität und Reinigungsanlage gegenüber dem PLA-Becher in der Regel etwas im Vorteil, ist sogar die Stadt überzeugt. Trotzdem nimmt man das Projekt mit einer funktionierenden Reinigungsanlage erst 15 Jahre nach Eröffnung des neuen Stadions in Angriff.
Basel hat ihn schon
Das Stadion in Basel hat zwar ein Mehrwegbechersystem in Betrieb, die notwendigen Becher werden jedoch jeweils vor den Spielen angeliefert und anschliessend zur externen Reinigung wieder abtransportiert. «Positive wie negative Erfahrungen in anderen Stadien werden selbstverständlich in die angestrebte Lösung für das Stadion Letzigrund einfliessen», versichert Marc Caprez gegenüber zürich24.ch.
Indirekten Support bekommt die Stadt Zürich aus Bern. Das dortige Wankdorf-Stadion verfügt ebenfalls über kein Mehrwegbechersystem im Fussballbetrieb. Beim Rammstein-Konzert wurden Depotbecher abgegeben, welche gleichzeitig Merchandise-Produkt von Rammstein und nicht ein Angebot des Stadions waren.
Coldplay macht es vor
Dass es schon heute ökologischer geht im Letzigrund, zeigt am Samstag und am Sonntag Coldplay. Für die 48000 Musikfans im Letzigrund gibt es PLA-Becher aus Biokunststoff. Dieser kann kompostiert werden und stammt aus nachwachsenden Rohstoffen wie etwa Mais. Was die Stadt Zürich nicht schafft, gelingt den Briten. Sie pflanzen für jedes Ticket einen Baum und verwenden das erste tourfähige Batteriesystem. Sie verzichten als im Gegensatz zu allen anderen Eventveranstalter auf dieselbetriebene Stromgeneratoren.