Dominique Rais
Aufgewachsen im einstigen Arbeiterviertel Aussersihl war Hugo Koblet (†39, 1925–1964) schon als junger Bursche viel mit dem Velo unterwegs. Im Betrieb seiner Eltern Adolf und Helene, einer kleinen, aber angesehenen Bäckerei an der Hildastrasse beim Lochergut, musste Koblet nach dem Tod seines Vaters schon früh mitanpacken. Als jüngster Spross der Familie war er damals für die Auslieferung der Backwaren per Velo verantwortlich. Später beginnt er eine Lehre als Fahrradmechaniker auf der Offenen Rennbahn Oerlikon und kommt so in Berührung mit den renommierten Radsportlern und Veloteammanagern der damaligen Zeit.
Der Bahnradsport erfreut sich zu jener Zeit zunehmender Beliebtheit. Und so erliegt damals auch Koblet selbst dem Bann des Bahnradsport. 1943 – vor nun mehr 80 Jahren – bestreitet der gerade mal 18-jährige Koblet sein erstes Amateurrennen. Zwei Jahre später, 1945, fährt er beim Schweizer Bahnverfolgungsrennen den Amateurmeistertitel ein. Im Folgejahr wechselt er in die Profisportliga. Für Koblet gab es von da an kein Halten mehr. So gelang es dem Bäckerssohn in den darauffolgenden Jahren, seinen Titel als Schweizer Bahnmeister wiederholt zu verteidigen. Trotz seiner nationalen Siege blieb der Durchbruch auf internationaler Ebene vorerst noch aus.
Der rasante Aufstieg von Zürichs «Pédaleur de Charme»
Schon bald aber blieb Koblets Talent auf dem Zweirad nicht länger unbemerkt. Spätestens dann, als er 1947 auf der Etappe Zürich–Siebnen den Etappensieg erlangte. Anfang 1950 stösst Koblet auf Empfehlung hin als Ersatzfahrer zum Team des ehemaligen italienischen Profi-Radrennfahrers und Giro-Gewinners Learco Guerra (1902–1963). Im Sommer 1950 gewinnt er als erster Nicht-Italiener überhaupt den 33. Giro d’Italia. Von da an geht es für Koblet steil bergauf.