Pia Meier
Den meisten Menschen ist der Höhlenmord am Bruggerberg im Kanton Aargau wegen seiner Brutalität und der Schlagzeilen in den Medien in Erinnerung geblieben. Ein junger Mann hat seinen besten Freund aus Neid und Eifersucht in einer Höhle lebendig begraben. Aber auch der Mord an «Godzilla» in Affoltern hat für Schlagzeilen gesorgt. Eine junge Frau hat ihren gewalttätigen Freund mit fünf Kugeln erschossen. Zwei Kugeln waren gemäss Gerichtsentscheid zuviel für reine Notwehr.
Mord wegen Erpressung
Brutal war auch der Mord im Seefeld. Ein zufällig ausgewähltes Opfer musste sterben, weil der Täter, der auf Hafturlaub war, einen Gefängniskumpel freipressen wollte. Dies sind drei der zwölf spannenden und spektakulären Kriminalfälle, die Autor Stefan Hohler in seinem Buch «Mord im Dutzend» beschreibt. Er hat diese Fälle in den letzten Jahren als Journalist vor Ort und vor Gericht erlebt. «An den Gerichtsverhandlungen erhalten Täter und Opfer in vielen Fällen erstmals ein Gesicht in der Öffentlichkeit und bis anhin unbekannte Hintergründe zur Tat kommen zum Vorschein», erläutert Hohler. Die von ihm beschriebenen aussergewöhnlichen Mordfälle sorgten in den Medien und in der Öffentlichkeit für Schlagzeilen. Anhand der aufgeführten Kapitalverbrechen zeigt Hohler im Buch zudem auf, wie die Justiz funktioniert und welche Faktoren sich bei der Urteilsbegründung niederschlagen. «Dass die Urteile oft im unteren oder mittleren Drittel des möglichen Strafmasses liegen, befremdet mich bei Kapitalverbrechen jedoch häufig», hält Hohler fest. «Hier wird meiner Ansicht nach zu wenig an die Angehörigen der Opfer gedacht.»
Staatsanwalt findet's gut
Dass die Berichte von Hohler authentisch sind, bestätigt Adrian Kaegi, Zürcher Staatsanwalt von 2004 bis 2023. Er bezeichnet das Buch als packendes Zeitdokument über die menschlichen Abgründe schwerster Gewaltkriminalität. «Als ehemaliger Staatsanwalt und Verfahrensleiter des Mordfalls im Seefeld stehe ich als Garant dafür, dass der Autor dieses Werks dem Leser einen hochgradig authentischen und detailgetreuen Einblick in die Welt des Verbrechens verschafft, ungeschminkt und oft verstörend.» Hohler selber hält im Vorwort des Buches fest: «Bei den direkten Gesprächen in den szenischen Einstiegen habe ich mir eine gewisse journalistische Freiheit erlaubt. Die Dialoge bei den Gerichtsverhandlungen und in den Anklageschriften sind dagegen wörtlich übernommen worden.»
Hohler hat bereits 2019 ein ähnliches Buch mit dem Titel «13 Mordfälle und eine Amour Fou» herausgegeben.
Mord im Dutzend, Stefan Hohler, 2023, ISBN 978-3-907339-42-8. Edition Königsstuhl.