Jeremy Gasser, den Circus Conelli gibt es seit 41 Jahren, 14 Jahre länger, als Sie auf der Welt sind … Gibt es eine allererste Erinnerung an den Conelli?
Ja. Es ist ein Geräusch. Jedes Mal, wenn ich irgendwo auf der Welt höre, wie jemand einen Rollkoffer über Pflastersteine zieht, erinnert mich das klappernde Geräusch an Conelli.
Warum das denn?
Wir wohnen ja während der Spielzeit in Zürich. Immer, wenn unsere Eltern vom Conelli auf dem Bauschänzli in die Altstadt von Zürich ins Hotel gingen, zogen sie an der einen Hand einen Rollkoffer hinter sich her. An der anderen Hand hielten sie mich und meinen Bruder, die beiden kleinen Buben. Ich war damals etwa vier, fünf Jahre alt.
Und die erste Erinnerung an die Manege?
Diese geht auf die gleiche Zeit zurück. Ich durfte damals im Finale erstmals meiner Grossmutter Gerda Blumen in die Manege bringen. Ich hatte schweissnasse Hände vor lauter Aufregung.
War es schon damals für Sie klar, dass Sie später die gleiche Laufbahn wie Ihre Grosseltern und Ihre Eltern einschlagen würden?
Ja, das war früh klar für mich. Ich konnte mir nie etwas anderes vorstellen. Ich wusste, ich wollte auch einmal, so wie Grossvater Conny, den Park und den Circus machen. Kaum war die Schule fertig, gab es für mich nur Zirkus oder Park. Ich übte wie ein Besessener an einer Jonglagenummer.
Trotzdem machten Sie aber eine «normale» Ausbildung ...
Ja, ich begann mit einer Berufslehre als Elektroinstallateur. Heute bin ich dankbar für den Elektrikerberuf. Alles, was Elektrik – auch Steuerungstechnik bei den Bahnen im Park – angeht, läuft über mich. Auch im Conelli.
Was, glauben Sie, ist der Grund dafür, dass bei Zirkusfamilien die Rollen der Väter und Mütter so oft an die Söhne oder Töchter übergehen? Diese Form der Vererbung gibt es sonst nur bei Royals.
Es ist die Passion, die einem in die Wiege gelegt wird. Ich kann aber nur für unsere Familie und nicht für andere sprechen. Es ist bei uns einfach so. Man wird in eine magische Welt hineingeboren. Man bekommt die harte Arbeit schon als Kind mit – und das ist normal. Der Geruch des Zeltes, der Duft von diesem frisch gewaschenen Plastik, der prägte mich. Nur schon der Aufbau des Chapiteaus, wenn noch gar nichts drin ist, löst bei mir bis heute Glücksgefühle aus. Der Grossvater hat das Unternehmen aufgebaut, mein Vater trägt das Erbe sehr gut weiter und hat es entwickelt und verfeinert, und wir, mein Bruder Tyron und ich, wollen das in ihrem Sinne weiterführen.
Welches sind in diesem Jahr die Nummern, von denen die Leute erzählen werden?
Der Conelli ist der Star, wie immer. Das ganze Erlebnis ist und bleibt einmalig. Es freut mich persönlich sehr, dass es uns gelungen ist, noch einmal Adam und Anton zu verpflichten: zwei grossartige Handstand-Artisten, die in Las Vegas leben und ein letztes Mal überhaupt im Circus
Conelli ihr Programm zeigen werden. Eine Schlussnummer im doppelten Wortsinn also.
Eine Frage noch: Wie geht es Gaston, dem langjährigen Clown vom Conelli, der im letzten Jahr krankheitshalber ausfiel?
Er hat uns grad kürzlich besucht, was uns alle sehr gefreut hat. Er sieht gut und gesund aus. Aber er scheint noch nicht ganz fit, ein ganzes Programm mit teils zwei Vorstellungen am Tag durchstehen zu können. Sein Bühnenpartner Roli und Toninho werden die Gäste wieder mit ihren tollen neuen Slapstick-Ideen zum Lachen bringen. Das hat im letzten Jahr ja wunderbar gepasst mit den beiden.
Infos, Zeiten, Tickets: www.circus-conelli.ch