Patrick Holenstein
Praesens-Film wurde 1924 vom jüdischen Einwanderer Lazar Wechsler gemeinsam mit dem bekannten Flugpionier Walter Mittelholzer gegründet. Anfangs konzentriere sich die Zürcher Firma auf Werbefilme, wenig später ergänzten Auftragsfilme das Portfolio und bald Aufklärungsfilm, die auch für Kontroversen sorgten. Beispielsweise der Film «Frauennot – Frauenglück» von 1930, der das Thema Abtreibung thematisierte und auf viel Gegenwehr stiess. Das Gespür für soziale Themen zählte rasch zu den Stärken von Praesens-Film. Als der Bund in den 1930ern zur Geistigen Landesverteidigung aufrief, entstand mit «Gilberte de Courgenay» ein positiver und aufbauender Film, der bis heute tief in der Kultur des Landes verankert ist. Zudem wurde Anne-Marie Blanc mit dem Film zum Star.
Anfang der 1940er wurde der Sieg der Alliierten langsam absehbar und man widmete sich der Aufarbeitung derGeschichte. Mit «Marie-Louise» (1944) entstand ein Film um ein französisches Mädchen, das im Krieg Bombenangriffe erlebte und für ein halbes Jahre zur Erholung in die Schweiz kommt. International wurde der Film gefeiert und bekam einen Oscar für das Drehbuch. Die Geschichte war Wechsler wichtig, weil er mit seiner Frau selbst ein Mädchen bei sich aufnahm. Der halbdokumentarische Film «Die Gezeichneten» von 1948 behandelt die Geschichte vertriebenerKinder nach dem Krieg und wurde mit zwei Oscars ausgezeichnet.
Der erste Schweizer Farbfilm
Weiter hat Praesens-Film verschiedene wichtige Filme produziert: «Füsilier Wipf» (1938), «Wachtmeister Studer» (1949), namhafte Filme wie «Ueli der Pächter» (1955) oder «Hinter den sieben Gleisen» (1959) und «Es geschah am helllichten Tag» (1958). «Nach dem Krieg wurde mit ‹Heidi› der Nerv der Zeit im Sinne von ‹Schweizer Heimat-Idylle› getroffen und mit ‹Heidi und Peter› der erste Schweizer Farbfilm geschaffen», ergänzt Praesens-Film.