Pia Meier und Tobias Hoffmann
1997 schien die Abrissbirne über dem Hallenbad Altstetten zu schweben. Um die städtischen Finanzen stand es schlecht, der Stadtrat prüfte verschiedene Sparmöglichkeiten. Im Juli legte er ein Bäderkonzept vor, und da sowohl die Eintritte in die Sommer- wie auch in die Hallenbäder im Jahrzehnt davor deutlich gesunken waren, konstatierte er ein Überangebot und legte mehrere Schliessungsvarianten auf den Tisch. Wie die NZZ am 18. Juli 1997 berichtete, hielt der Stadtrat den Zustand des 1973 erbauten Hallenbads Altstetten für «desolat», verordnete die Schliessung aus baupolizeilichen Gründen auf Ende Jahr und fand, es solle dann abgebrochen und das Areal einer anderen Nutzung zugeführt werden.
Gutes Führungszeugnis
Doch bekanntlich existiert das Hallenbad noch. Eine Betriebsgenossenschaft übernahm 1997 den Betrieb, nachdem die Quartierbevölkerung für den Erhalt des Bads demonstriert und die Stadt in ein privatwirtschaftliches Konzept eingewilligt hatte. Die Genossenschaft führt das Bad bis heute im Auftrag des Sportamts Zürich. Im Jahr 1998 gelang es ihr, eine Erweiterung um eine Saunalandschaft zu finanzieren, 2007 kamen ein Wellnessbad sowie eine 110 Meter lange Röhrenrutsche dazu, 2015 schliesslich vergrösserte sie das Planschbecken im Aussenbereich und die Liegewiese. Die Zahl der Besucherinnen und Besucher übertraf vor der Coronapandemie die 300 000er-Marke. 2022 lobte der Stadtrat die Betriebsgenossenschaft und bezeichnete den finanziellen Erfolg und die Entwicklung der Besucherzahlen als Zeugnis für die gute Führung.
Das heutige Zürich steht an einem anderen Punkt als 1997. Es werden Hunderte Millionen in die Infrastruktur der wachsenden Stadt gesteckt. Manchen wird bei so hohen Ausgaben angst und bange. Auch in Bezug auf das Hallenbad Altstetten hat die Stadt als Besitzerin des Bads inzwischen das Heft wieder in die eigene Hand genommen: 2017 gab sie eine Zustandsanalyse des Hallenbads in Auftrag. Die Untersuchungen führten zur Erkenntnis, dass das Gebäude am Ende seines Lebenszyklus steht. Die Pläne für die Instandsetzung wurden jedoch lange nicht fassbar. Nun aber, am 1. Februar, machte sie die Ergebnisse eines Architekturwettbewerbs per Medienmitteilung publik. Die Erneuerung nimmt endlich konkrete Formen an. Und diese wirken überaus attraktiv.
Die Bewohnerschaft Altstettens wurde ebenfalls am 1. Februar an einer Quartierinformation über den Architekturwettbewerb ins Bild gesetzt. Der Anlass in der Drehscheibe an der Hohlstrasse 500 war sehr gut besucht. Die Jury, bestehend aus Vertretenden von Immobilien Stadt Zürich, vom Amt für Hochbauten, vom Sportamt und vom Quartierverein Altstetten, würdigte das Siegerprojekt namens «Nepomuk». Gewonnen haben Berrel Kräutler Architekten AG aus Zürich und Bryum GmbH Landschaftsarchitekten aus Basel. Sie erweitern den Bestandsbau aus den 1970er-Jahren durch einen Anbau entlang der Stampfenbrunnenstrasse. Schwimm- und Wellnessbereich, Sport- und Trainingshallen, Sauna sowie Restaurant bleiben bestehen.
Aufwertung der Dachlandschaft
Neu ist die Saunalandschaft auf dem Dach und die Terrasse im Westen, die vom Restaurant aus erreichbar ist und einen Überblick über die Liegewiese bietet. Neu ist vor allem auch das Lernschwimmbecken, das im Anbau untergebracht ist, wo es über einen separaten Eingang und Garderobenanlagen für Schulen und Vereine verfügt. Die Integration des Lernschwimmbeckens ins Hallenbad anstelle einer separaten Schulschwimmanlage soll zu betrieblichen Optimierungen und Kosteneinsparungen führen.
Das Siegerprojekt erfüllt die Wettbewerbsanforderungen in Bezug auf ressourcenschonendes, energieeffizientes und wirtschaftliches Bauen. «Mit dem vielseitigen, in einem kompakten Gebäude vereinten Angebot können Kosten eingespart sowie Synergien im Badebetrieb und in der Bewirtschaftung der Anlage genutzt werden», hielten die anwesenden Fachleute fest. Zur Ressourcenschonung kommen Recyclingbeton und Holz zum Einsatz. Letzteres wird beispielsweise für die Verkleidung der Fassaden verwendet. Auf Teilbereichen der begrünten Dachflächen sind Photovoltaikelemente geplant, die einen Teil des Strombedarfs abdecken werden.