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Stadt Zürich
23.02.2024
12.03.2024 19:07 Uhr

Der Zürcher Postkartenmaler, der einst Nordamerikas Ureinwohner porträtierte

Mit Stift und Pinsel hat er hat die indigene Bevölkerung der USA im Zuge seiner Expeditionsreise nach Nordamerika (1832-1834) porträtiert: der Stadtzürcher Maler Karl Bodmer (1809-1893).
Mit Stift und Pinsel hat er hat die indigene Bevölkerung der USA im Zuge seiner Expeditionsreise nach Nordamerika (1832-1834) porträtiert: der Stadtzürcher Maler Karl Bodmer (1809-1893). Bild: Fotomontage: Zürich24/rad, Bilder: Library of Congress/gemeinfrei
ZEITREISE – Der Zürcher Illustrator Karl Bodmer hat im 19. Jahrhundert infolge seiner Teilnahme an der Forschungsreise in den Wilden Westen das Bild von Nordamerikas Ureinwohnern massgebend geprägt. Vor 215 Jahren wurde der später als «Indianer-Maler» bekannte Bodmer in Zürich geboren.

Dominique Rais

Als Sohn eines Baumwollhändlers und dessen Frau wurde er vor 215 Jahren, am 11. Februar 1809, im Haus zum Till im Zürcher Oberdorf geboren: der Maler und Illustrator Karl Bodmer (1809–1893). Bereits in jungen Jahren zeichnete sich beim ge­lernten Lithografen und Kupferstecher sein künstlerisches Talent ab. 1828 ging der 19-jährige Bodmer auf Wanderschaft. In der deutschen Stadt Koblenz machte er sich in der Folge als Landschaftsmaler einen Namen und weckte damit das Interesse des preussischen Prinzen und Natur­forschers Maximilian zu Wied (1782–1867).

Und so kam es, dass dieser ihn im Frühjahr 1832 anfragte, seine Forschungsexpedition nach Nordamerika als dessen erster Zeichner zu begleiten. Bodmer, dem nebst Kost und Logis für seine Dienste auch ein monatliche Gehalt angeboten wurde, liess sich diese Chance nicht entgehen. Im Mai 1832 brach die Expeditionsmannschaft von Rotterdam aus per Schiff nach Boston auf, wo sie am 4. Juli 1832 eintraf. Von dort ging es für das Forschungsteam dann weiter landeinwärts.

Über 400 Skizzen und Aquarelle

An Bord eines Raddampfer führte sie ihre Reise flussaufwärts, entlang der Stützpunkte der Pelzhandelsgesellschaft am Missouri. Ihr Ziel: das Gebiet westlich des Mississippi. Nebst Landschaft sowie Flora und Fauna sollte Bodmer dort, im später als Wilden Westen bekannten Gebiet, vor allem die indigene Bevölkerung Nordamerikas porträtieren.

  • Massika und Wakussase, so die Namen der beiden Indigenen, die sich einst vom Zürcher Künstler Karl Bodmer auf seiner Nordamerika-Reise porträtieren liessen. Bild: Library of Congress
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  • Eine Aufnahme des gebürtigen Stadtzürcher Illustrators Karl Bodmer (1809–1893) aus dem Jahr 1877. Bild: Gemeinfrei
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Auf der 28 Monate andauernden Expedition «Reise in das innere Nord-­America» traf Bodmer auf zahlreiche indigene Stämme – von den Sioux über die Omaha bis zu den Blackfoot. Anfänglich noch von den Ureinwohnern misstrauisch beäugt, gelang es dem einstigen Post­kartenmaler nach und nach, das Vertrauen der Native Americans zu gewinnen.

Im Zuge der Forschungsreise fertigte Bodmer über 400 Skizzen und Aquarelle an, die später als Vorlagen für die druckgrafischen Illustrationen von zu Wieds Reisebericht dienten. Mit Pinsel und Stift und nicht zuletzt dank seiner scharfen Beobachtungsgabe prägte Bodmer im 19. Jahrhundert als «Indianer-­Maler» das Bild von Nordamerikas Ur­einwohnern massgebend.

Sein kunsthistorisches Vermächtnis

Im April 1894 wurde Bodmers künstlerischer Nachlass in Paris, wo er zuletzt bis zu seinem Tod am 30. Oktober 1893 gelebt hatte, versteigert.

Bodmers Zeichnungen wurden schon im Metropolitan Museum of Art in New York City, dem grössten Kunstmuseum der Vereinigten Staaten, ausgestellt.Darüber hinaus befindet sich eine be­achtliche Sammlung seiner Werke im Besitz des Joslyn Art Museum in Omaha, im US-Bundesstaat Nebraska.

Bis heute gelten seine Werke als wichtigstes Dokument über die Kultur der indigenen Bevölkerung der USA am oberen Missouri. Und nicht zuletzt dienten sie auch dem Winnetou-­Schriftsteller Karl May (1842–1912) als Vorlage.

Zeitreise: eine historische Serie

Die historische Serie «Zeitreise» taucht ein in Zürichs Vergangenheit und greift die Geschichten von Menschen und geschichtsträchtigen Ereignissen längst vergangener Tage auf.

Haben Sie historisches Bildmaterial? Dann senden Sie eine E-Mail mit dem Betreff «Zeitreise» und Ihren Fotos an: dominique.rais@lokalinfo.ch

Dominique Rais