«Wir wollen jedes Jahr ein Stück zusammen mit den Jugendlichen erarbeiten, das sich mit einem Stoff befasst, der ihnen unter den Nägeln brennt», hält Joachim Aeschlimann, Co-Leitung AG Theater Rämibühl, fest. Das diesjährige Stück «Valbella» erzählt die Geschichte von einem Chalet in den Bergen, einer Überraschungsparty, einer Gruppe privilegierter Zürcher Jugendlicher und einem Schneegestöber mitsamt Lawine und abgeschnittenem Weg ins Tal... Das sind die Zutaten für die ultimative Katastrophengeschichte. Die AG Theater Rämibühl spielt frei nach «Herr der Fliegen», geschrieben 1954 von Literaturnobelpreisträger William Golding. Darin überlebt eine Gruppe von Kindern einen Flugzeugabsturz und muss sich fortan auf einer kleinen Südseeinsel zurechtfinden. Der Wegbruch der zivilisatorischen Ordnung der Erwachsenen mündet im Massaker. Wer hört sich nicht gerne eine nervenaufreibende Story von Niedergang und drohender Katastrophe an? Das haben sich die AG Theater Rämibühl und das Theater Neumarkt auch gedacht. Genau 70 Jahre nach Erscheinen nehmen sie sich dem Klassiker an und fragen, ob und wie sich die Erzählung vom Zivilisationsverlust hier in der schönen Schweiz ereignen könnte. Herausgekommen ist «Valbella», die ultimative Katastrophengeschichte nach Zürcher Art.
Eine Institution unter den Jugendtheatern
Die AG Theater Rämibühl,1972 gegründet, besteht aus Schülerinnen und Schülern der Gymnasien Rämibühl. Es ist zur Institution unter den Jugendtheatern geworden. Dieses Jahr bespielt das junge Ensemble erstmals die Neumarkt-Bühne. Auf der Bühne stehen Noah Bernheim, Theodor Davidoff, Dean Federer, Cora Nanut, Nela Piwonska, Philine Oldenhage, Nour Rüttimann, Daria Semenova, Leslie Siegenthaler, Fyn Stähelin, Mindra Theisohn, Angelo Turchi, Lisa Waltenspül und Seth Weller Caballero. Vom Theater Neumarkt spielt Alireza Bayram mit. Für Leitung und Konzept sind Joachim Aeschlimann, Sabina Aeschlimann und Daniel Riniker zuständig. Regie führen Joachim Aeschlimann und Daniel Riniker. Regieassistenzen sind Lou Eberhardt und Lee Fischer. Dramaturgie Eneas Nikolai Prawdzic.
Warum beteiligt sich das Theater Neumarkt? «Wir wollen Gruppen in der Stadt eine Plattform bieten. Letztes Jahr waren ältere Menschen an der Reihe, dieses Jahr jüngere», hält Eneas Nikolai Prawdzic, Hausdramaturg am Neumarkt, fest. Sie wollen damit die junge Bevölkerung ansprechen. Diese sprechen auf der Bühne nicht die klassische Bühnensprache, sondern ihre eigene. Die AG Theater Rämibühl freut sich sehr im Neumarkt Theater zu spielen. «Es ist eine andere Bühne mit einem anderen Rahmen», fasst Daniel Riniker zusammen.
Das Freifach Theater
Die 14 Schülerinnen und Schüler der Gymnasien Rämibühl besuchen dieses Jahr das Freifach Theater. Und warum spielen sie Theater? Natürlich weil es Spass macht. «In der Schule gibt es viel Theorie. Das Theaterspielen ist für mich ein Antrieb für die Schule», betont Theodor Davidoff (18). Das Theaterspielen habe ihn motiviert, mit der Schule weiterzumachen. Dean Federer (16) betont: «Ich lerne besser und effizienter, denn ich bündle meine Energie.» Zudem müsse man beim Theater spielen zusammenarbeiten. «Das Theaterspielen ist nicht kompetitiv wie die Schule», betont Theodor. Man sei viel freier. Für die Zukunft wollen beide nicht Schauspielerin oder Schauspieler werden, aber Dramaturgie und Inszenierung interessieren sie.