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Kultur
09.03.2024
12.03.2024 14:53 Uhr

Globis Dauerleihgabe ans Landesmuseum

Im neuen Buch erlebt Globi Abenteuer im Landesmuseum Zürich.
Im neuen Buch erlebt Globi Abenteuer im Landesmuseum Zürich. Bild: zvg
Der umtriebige Kinderbuchstar macht in einem neuen Klassikband «Globi im Museum» das Landesmuseum Zürich unsicher – und hinterlässt ein echtes Schwert.

Alexander Vitolić

Gegenüber vom Saal mit den Rüstungen, gleich beim Aufgang zur Familienausstellung im Westflügel, ist es ausgestellt hinter einer dicken Scheibe Glas: Ein massives, langes, leicht rostfleckiges Eisenschwert – nicht irgendeins, Globi selbst habe es dereinst geschenkt bekommen, so steht es im neuen Klassikband «Globi im Museum» und in der Beschriftung des Ausstellungsstücks zu lesen.

Die Frage, ob es sich bei seinem Fundstück aus einer Dachstockräumung (ja, Globi macht so was mittlerweile) um ein echtes Artefakt aus mittelalterlicher Zeit handelt, führt Globi in der Geschichte ins Landesmuseum, durch die Ausstellungshallen und Depoträume des Museums, bis zu einem Schwertexperten. Wie es sich für die historisch anspielungsreichen Geschichten des Zürcher Globi-Zeichners Daniel Frick (auch: «Globi im alten China», «Globis Abenteuer in Rom») gehört, reist der ewig junge, blaue Vogel dabei während eines Nickerchens ein ganzes Stück weit zurück in die Vergangenheit. Er nimmt Teil am Zürcher Wurstessen, schliesst eine Freundschaft mit dem grünen «Wilden Mann» und verärgert Wilhelm Tell mit einem kleinen, aber nicht ganz ungefährlichen Missgeschick – eine Hommage übrigens an eine Szene aus dem Film «Who Framed Roger Rabbit» von 1988, wie Daniel Frick an der gut besuchten Vernissage am Donnerstag heiter preisgibt.

  • Es gibt es tatsächlich (v. l.): Verseschmied Boni Koller, Zeichner Daniel Frick, und Landesmuseum-Direktorin Denise Tonella neben Globis Schwert. Bild: Danilo Rüttimann (SNM)
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  • Waffenschmied Reto Zürcher hat grossen Wert auf Authentizität gelegt, schliesslich stammt Globis Schwert aus dem Mittelalter: «Da muss dann schon auch ein bisschen Rost dran sein.» Bild: Danilo Rüttimann (SNM)
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  • So sieht das neue Globi-Buch aus: Globi im Museum, von Daniel Frick, Boni Koller, Globi Verlag, 100 Seiten, 25.90 Franken ISBN 978-3-85703-548-7 Bild: zvg
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Ein Fake im Landesmuseum

Während der umfangreichen Recherche zur Geschichte des Buches, die sich über fast zwei Jahre erstreckte, kam Andrej Abplanalp, Leiter Marketing und Kommunikation, bei einem der gemeinsamen Erkundungsgänge mit dem Zeichner auf die Idee, mit dem Schwert ein echtes Artefakt zu kreieren und damit ein Stück Fiktion aus einem Globi-Buch Realität werden zu lassen. Und dazu musste ein Schmied her, und auch hier, nicht irgendwer: Reto Zürcher aus Huttwil hält seit 2021 einen Weltrekord inne für die Fertigung eines Damastschwerts bei einer recht speziellen Disziplin: «Die meisten einhändig ausgeführten Schnitte in einer Minute durch zu Rollen gebündelte Tatami-Matten.» Man erfährt auf seiner Website sehr viel darüber. Ganz so scharf sollte das Globi-Schwert nicht werden, und zum Einsatz wird es wohl auch nie kommen. Den Moment aber, als Zürcher nach Hause kam und seiner Familie eröffnen konnte, dass er ein echtes Schwert für Globi schmieden (und ein bisschen «alt machen») werde, vergisst Zürcher auch nicht mehr.

Kritische Globi-Leser werden sich die Frage schon lange stellen: Ein Fake also im Landesmuseum? Das geht doch nicht ... Natürlich hat sie als Historikerin hinterfragt, ob man so etwas machen dürfe, verrät Museumsdirektorin Denise Tonella bei der Enthüllung, aber die Begeisterung für so ein Projekt habe auch sie schnell erfasst. Selbst wenn Globi für die Tessinerin bis zu ihrem Umzug in die Deutschschweiz mit 22 Jahren eigentlich eine unbekannte Figur war: «Als Kind habe ich die Comicbuch-Reihe Pimpa verschlungen», erinnert sie sich. Die Gefahr einer Täuschung besteht indes nicht wirklich. Das Werk ist ganz klar als Dauerleihgabe deklariert. Von Globi.

Globi im Museum, von Daniel Frick, Boni Koller, Globi Verlag, 100 Seiten, 25.90 Franken ISBN 978-3-85703-548-7.

Alexander Vitolić/Zürich24