Dominique Rais
Einst war sie die einflussreichste Frau der Stadt Zürich: die Äbtissin Katharina von Zimmern (1478–1547). Als Tochter aus adligem Haus kam sie als junges Mädchen in die Limmatstadt, nachdem ihr Vater 1488 bei Kaiser Friedrich III. in Ungnade gefallen war. Um Katharina ebenso wie ihre Schwester Anna vor wirtschaftlichen Nöten und sozialem Abstieg zu bewahren, wurden beide im Zürcher Fraumünster untergebracht, wo Katharina 1496, im Alter von gerade mal 18 Jahren, als Äbtissin in ihr Amt gewählt wurde.
In ihrer Funktion als Vorsteherin des Fraumünsters war sie fortan nicht nur für die Geschicke der Abtei verantwortlich, sondern war als Äbtissin damals zugleich auch Stadtherrin von Zürich. Sie nahm Steuern ein, erhob Zölle und war während des Mittelalters somit eine zentrale Figur in der damaligen Stadtzürcher Politik.
Während ihrer 28 Jahre dauernden Amtszeit als Äbtissin liess sie einen Teil der Abtei neu bauen. Dazu gehörten auch die beiden Türme des Fraumünsters, von denen heute jedoch nur noch der Nordturm steht. Der Südturm wurde 1728 im Zuge von Neugestaltungsarbeiten am Kloster bis auf die Höhe des Querschiffs abgetragen.
Eine Äbtissin mit Weitblick
Historisch betrachtet erlangte von Zimmern vor allem mit dem Ende ihrer Herrschaft 1524 allgemeine Bekanntheit. Urkundlich festgehalten übergab Zürichs letzte Äbtissin vor 500 Jahren die Fraumünsterabtei und die Kirche mit all ihren Besitztümern und Ländereien an die Stadt Zürich, um so «die Stadt vor Unruhe und Ungemach zu bewahren und zu tun, was Zürich lieb und dienlich ist».