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Kultur
26.06.2024
19.06.2024 16:16 Uhr

Von Live-Musik bis Literatur: Fünf Tipps für den Zürcher Kultur-Sommer

Mit der Konzertreihe «Live am Mittwuch» verwandelt sich die Barfussbar in der historischen Frauenbadi während der Sommermonate in eine Konzert-Location für aufstrebende Musikerinnen und Musiker.
Mit der Konzertreihe «Live am Mittwuch» verwandelt sich die Barfussbar in der historischen Frauenbadi während der Sommermonate in eine Konzert-Location für aufstrebende Musikerinnen und Musiker. Bild: stillwavystudio
Wenn gefühlt halb Zürich verreist ist und der Rest sich mit dem von The Lovin’ Spoonful besungenen «Summer in the City» arrangieren muss,ist jene Zeit, welche die Kultur ins Freie bringt. Zürich ist im Sommer voller Events unter – mehr oder weniger – freiem Himmel.

Patrick Holenstein

Am schönsten ist der Sommer jeweils, wenn die Abende sich langsam von der Hitze befreien, die Menschen auf die Strasse, in die Cafés oder an den Seeströmen und sich das züricherisch-­mediterrane Lebensgefühl durch die Poren strömen lassen.

In diesen Momenten kommt oft die Kultur zum Zuge. Ob gelesene Wörter am Literaturfestival durch die warme Luft flirren, neue Klänge die Barfussbadi er­füllen, am Caliente getanzt wird, beim Filmfluss in cineastische Welten ein­getaucht wird oder bei der Langen Nacht der Zürcher Museen die besagten Kulturinstitutionen unsicher gemacht werden: Die sommerliche Atmosphäre sorgt für die richtige Stimmung.

Live-Musik an der Limmat

Zürcher Geschichte und gemütlicheAtmosphäre verbindet die Barfussbar bis zum 11. September mit fein kuratierten Konzerten, der «Live am Mittwuch»-Serie. Am Tag bietet die historische Frauenbadi einen geschützten Platz für Frauen, um in der Limmat zu baden. Am Abend öffnet sich das Lokal für alle, um den Tag ausklingen zu lassen.

Die Barfussbar direkt unterhalb des Bauschänzli bietet in der Saison 2024 eine breite Palette. Von Nina Attal, die sich leichtfüssig zwischen Blues, Soul und Jazz bewegt, über Indie-Rock mit Bona Rhodes und Deep House aus der Feder von Kyyelle & Salêm bis zum Indie-Pop von Qeller, der durchaus ein Versprechen für die Zukunft sein dürfte.

Die Barfussbar setzt beim Programm einen ganz klaren Schwerpunkt. «Unser Hauptaugenmerk beim Booking von ‹Live am Mittwuch› liegt auf der Förderung
aufstrebender Musiker/‑innen aus Zürich und der umliegenden Region, wobei wir grossen Wert auf musikalische Diversität legen. Da unser Betrieb tagsüber als Frauen­bad dient, sind wir natürlich sehr empfänglich für weibliche Talente», sagt Eliane Weber, Bookerin von «Live am Mittwuch».

Ebenfalls im Line-up ist Lily Claire, die Zürcher Songwriterin, die sich mit französischem Indie-Pop und Chanson eine Klangwelt erschafft, die durchaus zu milden Sommerabenden passen dürfte. Das Beste daran: Für sämtliche Konzerte gilt freier Eintritt bzw.eine Kollekte.

Karibische Klänge am Caliente

Musikalisch etwas tanzbarer ist das Caliente, das sich seit Jahren grosserBeliebtheit erfreut. Vom 5. bis zum 7. Juli verwandelt sich das Gebiet um das Volkshaus, die Langstrasse und neu zusätzlich die Kasernenwiese in einen treibenden Kessel aus lateinamerikanischen, mediterranen oder karibischen Klängen mit einem Hauch World Music.

Neben der mitreissenden Lebensfreu­de bietet das Festival diverse Live-Acts von Samba über Capoeira bis zu Mariachi-­Bands und DJs. Natürlich fehlen Essensstände genauso wenig wie ein Markt. Das Caliente ist seit Jahren äusserst beliebt und zieht viele Menschen an.

Literatur im Herzen von Zürich

Der Welt der Wörter widmet sich das ­Literaturfestival, das zwischen 8. und 14. Juli vom Kaufleuten und dem Literatur­haus Zürich präsentiert wird – bei schönem Wetter im Alten Botanischen Garten. Das Programm bietet verschiedene Lesungen und Kulturabende.

So leitet SRF-Sternstunde-Moderatorin und Philosophin Barbara Bleisch eine Diskussion zum Thema «Wie verändert künstliche Intelligenz unsere Welt?».Bei der Gesprächsrunde mit dabei sind Miriam Meckel, Professorin für Kommunikations­management an der Universität St. Gallen und Gastprofessorin an der Universität Harvard, sowie Léa Steinacker, Sozialwissenschaftlerin, Journalistin und Unternehmerin.

Ebenfalls am Literaturfestival anzutreffen sein werden renommierte Personen wie Saša Stanišić, der zu den wichtigsten deutschen Autoren der Gegenwart zählt, sowie die britische Star-Autorin Zadie Smith, die gerade mit einem Roman über einen Hochstapler im viktorianischen Zeitalter, der die Menschen antreibt, für Furore sorgt. Ihr Bezug zu Donald Trump in der Geschichte ist dabei sehr bewusst gewählt. Manche Abende sind zwar bereits ausverkauft, lassen sich aber via Stream trotzdem mitverfolgen.

Open-Air-Kino am Fluss

Die cineastische Kunst ist in Zürich äusserst beliebt. Das vielleicht schönste Open-Air-Kino steht direkt an der kühlenden Lebensader der Stadt, und während die Limmat stoisch Wassermassen in Richtung Aare geleitet, flimmern zwischen 10. und 28. Juli verschiedene Perlen aus dem Kino-Kosmos über die Leinwand des Open-Air-­Kinos Filmfluss in der Badi Unterer Letten.

30 Jahre feiert das Kino in diesem Jahr. Wobei – so richtig gefeiert wird bewusst nicht. Lieber legt das Team um Pablo A. Massa den Fokus auf das, was seit drei Jahrzehnten die Stärke ist: Bescheidenheit und die Liebe zum Kino.

In den Worten des Filmflusses klingt da so: «30 Jahre Kino am Fluss – ein Rückblick auf einen voll beladenen Schwertransporter-Konvoi mit unzähligen Geschichten. Eine ungewöhnliche Pilgerreise mit unvergesslichen Momenten. Ein Filmfluss, der Wellen schlägt in der Dramaturgie der Zürcher Filmnächte und seit 1994 zu einem Augenschein in die Flussbadi Unterer Letten einlädt.» Im Programm sind Filme wie der Oscar-prämierte «The Holdovers», «Dogman» von Luc Besson, isländische Filmkunst mit «Fearless Flyers» oder rhetorisch bissige Dramatik mit «Der Nachname».

Zürcher Museen entdecken

Den Abschluss der fünf Ausgeh-Tipps widmen wir einem inzwischen fast traditionellen Schlusspunkt im Zürcher Kultur-Sommer: Die Lange Nacht der Zürcher Museen. Dann werden auch in diesem Jahr – konkret am 7. September – wieder viele Museen zwischen 18 und 2 Uhr ihre Tore öffnen.

Noch sind die an der Langen Nacht der Zürcher Museen beteiligten Häuser nicht bekannt. Doch in der Vergangenheit war die Bandbreite riesig, vom Zoo Zürich über das Kunsthaus bis zum Landesmuseum. Für Interessierte wird es sicherlich auch in diesem Jahr Spannendes zu entdecken geben.

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Online-Kultur-Magazin Bäckstage.ch

Patrick Holenstein