Kommentar von Pascal Turin
Vielleicht braucht es ein wenig gesunde Distanz, bis man das Gesamtbild ins Auge fassen kann: Die Schweiz steht schon wieder in der Gruppenphase einer Fussball-Endrunde. Das ist eine grossartige Leistung für eine kleine Fussballnation. Eine Binsenweisheit stimmt nämlich an der Fussball-EM haargenau: «Es gibt keine Kleinen mehr.»
Morgen Samstag gehts für die Nati los gegen Ungarn, danach folgt Schottland und als Schlussbouquet der Knüller gegen Deutschland. Aber halt! Schluss soll dann natürlich noch lange nicht sein. Wahrscheinlich schaffen wir es bis ins Achtelfinal – und sogar weiter. Man wird doch wohl noch träumen dürfen.
Wenn man aber aktuell in den Blätterwald schaut, dann kann einem ja fast Angst und Bange werden. Leicht überspitzt formuliert dreht sich alles um solche Fragen: Ist Murat Yakin der richtige Trainer und bei wie vielen Gegentoren muss er gehen? Hat Xherdan Shaqiri in Chicago das Fussballspielen verlernt? Ja und was ist eigentlich mit Dan Ndoye? Granit Xhaka habe ich hier extra nicht erwähnt, weil der den Schweizer Fans sowieso nichts recht machen kann. Zu selbstbewusst, zu arrogant – und war da nicht mal was mit den blond gefärbten Haaren an der EM 2021?
Aber müssen wir uns die EM wirklich schon vor Beginn madigmachen? Statt unseren Jungs etwas zuzutrauen, suchen wir angestrengt nach Gründen, warum sie uns enttäuschen könnten. Das ist wirklich schade.
Am Ende zählt die Leistung auf dem Platz – und es macht umso mehr Spass, dem eigenen Nationalteam zuzuschauen, wenn man den Fernseher mit einer grossen Portion Vorfreude einschaltet. Dazu noch ein kühles Bier und die schönste Jahreszeit (zumindest für Fussballfans) kann beginnen.