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Zürich Nord
19.07.2024
04.08.2024 19:26 Uhr

Das steckt hinter den geheimnisvollen 24 Autobahn-Häuschen

Die Natur hat das Autobahndach schon recht stark in Beschlag genommen. Die vielen kleinen Aufbauten sind Rauchabzüge für wenn es im Tunnel brennt.
Die Natur hat das Autobahndach schon recht stark in Beschlag genommen. Die vielen kleinen Aufbauten sind Rauchabzüge für wenn es im Tunnel brennt. Bild: Pia Meier
Die Gestaltung des Ueberlandparks in Schwamendingen nimmt Form an. Ein Teil ist bereits überwachsen. Die Eröffnung findet aber erst im Mai 2025 statt. Ob es manchmal nicht einfach zu heiss sein wird auf dem Autobahndeckel, wird sich weisen. Und ja, die markanten Häuschen sind .... Kamine im Brandfall.

Pia Meier

Der Probebetrieb für den Schöneichtunnel wird Ende August beendet sein, wie Rolf Eberle vom Bundesamt für Strassen Astra anlässlich einer Begehung auf dem Ueberlandpark sagte. «Der Ausdruck ‹Einhausung Schwamendingen› war ein Arbeitstitel», betont er. Dieser sei nun Geschichte. «Der Tunnel heisst inklusive des neuen Teils Schöneichtunnel.» Darin fahren mehr als 100 000 Fahrzeuge pro Tag. Zurzeit wird der Ueberlandpark gestaltet. Er wird im Mai 2025 eröffnet. Das genaue Datum ist noch nicht bestimmt.

Wer sich im Ueberlandpark aufhält, spürt wenig vom Verkehr am Ende des Tunnels in Richtung Aubrugg. Allerdings weisen verschiedene Strukturen auf den Verkehr hin. So zum Beispiel die insgesamt 24 kleinen «Gebäude». Diese sollen in Notfallsituationen im Tunnel für Lüftung sorgen. Der Ueberlandpark ist rund 1 Kilometer lang, 30 Meter breit und 8 Meter hoch. Allerdings ist der Aufbau nicht überall gleich dick. Er variiert zwischen 30 Zentimetern über dem Tramtunnel und am vorderen Ende zwischen 80 und 90 Zentimetern. «Das sind Herausforderungen für die Gewichte im Park», hält Silvan Durscher, Projektleiter von Grün Stadt Zürich, fest. So könnten wegen ­Gewichtsbegrenzungen nicht überall Bäume gepflanzt werden. Zudem müssten diese flache Wurzeln aufweisen. In Richtung Schöneichtunnel werden Schattendächer eingerichtet. Diese geben allerdings nicht so viel Schatten. Auch bis die Bäume eine gewisse Grösse erreicht haben, dauert es. Zudem ist der Standort sehr trocken.

Paradies für Mensch und Tier, doch wie heiss wird es?

Trotzdem ist der Ueberlandpark einzigartig, wie Durscher betont. Er weist auf die Steinmauern hin. Darin würde das grösste Wildbienenhotel der Schweiz entstehen. Die unterschiedlichen Pflanzen mit verschieden farbigen Blüten seien Paradiese für Insekten wie Hummeln. «Es wurden Sanddorn, Weissdorn, Rosen, Berberitze und viele andere Pflanzen gepflanzt», so Durscher. Bei den Bäumen wurden unter anderen Linden, Ahorn und Eichen gesetzt, um nur einige zu erwähnen. Insgesamt würden 10 000 Studenpflanzen und 400 bis 450 Bäume gepflanzt. Ökostrukturen wie Totholz und Steine bieten Schutz für Insekten. Auf dem Teil in Richtung Schöneichtunnel erfolgen die Pflanzungen im Herbst. An etwa zwei Dritteln der Seitenwänden des Ueberlandparks klettern Pflanzen hinauf. Grün Stadt Zürich plant ein Monitoring für Insekten.

Eine Bewässerung ist im Ueberlandpark nicht vorgesehen. «Die Pflanzen müssen sich von Anfang an an Trockenheit gewöhnen», so Durscher. Der Freiraum ist pflegeleicht. Grün Stadt Zürich wird aber zwei neue Gärtner einstellen. Paradiese sind auch die beiden Spielplatzstrukturen für kleinere und grössere Kinder. Eine Attraktion ist die Halterung im Geländer für eine Rutschbahn, die 8 Meter nach unten führt. Die Stadt konnte die Bevölkerung in die Planung der Spielbereiche und der zentralen Saatlen-Terrasse mit Pavillon und ZüriWC einbeziehen. Das Fundament für den Pavillon mit Kiosk und Stüb­­li ist bereit. Der Pavillon wird aus Züriholz bestehen und auf dem Dach eine Photovoltaikanlage haben. In der Zwischenzeit wurde gemäss Grün Stadt Zürich nach lange Suche jemand für die Betreiberschaft gefunden, allerdings ist das Ganze noch nicht spruchreif. Noch offen ist, welche Postleitzahl der Pavillon haben wird, denn die Grenze führt mitten durchs ­Gebäude. Vor dem Pavillon hat es einen 19 Meter langen Brunnen aus Sandstein sowie zahlreiche Sitzgelegenheiten. Weitere Frischwasserbrunnen und Bänke auch zum Liegen sind im Park verteilt. Allgemein sind die Flächen des Ueberlandparks nicht versiegelt. «Dank dem Zusatzkredit ist das Lärmschutzprojekt zu einem Quartierpark geworden», freut sich Durscher.

Problem Velos?

Für Konflikte könnte das Velofahren im Ueberlandpark sorgen. Die Velofahrenden teilen den Kiesweg mit den Zufussgehenden. Nicht schnell, sondern gemeinsam unterwegs, lautet das Motto. «Vorgesehen ist sogenanntes Velospazieren», hält Durscher fest. Speziell ist die Signalethik an verschiedenen Orten im Park. Für das Lichtkonzept ist ewz verantwortlich. Es entspricht den Vorgaben des Plan Lumière. Der Ueberlandpark wird durch Treppen, Rampen und Lifte erschlossen. An verschiedenen Orten sind Brückenschläge zu den geplanten Neubauten entlang dem Ueberlandpark vorgesehen.

Unser Bild vom Frühling 2024 zeigt die markanten Häuschen eindrücklich. Jetzt ist das Geheimnis um deren Sinn geklart. Bild: Lorenz Steinmann/Zürich24
Pia Meier/Zürich24