Patrick Holenstein
Knapp zwei Jahre ist es her, dass der Zürcher Autor Mike Mateescu seinen Roman «Heldenstadt» veröffentlich hat. Jetzt hat er das Buch mithilfe künstlicher Intelligenz in einen Film verwandelt. «Heldenstadt» bezeichnet einfach gesagt eine Stadt, die sich in der Verteidigung des Vaterlandes besonders verdient gemacht hat. In Mike Mateescus neustem Projekt gebührt Dietikon dieses Label.
Der Autor verknüpft den Begriff mit Napoleon, der einst im Limmattal aktiv war. Auch wenn der Begriff «Heldenstadt» nicht direkt auf den Feldherren zurückzuführen ist, funktioniert er als Titel wunderbar. Die Figuren in der Geschichte sind auf ihre Art durchaus mutig. Ein herrlicher Aspekt an «Heldenstadt» ist jedoch, dass die fünf Freunde eben keine Helden im klassischen Sinne sind, sondern durchaus Fehler machen – unnötige Fehler sogar. Der Story verleiht dieser Aspekt elegant eine Art von Glaubwürdigkeit. Wer kann schliesslich von sich behaupten, Zeitreisen auf Anhieb zu beherrschen?
Künstliche Intelligenz im Einsatz
Ein seltsames Treffen bildet den Anfang der Geschichte. Jerry, dessen Vorfahre an der Seite Napoleons gekämpft hatte, lädt sich alte Freunde ein: Rebecca, Damaso, Sandra und Rico. Rasch wird klar, dass hier ein grosser Elefant im Raum steht. Siebzehn Jahre ist es nämlich her, dass die Gruppe als Teenies eine kleine Party feierte, während die restliche Stadt ihr Jubiläum zelebrierte. Urplötzlich wurden die Freunde in jener Nacht gestört und alle rannten in verschiedene Richtungen davon. Nachdem etwas Ruhe eingekehrt war, fanden sie sich wieder, aber es fehlte Jenny. Was mit ihr passierte, blieb für immer im Naturschutzgebiet an der Limmat verborgen.
Im Jahr 2013 präsentiert Jerry der Gruppe eine Möglichkeit, mit der Vergangenheit ins Reine zu kommen und gleichzeitig Jenny zu retten. Er war unsterblich in Jenny verliebt und schaffte es nie, mit ihrem Verschwinden abzuschliessen. Durch einen mystischen Anhänger gelingt es ihm, ein Tor in die Vergangenheit zu öffnen. Aber nur linear und ins Dietikon in der Zeit kurz bevor Jenny verschwand.
Spätestens seit Filmen wie «Zurück in die Zukunft» wissen wir, dass an der Zeit herumdoktern Konsequenzen hat. Diese Regel gilt auch hier, denn mit jedem Zeitsprung zeigen sich neue Baustellen. Als illustriertes Hörbuch funktioniert «Heldenstadt» hervorragend, sofern man sich auf den Stil einlassen kann. Die Illustrationen wirken wie ein Comic, der vorgelesen und gleichzeitig mit stimmungsvoller Musik verstärkt wird. Zwar flacht im Vergleich zu einem Roman das Kopfkino etwas ab, aber als audiovisuelles Konzept ist «Heldenstadt» durchwegs gelungen.