Jeannette Gerber
Über ganze fünf Tage werden dem Publikum spektakuläre Shows gezeigt, und in einem riesigen Angebot an Workshops können Interessierte Zirkusluft schnuppern und ihre Talente entdecken.
Doch wer steckt hinter dem grossen Projekt? Charlotte Mathiessen leitet zusammen mit Nik Huber das jährlich stattfindende Festival. Sie studierte an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) zeitgenössischen Tanz, schloss mit dem Bachelor ab und machte dann den Master in Dramaturgie. Nik Huber studierte gleichzeitig Bühnenbild und schloss ebenfalls mit dem Bachelor ab. Huber war ursprünglich Mechaniker beim Zirkus Chnopf und entwarf später dessen Bühnenbilder. «Im Februar 2023 übernahm er die Gesamtleitung des Zirkusquartiers, und seit Januar 2024 leiten wir es gemeinsam», erzählt Charlotte Mathiessen dieser Zeitung.
Die Idee, ein Zirkusquartier zu schaffen, sei eigentlich der Initiative des Zirkus Chnopf zu verdanken. Der «Chnopf» habe im Winterquartier begonnen, auch übers Jahr Vorstellungen zu geben. «Damit entstand 2016 das Zirkusquartier, das 2019 zum Verein wurde. Seit diesem Januar für insgesamt sechs Jahre fördert uns die Stadt Zürich, wovon auch der Zirkus Chnopf profitiert», so Mathiessen.
Zusammen mit dem Zirkus Chnopf
Die fünfte Durchführung des ZirQus-Festivals findet zum ersten Mal in Kooperation mit dem Zirkus Chnopf statt. Als Nachwuchsförderer erarbeitet dieser seit über 30 Jahren Produktionen mit jungen Talenten und professionellen Zirkusschaffenden. Nach vier Monaten auf Tournee mit dem aktuellen Stück «Le cours des choses» («Der Lauf der Dinge») wird er dieses Jahr die Derniere in seinem Zuhause, dem Zirkusquartier beim alten Güterbahnhof an der Hohlstrasse, feiern. Das Stück handelt von grossen und kleinen Zusammenhängen in einer Gruppe oder einem System. Was geschieht, wenn alle zusammenarbeiten, und was, wenn sie dies gegeneinander tun? Es ist ein Spiel mit Risiko und Humor zwischen Zirkus, Tanz und Musik.
Jonglieren zu zweit
Die beiden Artistinnen Isaline und Yu-Yin, die zusammen im Centre national des Arts du Cirque in Frankreich studierten, gaben dieser Zeitung eine Kostprobe ihres Könnens. Sie zeigten mit vollem Körpereinsatz eine Jonglierkombination von Bällen, einem Diabolo, einer Schnur und zwei Stöcken. Eigentlich wird Jonglieren standardmässig von einer Person praktiziert. Umso spannender sind die Sequenzen zu zweit. Isaline und Yu-Yin sind dieses Jahr Artist in Focus der Nachwuchsförderplattform für angehende Zirkusschaffende während des Festivals. Ausgewählte Künstlerinnen und Künstler entwickeln während einer ein- bis zweiwöchigen Residenz im Zirkusquartier ein Stück, das sie dann als Teil des Programms zeigen dürfen.
Das Duo GingerMoustache erkundet in «Parole en l’air» die Grenzen des Akzeptablen und vereint beeindruckende Partnerakrobatik mit verspieltem Humor.
Premiere am 4. September
Das multidisziplinäre Zirkusstück «The Human Factor» der Companie Hot Lines feiert am Mittwoch, 4. September, um 19 Uhr Premiere. Es handelt sich um das Zusammenspiel von vier Zirkusartistinnen, jede mit einer anderen Fähigkeit: Drahtseil, Chinesischer Mast, Luftartistik und Tanzakrobatik.
Auf der Freilichtbühne wird das clowneske Duo Bill & Fred Production in seiner Show «The Grannies» als zwei ältere Frauen auftreten, die aus ihrem wilden Leben erzählen.
Das Théâtre de l’Extrême nimmt das Publikum auf einen Spaziergang durch das Hard-Quartier auf der Suche nach der Weichheit der Stadt, der «Douceur de la Ville», mit.
Mit «Wir wollen nie, nie, nie» lässt die Companie Raum 305 Luftakrobatik, Puppenspiel, Physical Theatre und Tanz zu Poesie verschmelzen. Zusätzlich wird in unzähligen Workshops dem Publikum die Möglichkeit geboten, sich selbst in Zirkusdisziplinen zu versuchen, beispielsweise mit Sprüngen auf dem Trampolin oder mit Partnerakrobatik und vielem mehr.
Gratis, aber mit Hutsammlung
Der Eintritt für das vielfältige Festival ist gratis, es findet jeweils eine Hutsammlung statt. Alle geben, was sie können oder bereit sind zu geben. Jedenfalls hat sich diese Art von Kollekte seit über 30 Jahren beim Zirkus Chnopf bewährt, wie es heisst.
Vieles, aber nicht alles online
Das Programm sowie die Workshops sind auf der Website des Zirkusfestivals zu finden. Leider hat sich bei Isaline & Yu-Yin im gedruckten Programm ein Fehler eingeschlichen. Charlotte Mathiessen machte darauf aufmerksam, dass die zwei Künstlerinnen am 5. September um 17.45 Uhr und am 7. September um 15 Uhr und nicht wie gedruckt um 17.45 Uhr auftreten werden.