Vor 500 Jahren wurde das Fraumünster an die Stadt Zürich übergeben. In Zusammenarbeit mit dem Verein Katharina von Zimmern zeigen das Baugeschichtliche Archiv und das Stadtarchiv Zürich noch bis am 20. Dezember die öffentliche Ausstellung «Die Äbtissin und der Bürgermeister». Im Haus zum Rech am Neumarkt 4, dem ehemaligen Wohnsitz des Bürgermeisters Diethelm Röist (1482–1544), wird in Form einer doppelbiografischen Ausstellung die Epoche des Übergangs vergegenwärtigt.
Die letzte Äbtissin der Stadt Zürich, Katharina von Zimmern (1478–1547), und des damaligen Bürgermeister, Diethelm Röist, haben einige Parallelen. Beide
hatten prominente Väter, ungefähr das gleiche Alter und waren in zentrale
politischen Funktionen der Stadt Zürich. Und nicht zuletzt waren sie auch die Hauptbeteiligten bei der Übergabe der Fraumünsterabtei an die Stadt.
«Stadt vor Unruhe bewahren»
Doch es gibt auch einige Abweichungen in ihren Biografien, die einander in der Ausstellung gegenübergestellt werden, wie es in einer Mitteilung des Zürcher Stadtarchivs heisst. So geriet Katharinas Vater in kaiserliche Missgunst. Um den sozialen Abstieg abzuwenden, wurde sie als Teenagerin von ihrem Vater im Zürcher Fraumünster, dem damaligen Kloster, untergebracht und wurde im Alter von gerade einmal 18 Jahren bereits Äbtissin.
Doch die Reformation stellte die Existenz der Klöster und Stifte in Zürich infrage. Urkundlich festgehalten übergab Katharina von Zimmern im Spätherbst 1524 die Fraumünsterabtei und die Kirche mit all ihren Besitztümern und Ländereien an die Stadt Zürich, um so «die Stadt vor Unruhe und Ungemach zu bewahren und zu tun, was Zürich lieb und dienlich ist».
Mit der Übergabe verzichtete die Äbtissin auf ihre wichtigen Ämter und Titel. Doch wie ist dieses Ereignis einzuordnen? War die Übergabe ein freiwilliger und mutiger Entscheid einer umsichtigen Frau? Oder geschah sie eher unter Druck der erst kürzlich reformierten Stadt? Fragen wie diesen geht die Ausstellung «Die Äbtissin und der Bürgermeister», die von Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr zugänglich ist, auf den Grund.