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15.09.2024
15.09.2024 14:41 Uhr

«Meister, Meister, Schweizer Meister!»

Das Team von «Glattwägs United».
Das Team von «Glattwägs United». Bild: zvg.
Auf dem Areal des Internationalen Fussballverbands (Fifa) am Züriberg kickt jede Woche ein Strassenfussball-Team: Trainiert wird für die vom Strassenmagazin «Surprise» organisierte Schweizer Meisterschaft im Streetsoccer in Basel. Und tatsächlich schaute der Sieg heraus.

Damjan Bardak

Fast auf dem «Gipfel» des Züribergs, im Areal der Fifa, trainiert jeden Mittwoch das Streetsoccer-Team «Glattwägs United», das sich für die Schweizer Meisterschaft von «Surprise» im Streetsoccer vorbereitet. Diese fand am Samstag in Basel statt. Und tatsächlich holten sich die ­Kicker aus Zürich den Sieg! Doch davon später. 

Bei «Glattwägs United» handelt es sich um einen ehemals von der Stadt Zürich subventionierten Verein, der Schulabgängern und arbeitslosen Jugendlichen sportliche Aktivität anbietet. Diese Subventionen wurden allerdings eingestellt, und der Verein wurde privat von Erich Kreienbühl übernommen.

Erich Kreienbühl, der sowohl Leiter als auch Trainer des Vereins Glattwägs United ist, sagt dazu: «Mein Kollege hat bei Glattwägs gearbeitet, und ich habe diesen Verein dann mit ihm übernommen.» Als sein Kollege weggezogen war, übernahm er den Verein vollständig. Er ist seitdem alleiniger Leiter, Betreuer und Trainer von «Glattwägs United».

Wo Fussball Brücken baut

Die Mannschaft besteht aus Personen, welche gesellschaftlich am Rande stehen. Mehrheitlich sind dies Jugendliche aus Asylunterkünften, die gerne Fussball spielen. Auf die Frage, wie Erich Kreienbühl Mitglieder anzieht, erklärt er, dass er einen Bekannten habe, der Kontakte zu Asylunterkünften pflege. «Er erzählt den Jungs von meinem Verein, und wenn ein Interesse besteht, gibt er ihnen meine Mailadresse oder meine Telefonnummer», so Erich Kreienbühl. Da die Mitglieder aus vielen verschiedenen Ländern stammen, ist die Kommunikation untereinander aber schwierig. 

Da kommt jedoch der Fussballsport zum Zug, der laut Kreienbühl jegliche Kommunikationsbarrieren breche. «Der Sport bereitet den Jungs Freude, und das ist doch die Hauptsache», betont der Trainer. Erich Kreienbühl spricht dennoch mit allen Teammitgliedern deutsch, damit diese die Sprache auch in ihrer Freizeit lernen. Untereinander sprechen die Spieler von «Glattwägs United» englisch, französisch und deutsch. Oder sie kommunizieren in jenen Sprachen, welche Teile des Teams verstehen. Erich Kreienbühl trainiert und betreut das Team ehrenamtlich, weswegen er auf Spenden von Gönnern angewiesen ist. Die Zeitschrift «Surprise», welche im Bereich Streetsoccer engagiert ist, sponsert den Verein nicht. «Glattwägs United» macht lediglich bei den von «Surprise» organisierten Strassenfussballturnieren mit. 

Das Ziel von Kreienbühl ist dabei klar: Er möchte die migrierten jungen Leute bei der Integration unterstützen und ­ihnen die Möglichkeit geben, sich sozial einzufügen. Ausserdem möchte er den Sport Streetsoccer fördern und in Zürich wieder populär machen. Laut Kreienbühl sei nämlich die Streetsoccer-Szene seit der Coronapandemie geschrumpft. 

Doch was ist Streetsoccer überhaupt? Die Sportart ist eine abgeänderte Version des klassischen Fussballs. «Es unterscheidet sich nicht gross vom klassischen Fussball, ausser dass das Spielfeld mit 10 mal 15 Metern deutlich kleiner ist und durch Banden getrennt wird», erklärt Kreienbühl. Dazu zeichnet sich die Sportart aus durch ihre mobile Anlage, die auf jedem beliebigen Terrain, sprich: ­Asphalt, (Kunst-)Rasen oder Sand, auf­gestellt werden kann. Wichtig ist dabei einfach, dass man auf ebener Fläche spielt.  Zum Spielen verwendet man Futsal-Bälle, welche eine eingeschränkte Flug- und Prelleigenschaft haben, damit die Spielerinnen und Spieler ein sauberes Aufbauspiel mit Flachpässen durchführen müssen.

Relativ kleine Tore

Die Tore sind 1,80 Meter breit und 1,40 Meter hoch und daher im Vergleich zu den klassischen Fussballtoren relativ klein. Es spielen zwei Teams mit entweder vier oder fünf Feldspielerinnen und Feldspielern eine Partie von 6 bis 9 Minuten. Eine spezielle Regel ist, dass die Halbkreise der Torwarte für die restlichen Spielerinnen und Spieler tabu sind. Wenn ein Angreifer, sprich: das Team, das den Ball hat, den Halbkreis betritt, bekommt das gegnerische Team einen Freistoss zugesprochen. Wenn allerdings ein Verteidiger den Halbkreis betritt, wird dies mit einem Strafstoss für das gegnerische Team geahndet. Die restlichen Regeln sind dem klassischen Fussball sehr ähnlich. 

Wichtig zu erwähnen ist, dass Streetsoccer eine sogenannte Fun-Variante des Fussballs ist und daher der Spass im ­Zentrum steht. Es ist damit die perfekte Sportart, um solch eine bemerkenswerte Freiwilligenarbeit zu leisten, wie es bei «Glattwägs United» aus Zürich-Nord der Fall ist.

Triumph in Basel

Nun fand am Samstag vor einer Woche die Schweizer Meisterschaft im Strassenfussball statt. Die Spieler freuten sich ungeheuerlich und zeigten brillante Leistungen. Eingeteilt wurde das Team von Erich Kreienbühl in die Serie B, wo es schliesslich auch reüssierte und sich somit Schweizer Meister im Streetsoccer nennen darf. Das Team sei an diesem Turnier noch mehr zusammengewachsen, betont Erich Kreienbühl nach dem Triumph. Dazu berichtete der Trainer bodenständig über die Frage, wie gut das eigene Spiel denn gewesen sei: «Obwohl wir dieses Jahr weniger Zeit investierten als üblicherweise, waren die Leistungen überraschend gut.»

Sie gewannen überraschend in Basel. Die Spieler von Glattwägs United. Bild: zvg.
Damjan Bardak/Zürich24
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