Hakan Aki
Mit seinen rund 3000 Quadratmetern Ausstellungsfläche bietet das Fifa-Museum beim Tessinerplatz dem Fussball-Fan alles, was das Herz begehrt. Neben rund 1000 geschichtsträchtigen Ausstellungsstücken, wechselnden Ausstellungen, einer Sports-Bar können Interessierte auch den originalen WM-Pokal bewundern. Allerdings ist das Anfassen des Pokals verboten. Dies ist einzig den WM-Siegern erlaubt.
Vier ehemalige Schweizer Fussballerinnen und Fussballer trafen sich kürzlich im Rahmen der «Langen Nacht der Zürcher Museen». Anlässlich der Jubiläen der Weltmeisterschaften 1954, 1994 und 2014 mit Schweizer Beteiligung teilten Teilnehmende ihre Erinnerungen. In zwei Gesprächsrunden standen Thomas Bickel (WM 1994), Blerim Dzemaili (WM 2014), Fabienne Humm (Frauen-WM 2015 und 2023) und Prisca Steinegger, heute Fussball-Expertin des Fifa-Museums, für Fragen zur Verfügung, gaben Autogramme, machten Selfies und sorgten für unvergessliche Momente bei Gross und Klein.
Zudem hatten Besucherinnen und Besucher noch bis zwei Uhr morgens die Gelegenheit, die besonderen Objekte, Trikots und Pokale zu bestaunen, aber auch dank besonderen Führungen im und in den Archiven des FIFA-Museums einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.
WM in Brasilien als ein Höhepunkt
Als der ehemalige Kapitän des FC Zürich und Weltenbummler Blerim Dzemaili die Bühne betrat, schallte tobender Applaus durch den Raum. Der 69-fache Nati-Spieler stand bei den Weltmeisterschaften 2006 in Deutschland, 2014 in Brasilien und 2018 in Russland auf dem grünen Rasen. Dzemaili, der unter anderem bei den Bolton Wanderers, dem FC Turin, dem SSC Neapel und Galatasaray Istanbul seine Brötchen verdiente, genoss die Sympathiebekundungen sichtlich. Immer wieder winkte er ins Publikum.
Als Überraschungsmoment seiner WM-Karriere erwähnte der ehemalige Profi die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien: «Ausser dass wir eine hervorragende Weltmeisterschaft spielten, war sie sehr gut organisiert, was wir nicht erwartet haben. Zudem haben uns die Fans grossartig unterstützt und durch das Turnier getragen», erinnerte er sich.
Natürlich wurde er auf die 118. Minute des Achtelfinals gegen Argentinien angesprochen, in der Angel De Maria der Schweizer Nati durch sein spätes Tor das Rückflugticket ausstellte. «Ich erinnere mich, dass ich eingewechselt wurde. Wir bekamen das unglückliche Gegentor, hatten in der 120. Minute noch eine Chance zum Ausgleich. So ist Fussball. Was blieb, war die Erkenntnis, dass wir es gegen so eine grosse Fussballnation wie Argentinien aufnehmen und mithalten können. Nicht zuletzt, weil wir die Anfeuerungsrufe der brasilianischen Fans im Rücken hatten.» Der ehemalige Kapitän des FC Zürich fügte an: «Den fussballerischen Erfolg, den wir damals anstiessen, führten Spieler wie Xhaka, Shaqiri, Rodriguez und Co. fort.»
Hitzfeld war eine Respektsperson
Angesprochen auf seinen damaligen Trainer Ottmar Hitzfeld, den viele auch den General nennen, sagte der ehemalige Nati-Spieler: «Er kam mit grossen nationalen und internationalen Erfolgen und reichlich Erfahrung im Gepäck zur Nati. Ottmar Hitzfeld war für uns alle eine Respektsperson, die viel Ruhe ausstrahlte.» Für ihn persönlich sei die Weltmeisterschaft 2014 in Russland die erfolgreichste gewesen. «Ich habe jedes Spiel bestritten.»
Dzemaili blickt auf eine 20-jährige, erfolgreiche Karriere zurück: «Eine Fussballerkarriere ist verhältnismässig kurz. Deshalb sollte man jede Minute geniessen. Das habe ich getan und bin sehr dankbar für das, was ich erreicht habe.» Er erwähnte «die drei Meisterschaften mit dem FCZ, drei Cupsiege mit Napoli und die Erfolge mit Galatasaray».
Auf die Frage, was er dem Nachwuchs rate, um eine ebenso erfolgreiche Fussballerkarriere an den Tag zu legen, antwortete der alte Fuchs: «Statt in eurer Freizeit am Natel zu hängen, solltet ihr es weglegen, den Ball in die Hand nehmen und auf den Bolzplatz stürmen. Zu meiner Zeit gab es keine sozialen Netzwerke. Das Einzige, was für mich zählte, war der Ball.» Und weiter: «Ich rate allen, die ernsthaft etwas aus sich machen wollen, nicht ihr Leben zu träumen, sondern ihre Träume zu leben.»