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15.10.2024
15.10.2024 12:18 Uhr

Letzte Chance für bedrohte Barsche

Vom Aussterben bedroht: Marakeli-Buntbarsche (dunkel) und Mangarahara-Buntbarsche (hell) tummeln sich im Aquarium des Zoos Zürich.
Vom Aussterben bedroht: Marakeli-Buntbarsche (dunkel) und Mangarahara-Buntbarsche (hell) tummeln sich im Aquarium des Zoos Zürich. Bild: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Zu den vielen endemischen Tierarten in Madagaskar zählen auch etliche Süsswasserfische. Der Zoo Zürich trägt mit einem Zuchtprogramm zur Rettung namentlich des extrem gefährdeten Mangarahara-Buntbarsches bei.

Tobias Hoffmann

Denkt man im Zusammenhang mit Madagaskar an Fische, hat man kaum Süsswasserfische vor Augen. Die viertgrösste Insel der Welt – sie ist grösser als Spanien – liegt gut 400 Kilo­meter vor der Ostküste Afrikas im Indischen Ozean und hat riesige Fischgründe rundherum. Doch wer hätte gedacht, dass man auf Madagaskar 169 Süsswasserarten zählt, von denen zwei Drittel endemisch sind, also nirgendwo sonst auf der Welt vorkommen? Wie ja überhaupt Madagaskar, das sich vor über 150 Millionen Jahren vom Festland getrennt hat, ein einzigartiger Hotspot der Biodiversität ist. Aber wie lange noch? Die Lebensräume für viele Arten werden durch die fortschreitende Abholzung, den Bau von Staudämmen und andere Faktoren immer kleiner.

Der Rückgang der Wildtierfauna hat weltweit dramatische Ausmasse angenommen; laut der Naturschutzorganisation WWF ist der Bestand seit 1970 um fast drei Viertel geschrumpft. Die Aufgabe der Zoos, zur Rettung der Arten beizutragen, wird also immer dringlicher. Der Zoo Zürich fokussiert schon seit langem auf die Ökosysteme Madagaskars, was sich im Namen der Masoala-Halle widerspiegelt; er bezieht sich auf eine mittlerweile grösstenteils unter Naturschutz stehende Halbinsel in Madagaskar.

Rettungsaktion in letzter Minute

Neu sind drei von acht Becken des Aquariums im Zoo Zürich für fünf bedrohte madagassische Süsswasserfischarten reserviert: den Rotschwanz-Ährenfisch sowie vier Buntbarsch­arten, darunter der Mangarahara. Letzterer hatte seinen Lebensraum in einem einzigen Flusssystem im Norden Madagaskars und galt vor zehn Jahren bereits als ausgestorben. Eine dramatische Suchaktion führte jedoch zum Fund von 18 Exemplaren in einem eigentlich für sie als Lebensraum völlig ungeeigneten abgetrennten Seitenarm eines Bachs. Auf einer Fischfarm konnten sie sich erholen und vermehren.

Um den Bestand der Art langfristig zu sichern, wurden 2014 die ersten Nachkommen für die weitere Zucht auf verschiedene Zoos weltweit verteilt. Seit Neuestem ist auch der Zoo Zürich daran beteiligt. Ob die Art aber jemals wieder in ihrem ursprünglichen Biotop heimisch werden kann? Ihr Lebensraum existiert so gut wie nicht mehr, eine Wiederansiedlung ist derzeit nicht möglich.

Forschung erlebbar machen

Voraussetzung für hochstehende Zuchtprogramme ist eine Forschungsstation, wie sie der Zoo am 19. Dezember eröffnen wird. Laut Dominik Ryser, Mediensprecher des Zoos, will man dort nicht nur die Forschung intensivieren, sondern sie auch fürs Publikum erfahrbar machen. Im ersten Stock des Exotariums, über dem Aquarium, erhalten die Besucher Einblicke in die spezialisierte Zucht von Fischen, Reptilien und Insekten und in die Fragen, die sich dabei ergeben. Bei den Buntbarschen zum Beispiel werden laut Ryser verschiedene Faktoren getestet, um die Haltungsbedingungen sowie die Fortpflanzung der Fische zu optimieren. Die Ergebnisse werden nicht nur zwischen den Zoos ausgetauscht, sondern auch an private Züchter weitergegeben, die ebenfalls zum Artenerhalt beitragen können.

Tobias Hoffmann/Zürich24
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