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Kultur
09.12.2024

«Ich lege den Finger auf wunde Punkte»

Der Comiczeichner Olivier Samter.
Der Comiczeichner Olivier Samter. Bild: Karin Steiner
Olivier Samter hat zwei grosse Leidenschaften: Filme und Zeichnen. Beides kann er beruflich umsetzen – als Comiczeichner, Podcast-Autor auf Maxime Cinema und als Moderator diverser Filmfestivals. Dieses Jahr konnte er sich mit einer eigenen Ausstellung einen grossen Wunsch erfüllen.

Karin Steiner

Wer am Zürichsee wohnt und die «Zürichsee-Zeitung» abonniert hat, kennt den Namen Olivier Samter. Seit 2016 setzt sich der 31-jährige Kunst- und Kulturschaffende in «Samters Wochenschau» zeichnerisch mit aktuellen regionalen Themen auseinander. «Ich bin in Meilen aufgewachsen und bin mit der Region vertraut», sagt er. «Heute lebe ich in Zürich und habe mehr Distanz, was kein Nachteil ist.»

Jeweils Mitte der Woche bekommt er einen Überblick über die aktuellen Themen, die sich für eine Illustration in der Zeitung eignen würden. «Manche Inhalte drängen sich für einen Cartoon direkt auf. Am liebsten sind mir lokale Themen, die auch national ausstrahlen. Ich finde immer etwas, das passt. Manchmal sind meine Comics böse. Ich liebe es, den Finger auf wunde Punkte zu legen. Aber meistens sind sie lustig. Es ist mir wichtig zu zeigen, wie absurd und schräg etwas ist.»

Olivier Samter war bereits als Kind stets mit dem Stift in der Hand anzutreffen. «Meine Familie hat mich immer wieder ermutigt, weiterzumachen.» So war es naheliegend, dass er an der Hochschule Luzern Trickfilm studierte und das Studium mit dem Bachelor in Anima­tionsfilm abschloss.

«Einen Trickfilm zu machen, bedeutet sehr viel Zeichenarbeit, aber auch viel Spass», sagt er. «Ich arbeite mit zwölf Bildern pro Sekunde, das ist ein riesiger Aufwand. Ich habe bereits zwei Kurzfilme gemacht, einen davon als Abschlussarbeit an der Hochschule, den zweiten, den Kurzfilm ‹Roar›, habe ich zusammen mit einem Freund in 24 Stunden umgesetzt.» Dieser Film wurde im Vorprogramm von «Jurassic World: Fallen Kingdom» in zwölf Kinos gezeigt.

Erst nach dem Studium beginne man, sich an grössere Projekte heranzuwagen. «In den letzten Jahren habe ich viel Neues gemacht.» Zum Beispiel sei er im SRF-Satireformat «Deville Late Night» von 2019 bis 2022 als Content Creator und Autor tätig gewesen. «Das war eine sehr spannende Aufgabe, ich würde gerne wieder einmal etwas in diese Richtung machen. Oft kommen neue Aufträge, die mir Spass machen, einfach so auf mich zu», stellt er fest.

Erste eigene Ausstellung

Im Frühling erfüllte sich Olivier Samter mit einer ersten eigenen Ausstellung ­einen lang gehegten Wunsch. «Ich habe die Ausstellung mein Lebenswerk genannt und habe Zeichnungen aus allen bisherigen Lebensabschnitten, angefangen mit Kinderzeichnungen, ausgestellt. Es war spannend, diese Ausstellung vorzubereiten, denn es war ein Anlass, alle Arbeiten, die die irgendwo in einem Dossier ruhen, wieder einmal durchzuschauen.» Dabei habe er festgestellt, dass es immer wieder Schübe gab, bei denen er eine neue Art zu erzählen gefunden habe.

Olivier Samter ist vielseitig kunst- und kulturinteressiert und offen für alles. So arbeitet er seit Herbst 30 Prozent beim Kulturmagazin «Coucou» in Winterthur. «Ich bin für das Marketing und die Kommunikation zuständig. Das ist spannend und ein ganz anderer Bereich des Schaffens. Zudem bin ich froh über das regelmässige Einkommen und geniesse es, in einem festen Team zu arbeiten. Als Zeichner und Autor ist man immer auf sich selbst gestellt.»

Ein Beispiel aus der Feder des vielseitigen Kunst- und Kulturschaffenden Olivier Samter. Bild: zvg

Filme als Beruf und Leidenschaft

Ein zweites wichtiges Standbein im Leben von Olivier Samter sind Filme. «Filme sind eine grosse Leidenschaft für mich. Ich schaue mir sehr viele Filme an und schreibe und podcaste seit 2017 als Autor auf Maximum Cinema über aktuelle Filme. Das hat den Vorteil, dass ich oft Filme vorgängig bei den Pressevorführungen ohne störendes Publikum anschauen kann.» Er liebe Arthouse-Filme, die ohne grosse Budgets ausserhalb der grossen Filmstudios gedreht wurden. «Grundsätzlich mag ich eher Kultur als Action, aber ich schaue mir auch kritisch Filme an, für die sehr viel Geld rausgeschmissen wurde.» Auf die Frage nach seinem Lieblingsfilm nennt er nach kurzem Überlegen «Love Actually» aus dem Jahr 2003 von Regisseur Richard Curtis. «Das ist ein sehr kitschiger Weihnachtsfilm-Klassiker.»

Auch als Moderator ist Olivier Samter des Öfteren an verschiedenen Film- und Animationsfilmfestivals im Einsatz. Einen Ausgleich zu der Welt der Bilder findet er im Volleyball. «Das ist ein Gefäss, bei dem ich meinen Kopf lüften kann. Ich bin ein ambitionierter Mensch und stelle hohe Ansprüche an mich. Beim Sport oder auch beim Legen von Puzzles kann ich abschalten.»

Weitere Informationen: www.oliviersamter.ch

Karin Steiner/Zürich24