Die Künstlerin Yto Barrada (*1971) zählt zu den bedeutendsten Stimmen der zeitgenössischen Kunstszene. Kürzlich wurde sie ausgewählt, Frankreich auf der 61. Kunstbiennale in Venedig 2026 zu vertreten. Barrada ist gemäss einer Mitteilung des Kunsthauses Zürich bekannt für ihre multidisziplinären Untersuchungen kultureller Phänomene und historischer Erzählungen, die Medien wie Textilien, Fotografien, Filme, Installationen, Publikationen, Drucke und Skulpturen umfassen.
Yto Barradas ergreifende und formal anregende Arbeiten reflektieren private und politische Geschichten, hinterfragen Machtstrukturen und erforschen Strategien des Widerstands. Pädagogik und Spiel sind dabei wesentliche Elemente ihres Ansatzes. Ihre Praxis erstreckt sich auch auf die Schaffung von Initiativen wie der Cinémathèque de Tanger, Nordafrikas führendem Kino-Kulturzentrum, oder dem Kreativlabor und der Künstlerresidenz «The Mothership», ebenfalls in ihrer Heimatstadt Tanger.
Farbe, Widerstand und Zerfall
Ein zentraler Aspekt von Barradas Arbeit ist die Materialität der Farbe. «The Mothership» ist ein ökologischer Campus, der sich dem Anbau, der Herstellung und dem Erlernen natürlicher Farbstoffe widmet. Diese auf Geduld basierenden Farbexperimente stehen sinnbildlich für die Widerstandskraft in einer Welt, die sich durch vom Menschen verursachte Krisen und Katastrophen immer weiter zu beschleunigen scheint.
Für «ReCollect!» kombiniert Barrada Fotografien, Videoarbeiten, Collagen und eine neu geschaffene Textilarbeit mit Werken aus der Sammlung des Kunsthauses von 1971 – ihrem Geburtsjahr. Die Ausstellung thematisiert Trauer und Verlust, Familiengeschichten, historische Prozesse und Naturphänomene, Archiv, Zeit und Erinnerung. Im Mittelpunkt steht Barradas 16-mm-Filmessay «A Day is Not a Day» (2022), eine Untersuchung der Spannung zwischen kapitalistischen Zeitsystemen und der Durchsetzung unaufhaltsamer natürlicher Zersetzungsprozesse.
Barradas künstlerische Praxis fordert dazu auf, die Vergangenheit neu zu denken und sie mit der Gegenwart in Verbindung zu setzen. Sie schafft Räume, die Reflexion und Austausch ermöglichen und dazu anregen, Kunst als Medium des Widerstands, der Heilung und der schöpferischen Kraft zu erleben.
Die Ausstellung wird co-kuratiert von Laura Vuille und ist bis mindestens Oktober 2025 zu sehen.