HEINRICH URSPRUNG: Der ehemalige ETH-Zürich-Präsident verstarb am 17. Februar im Alter von 91 Jahren. Der Biologe stand der Hochschule von 1973 bis 1987 vor. Ursprung war federführend bei der Einführung von damals neuen Studienrichtungen wie Informatik, Biotechnologie und Werkstoffwissenschaften. Zudem warb er Forschende von amerikanischen Spitzenuniversitäten ab. Auch nach seiner Zeit als ETH-Präsident blieb sein Einfluss auf die Hochschullandschaft gross. Von 1987 bis 1990 war er Präsident des Schweizerischen Schulrates und von 1990 bis 1997 Direktor der Gruppe für Wissenschaft und Forschung, ab 1992 als Staatssekretär. Es war die Vorgängerorganisation des heutigen Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI).
CORNELIO SOMMARUGA: Der langjährige Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) starb am 18. Februar im Alter von 91 Jahren in Genf. Der in Rom geborene Schweizer Jurist und Diplomat führte das IKRK von 1987 bis Ende 1999. Sommaruga hob unter anderem die Bedingung auf, dass Delegierte des IKRK auch Schweizer Staatsbürger sein müssen. In seinen zwölf Amtsjahren erlebte der Tessiner grosse historische Umbrüche wie den Fall der Berliner Mauer und den damit verbundenen Zusammenbruch der Sowjetunion, der wiederum die Auflösung des Ostblocks zur Folge hatte. Wenige Jahre später kam es zum Völkermord in Ruanda. Die Zahl der IKRK-Missionen stieg deutlich an, und es wurden auch mehrere IKRK-Delegierte bei Einsätzen getötet.
ROGER PFUND: Der Schweizer Grafiker und Maler starb am 16. März im Alter von 80 Jahren. Der in Bern geborene Pfund ist für die Gestaltung des Schweizer Passes, der nach 2003 in Umlauf kam, bekannt. Er konzipierte auch Banknoten zahlreicher Länder, darunter die letzte französische Banknotenserie mit dem «Kleinen Prinzen» von Antoine de Saint-Exupéry und die argentinischen Noten mit Evita Peron. Er ist auch Urheber der Schweizer Reserveserie in den Tresoren der Nationalbank. Als Künstler malte er Ikonen wie Callas, Rimbaud oder Proust. Er erhielt mehrere internationale Auszeichnungen. Seine Werke werden in Europa, Amerika, Afrika und Asien ausgestellt.
WALTY ANSELMO: Der als «Schweizer Jimi Hendrix» geltende Gitarrist und Sänger starb am 22. März im Alter von 77 Jahren. Anselmo gründete zusammen mit den Musikpionieren Hardy Hepp und Düde Dürst 1969 die Progressive-Rock-Band Krokodil. Sie beriefen sich vor allem auf den einflussreichen E-Gitarren-Virtuosen Jimi Hendrix und wurden über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Anselmo musizierte in vielen Stilrichtungen. Er spielte unter anderem beim Volksschlager «Grüezi wohl, Frau Stirnimaa» von den Minstrels den Bass.
ULRIKE KOCH: Die Schweizer Filmemacherin, Filmkritikerin und China-Expertin starb am 30. März im Alter von 73 Jahren. Koch war unter anderem für ihren erfolgreichen Dokumentarfilm «Die Salzmänner von Tibet» von 1997 bekannt. Mit etwas mehr als 53'000 Eintritten nimmt die Dokumentation laut dem Bundesamt für Kultur Platz 92 der 500 erfolgreichsten Schweizer Filme zwischen 1976 bis 2023 ein. Der Film wurde an internationalen Festivals gezeigt. Neben ihrer Arbeit als Filmemacherin schrieb die in Deutschland geborene Koch Filmkritiken unter anderem für die "Neue Zürcher Zeitung" und die "Weltwoche". Sie hielt auch Vorträge zu China, Tibet und Buddhismus.
VITUS HUONDER: Der ehemalige Churer Bischof starb am 3. April im Alter von 81 Jahren. Als Bischof hatte Huonder das Bistum von 2007 bis 2019 geleitet. Der romtreue Huonder polarisierte mit einer erzkonservativen Haltung während seiner ganzen Amtszeit. Für besondere Empörung sorgte Huonder, als er in einem Vortrag im deutschen Fulda Textstellen aus dem Alten Testament zitierte, wonach Homosexualität eine Gräueltat sei, die mit dem Tod bestraft werde. Der Bischof sprach zuerst von einem Missverständnis, später entschuldigte er sich öffentlich. Selbst die Bündner Justiz befasste sich mit den Aussagen, stellte aber kein strafbares Verhalten fest. Huonder hatte sich nach seiner Emeritierung im Mai 2019 ins Institut Sancta Maria in Wangs im Kanton St. Gallen zurückgezogen, das von der Priesterbruderschaft St. Pius X. geführt wird. Mit dem Bistum Chur hatte er nichts mehr zu tun.
ADRIAN LEHMANN: Der Marathonläufer starb am 20. April im Alter von 34 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. Diesen erlitt Lehmann im Zuge der Vorbereitungen auf den Zürich-Marathon wenige Tage zuvor. Der Athlet des LV Langenthal hatte vor einem Jahr beim Zürich-Marathon in 2:11:44 Stunden einen persönlichen Bestwert aufgestellt und sich in der ewigen Schweizer Bestenliste auf Position 6 gehievt.
ANDRÉ SIMONAZZI: Der langjährige Bundesratssprecher und Vizekanzler starb am 10. Mai im Alter von 55 Jahren. Der gebürtige Walliser brach bei einer Wanderung unerwartet zusammen. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt war Simonazzi vor allem als Bundesratssprecher. Unter seiner Führung wurde die Kommunikation der Landesregierung professionalisiert und digitalisiert. Simonazzi machte die Kommunikation zudem zu einem integralen Bestandteil der Regierungstätigkeit. Simonazzi wurde im November 2008 zum Vizekanzler und Bundesratssprecher ernannt. Seit dem 1. Januar 2009 nahm er auch an den Sitzungen der Regierung teil, führte Protokolle und nahm die Kommunikation wahr. In der Bundeskanzlei führte er mehrere Sektionen und den Präsidialdienst.
VERENA DIENER: Die frühere Zürcher GLP-Ständerätin starb am 28. Juni im Alter von 75 Jahren. 1982 gehörte Diener zu den Gründungsmitgliedern der Grünen Partei im Bezirk Andelfingen ZH und wurde zu deren Präsidentin gewählt. Für die Grünen sass sie dann auch von 1987 bis 1997 im Nationalrat. 1995 wurde sie in den Zürcher Regierungsrat gewählt, dem sie bis 2007 angehörte und dabei stets die Gesundheitsdirektion führte. Ihre damalige Partei, die Grüne Partei Schweiz, präsidierte sie von 1992 bis 1995. Aufgrund interner Querelen sistierte sie im Sommer 1997 ihre Parteimitgliedschaft für rund ein Jahr. Unter ihrer Leitung spaltete sich denn auch die Grüne Partei Zürich. Diener gründete zusammen mit einigen Parteifreunden - darunter Martin Bäumle - die Grünliberale Partei (GLP) Zürich. Diener schaffte als erste GLP-Politikerin im November 2007 die Wahl in den Ständerat. In der kleinen Kammer politisierte sie zwei Legislaturen lang. 2015 verzichtete sie darauf, ein drittes Mal anzutreten.
YVAN PESTALOZZI: Der Erfinder des früher auf vielen Schulhausplätzen installierten Lozzi-Wurms und der Erschaffer vieler Windspiele und Riesenkugelrollbahnen starb am 3. Juli im Alter von 86 Jahren. Pestalozzis Werke waren oft verspielt. Sein Motto lautete: «Denken wie ein reifer Mensch - sich freuen können wie ein Kind.» Pestalozzi wurde 1936 in Glarus geboren. Er absolvierte eine Lehre als Möbelschreiner und bildete sich autodidaktisch im künstlerischen Bereich aus. 1964, mit 27 Jahren, wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit; er wirkte als freischaffender Künstler in der ganzen Welt. Zu seinen bekanntesten Werken gehören unter anderem auch die Zeitmaschine für die UBS oder das ABB Weltmobile.
IRÈNE SCHWEIZER: Die Grande Dame des Schweizer Jazz starb am 16. Juli im Alter von 83 Jahren. Die 1941 in Schaffhausen geborene Schweizer zählte zu den prägenden Persönlichkeiten des modernen Jazz. Vom Dixieland im elterlichen Restaurant hatte es die Autodidaktin zum Free Jazz auf den Bühnen der Welt gebracht. So trat sie unter anderem in Berlin, Tokio, New York, London und Amsterdam auf. Schweizer veröffentlichte zahlreiche Solo- und Duo-Alben. Zudem engagierte sie sich für die musikalische Frauenbewegung Europas. Sie war Mitbegründerin des Taktlos-Festivals, der Werkstatt für Improvisierte Musik Zürich (WIM) und des Jazz-Labels Intakt. Schweizer wurde in ihrer Karriere mit mehreren Kulturpreisen geehrt. 2018 erhielt sie den Schweizer Grand Prix Musik überreicht.
ALAIN DELON: Der Schauspielstar und Wahlschweizer starb am 18. August im Alter von 88 Jahren im französischen Douchy. Seit 2000 besass Delon auch die Schweizer Staatsbürgerschaft. Bereits 1985 hatte er sich in der Gemeinde Chêne-Bougeries GE niedergelassen. Delon war bekannt für Filme wie «Der Leopard» (1963) und «Eiskalt wie das Schweigen» (1975). Später kam das Leinwandidol und der Frauenschwarm unter anderem wegen eines gefälschten Nummernschilds mit der Schweizer Justiz in Konflikt. Zuletzt machten Delon und seine Familie Schlagzeilen wegen eines Familienzwists. Diesen trugen seine drei Kinder über die Medien und die Justiz in der Öffentlichkeit aus. Der Streit drehte sich unter anderem um die Frage, ob der Schauspieler seinen Lebensabend in seiner Residenz in Frankreich verbringen soll oder noch in die Schweiz übersiedelt, wo seine Tochter Anouchka lebt - und die Erbschaftssteuer vermutlich geringer ausfällt.