Die Fakten sind bekannt: Die Stadt plant unter anderem im Aussenquartier Wollishofen eine Veloroute – und stösst auf hartnäckigen Widerstand.
Bisher hat sich das Tiefbauamt unter Simone Brander (SP) davon allerdings nicht beeindrucken lassen. Sie will den Bau des Velo-Highways wie geplant durchziehen, wie kürzlich bekanntwurde, inklusive Strassensperrung an der Gemeindegrenze.
Zahlreiche Einsprachen
Gegen das Bauprojekt sind zahlreiche Einsprachen eingegangen. Und nun greift einer der Anwohner, Fritz Klein, zu einem weiteren, eher ungewöhnlichen Mittel. Er will via Kanton politisch Einfluss nehmen – und der Stadt den Bau von Velorouten unmittelbar bei Schulhäusern verbieten.
60 Unterschriften nötig
Klein hat dazu eine Einzelinitiative im Kantonsrat eingereicht. Ein Mittel, das jeder Bürgerin, jedem Bürger offensteht. Diese forderten zuletzt zum Beispiel den «Beibehalt von Papiertickets in Regionalbussen» oder die «Abschaffung des Strafbefehlsverfahrens». Dass die Einzelinitiative dazu benutzt wird, den lokalen Velowegbau kantonal zu übersteuern, ist hingegen ein Novum.
Die Initiative fordert, dass das kantonale Strassengesetz so ergänzt wird, «dass die Einrichtung und der Betrieb von Veloexpressrouten an Quartierstrassen vor Schulanlagen verboten werden».
60 Unterschriften sind im Rat nötig für eine vorläufige Unterstützung. Gelingt dies, muss sich der Regierungsrat mit der Initiative auseinandersetzen und dem Rat einen Umsetzungsvorschlag vorlegen.
Angeblich keine höheren Tempi
Die NZZ stellt die sachliche Kardinalsfrage: Führt eine Veloroute wirklich zu höheren Tempi? Messungen der Stadt auf der Veloroute im Kreis 4 vor und nach Inbetriebnahme der Vorzugsroute zeigten, dass die Geschwindigkeit gleich geblieben ist. Ob sich dieser Befund auf ein Aussenquartier übertragen lässt, ist offen.
Berliner Kissen für die Sicherheit
Das städtische Tiefbauamt will sich zu Fritz Kleins Einzelinitiative noch nicht äussern. Aber es ist klar, dass das Begehren, würde es wörtlich umgesetzt, den Bau von Velo-Highways enorm erschweren würde. So befinden sich im Umkreis von 50 Metern zu Velovorzugsrouten in der Stadt Zürich 30 Volksschulen und 99 Kindergärten. Klein sagt, die Stadt könnte dies zum Anlass nehmen, um ihr missglücktes Veloroutenkonzept grundsätzlich zu überarbeiten.
Das Argument, dass es zu brenzligen Situationen kommen kann, wenn eine Veloroute direkt an einem Schulweg vorbeiführt, leuchtet auch SP-Politikerin Anna Graff ein. Diese Probleme müsse man aber lokal angehen. Zum Beispiel mit sogenannten Berliner Kissen, also Fahrbahnschwellen, damit Velofahrer abbremsen müssen.
Steilere Rampen?
Ein solches Hindernis wollte die Stadt auch bei der Mühlebachstrasse bauen. Vor dem Schulhaus hat sie ein Betonkissen erstellt. Beim Augenschein vor Ort zeigt sich allerdings, dass diese Rampe die Velofahrer kein bisschen bremst. Die Stadt will dies bei künftigen Projekten verbessern. Rampen würden in Zukunft «wenn immer möglich» steiler konzipiert, schreibt das Tiefbauamt auf Anfrage.