Wo einst Dampfmaschinen das Elektrizitätswerk Zürichs antrieben, sollen ab 2030 Kinder schwimmen lernen. Das Kesselhaus an der Wasserwerkstrasse 107, ein denkmalgeschütztes Industriegebäude, wird zur Schulschwimmanlage umfunktioniert, aber ohne seinen rauen Charme zu verlieren. Der Entwurf von pool Architekten überzeugt durch einen respektvollen Umgang mit dem Bestand und eine beeindruckend nachhaltige Konzeption.
Ohne Zerstörung
Im Zentrum des Projekts steht die Transformation ohne Zerstörung. Die neue Schwimmhalle wird in das bestehende Kesselhaus hineingestellt, nicht eingebaut, sondern eingefügt. Die Halle bleibt dabei spürbar als Teil des Raums: Tageslicht flutet durch die Oberlichter, der Blick schweift über das historische Dachtragwerk, industrielle Strukturen bleiben sichtbar. Garderoben, Duschen und WCs finden in einem westseitigen Stahl-Holz-Baukörper Platz, der sich dezent in das Gebäudevolumen einfügt.
Nachhaltigkeit mit Weitblick
Das Projekt setzt ein starkes Zeichen in Sachen Kreislaufwirtschaft im Bauen. Unter dem Motto «Re-Use» kommen wiederverwendete Stahlträger zum Einsatz, Bauteile werden sortenrein getrennt, damit sie rückbaubar bleiben («design-for-disassembly»). Auch energetisch geht die Planung neue Wege. Photovoltaik auf dem Dach, Fernwärme aus der benachbarten Zentrale. D as Kesselhaus wird nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein kleines städtisches Kraftwerk.
Ein neues Stück Stadt
Doch das Projekt endet nicht an der Gebäudekante. Auch der angrenzende Freiraum zur Limmat wird aufgewertet: Ein neuer Platz, begrünte Flächen, zusätzliche Bäume. Die Umgebung soll zur Erholung und Abkühlung einladen. So entsteht nicht nur eine Schulschwimmanlage, sondern ein neuer sozialer Knotenpunkt im Letten-Quartier, der das industrielle Erbe mit urbanem Leben verknüpft.
Baustart ab 2028 möglich
Vorausgesetzt, Stadt- und Gemeinderat geben grünes Licht für die Finanzierung, könnten die Bauarbeiten im Jahr 2028 beginnen. Ziel ist es, bis 2030 genügend Wasserflächen für den Schulkreis Waidberg – und bei Bedarf auch für das Limmattal – bereitzustellen. Auch der freiwillige Schulsport sowie Vereine sollen von der Anlage profitieren.