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Stadt Zürich
13.05.2025
14.05.2025 12:27 Uhr

Wie Zürich seine Mieter schützt

Viele private Eigentümer setzen auf Leerkündigungen. Die Stadt wirkt diesem Trend so gut wie möglich entgegen
Viele private Eigentümer setzen auf Leerkündigungen. Die Stadt wirkt diesem Trend so gut wie möglich entgegen Bild: Mieterinnen- und Mieterverband MV
Während Zürichs Wohnungsmarkt von Verdrängung geprägt ist, zeigt die Stadt im Heiligfeld I, wie sozialverträgliche Sanierung funktioniert.

In den 14 Wohnhäusern der Siedlung Heiligfeld I leben rund 325 Menschen. Fast 80 Jahre alt sind die Gebäude, aus einer Zeit, als in Zürich kaum Wohnungen frei waren. Hier, zwischen Friedhof Sihlfeld und Letzigrund, entstanden einst Wohnungen für Familien, alleinstehende Mütter und Arbeiter in der Nachkriegszeit. Heute stehen die Häuser unter Denkmalschutz.

Einzelöfen statt Zentralheizung, kein Warmwasser im Bad, veraltete Bausubstanz, dass sie modernisiert werden müssen, war absehbar. Doch statt die Mieter vor die Tür zu setzen, setzt die Stadt auf ein aufwendiges Rochadeverfahren: Wer bleiben will, zieht vorübergehend in eine Ersatzwohnung und danach zurück. Über 50 Mietparteien können so bleiben.

Erhöhte Mieten

Die Mieten werden nach der Sanierung steigen, teilweise fast verdoppelt. Dennoch sollen sie unter Marktniveau bleiben. Die neuen Wohnungen werden mit Fernwärme ausgestattet, erhalten Photovoltaikanlagen und moderne Fenster. Trotz dieser Modernisierungen soll der ursprüngliche Charakter der Siedlung erhalten bleiben, was auch den Anforderungen des Denkmalschutzes entspricht.

Verlust der Wohnumgebung

Nicht alle profitieren von der sozialverträglichen Planung. Einzelpersonen, die grosse Wohnungen unterbelegen, müssen ausziehen. Neue Belegungsvorschriften der Stadt erlauben in solchen Fällen keine Vertragsverlängerung. Alternativwohnungen werden angeboten, doch der Verlust der gewohnten Umgebung wiegt für viele schwer. Anpassungen im Grundriss wären oft wünschenswert, sind jedoch aufgrund des Denkmalschutzes nicht möglich.

Mehr Aufwand

Die Stadt nimmt erhebliche Mehrkosten in Kauf, um Verdrängung zu vermeiden. Durch die Etappierung der Sanierung, das Angebot temporärer Wohnungen und die Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen wie Jugendwohnnetz oder der Asylorganisation Zürich wird das Ziel verfolgt, soziale Strukturen zu erhalten und eine durchmischte Nachbarschaft zu sichern.

Ähnliche Sanierungsprojekte wurden bereits im Bullingerhof und im Birkenhof durchgeführt. Sie zeigen, dass auch bei baulichen Eingriffen der soziale Zusammenhalt gewahrt werden kann.

Zürich24