Dayana*, eine Frau aus der Dominikanischen Republik, lebte jahrelang in einer Spirale aus Gewalt und Abhängigkeit. Ihr Ehemann, ein Franzose, kontrollierte nicht nur ihr Leben, sondern auch ihren Aufenthaltsstatus in der Schweiz. Immer wieder schickte er sie und die gemeinsamen Kinder ins Ausland, ein perfider Trick, um zu verhindern, dass sie ein gefestigtes Bleiberecht erhält. Die Angst, ihre Kinder oder gar ihr eigenes Leben zu verlieren, hielt Dayana in der Ehe gefangen.
Erst jetzt hat sie sich zur Trennung entschlossen und steht vor einem Berg von Hürden: kein Geld, keine Wohnung, kein unabhängiger Aufenthaltsstatus. Die FIZ begleitet sie mit rechtlicher Beratung, psychosozialer Unterstützung, Hilfe bei der Wohnungssuche und mit unermüdlicher Geduld auf diesem schwierigen Weg.
125 Frauen wie Dayana
Im Jahr 2024 unterstützten FIZ-Berater 125 Frauen in ähnlichen Situationen. Dazu kamen 43 weitere Personen mit ausländerrechtlichen Fragen. Die Mitarbeitenden der Fachstelle hören zu, stellen Fragen, erklären Behördenbriefe und helfen beim Sammeln von Nachweisen. Denn: Ob eine Frau wie Dayana in der Schweiz bleiben darf, entscheidet sich nicht nur am Gesetz, sondern an der Qualität der Dokumentation.
Digitale Sexarbeit
Ein weiterer Fokus des Jahresberichts ist die aufsuchende Arbeit im digitalen Raum. Immer mehr Sexarbeit findet heute online statt. Die Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten, aber auch neue Gefahren: Isolation, fehlende soziale Netze, Unklarheit über lokale Regeln und Gesetze.
Wie erreicht man diese oft schwer greifbare Zielgruppe? Die Antwort der FIZ: digitale aufsuchende Arbeit. Eine Mitarbeiterin der Fachstelle kontaktierte im vergangenen Jahr über 560 Sexarbeiter über Erotikportale. Rund 150 von ihnen antworteten, stellten Fragen, speicherten den Kontakt und baten um Unterstützung. Eine Rücklaufquote von 28 Prozent, die zeigt, dass der Bedarf an niederschwelligen, digitalen Angeboten real ist und wächst.
40 Jahre FIZ
Seit vier Jahrzehnten setzt sich die FIZ für besonders verletzliche, häufig übersehene Personen ein. Frauen, die von Gewalt, Ausbeutung oder struktureller Diskriminierung betroffen sind. Ihre Arbeit ist nicht nur Hilfe im Einzelfall, sondern auch ein politisches Statement gegen patriarchale Gewalt und institutionelle Ungleichheit.