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05.06.2025
05.06.2025 13:33 Uhr

Weizensorte als Waffe gegen gefährlichen Pilz

Gelbrost ist eine Pilzerkrankung und eine erhebliche Bedrohung für den weltweiten Weizenanbau. Typisch für einen Befall sind gelbe Streifen auf den Blättern der Weizenpflanze.
Gelbrost ist eine Pilzerkrankung und eine erhebliche Bedrohung für den weltweiten Weizenanbau. Typisch für einen Befall sind gelbe Streifen auf den Blättern der Weizenpflanze. Bild: Katharina Jung, Universität Zürich
Forschende der Uni Zürich entdecken in asiatischen Weizensorten Gene gegen Gelbrost, ein Pilz, der weltweit Ernten bedroht. Biodiversität wird zur Lebensversicherung.

Gelbrost klingt harmlos, ist aber eine der gefährlichsten Pflanzenkrankheiten unserer Zeit. Der Pilz Puccinia striiformis f. sp. tritici, auch Streifenrost genannt, befällt heute rund 88 Prozent der weltweiten Brotweizenproduktion. Die Folgen sind dramatisch, denn Millionen Tonnen an Getreideerträgen gehen jährlich verloren. Doch eine neue Studie der Universität Zürich weckt Hoffnung und zeigt, dass die Zukunft des Weizens vielleicht in seiner Vergangenheit liegt.

Neues Potenzial

Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung des UZH-Professors Kentaro Shimizu hat zwei Genregionen in traditionellen asiatischen Weizensorten identifiziert, die Pflanzen gegen den aggressiven Pilz resistent machen. Diese genetischen Schätze könnten künftig helfen, moderne Hochleistungssorten robuster zu machen.

Die Resistenzgene wurden in alten Sorten aus Nepal, Pakistan und China entdeckt, Regionen, in denen Weizen seit Jahrhunderten unter extremen Bedingungen gedeiht.

Der Ursprung des Problems

Eine der entdeckten Genregionen stammt aus einer Weizensorte aus Nepal, jenem Land, das gemeinsam mit der umliegenden Himalaya-Region als Ursprungsort des Gelbrost-Erregers gilt. Genau dort könnten Pflanzen durch jahrhundertelange Selektion besonders robuste Abwehrmechanismen entwickelt haben. Wer verstehen will, wie wir uns vor künftigen Ernteausfällen schützen können, muss dorthin schauen, wo die Natur den ersten Kampf gegen den Pilz begann.

Vielfalt statt Einfalt

In den letzten Jahrzehnten wurde Weizen vor allem auf Ertrag gezüchtet. Der Preis dafür: moderne Sorten sind oft genetisch verarmt – und damit anfälliger für Schädlinge, Krankheiten und Klimastress. Gleichzeitig wurden vielerorts traditionelle Sorten verdrängt oder vergessen. Dabei enthalten gerade diese ein riesiges Reservoir an wertvoller genetischer Vielfalt.

Die Forschungsarbeiten von Doktorandin Katharina Jung in Shimizus Team zeigen eindrücklich, wie wichtig es ist, dieses Wissen zu bewahren – und aktiv zu nutzen. In Feldversuchen in Mexiko und in der Schweiz analysierte sie Dutzende Sorten aus Asien. Die resistenten Pflanzen spürte sie nicht nur im Labor, sondern unter realen Anbaubedingungen auf.

Zusammenarbeit 

Doch es geht nicht nur um Forschung im Elfenbeinturm. «Traditionelle Sorten müssen nicht nur in Genbanken gelagert, sondern auch weiterhin von Bauern auf der ganzen Welt angebaut werden», betont Jung. Nur so bleibt ihr genetisches Potenzial lebendig – und zugänglich für kommende Generationen. Entscheidend sei auch, dass lokale Gemeinschaften von dieser Forschung profitieren: «Ohne das Wissen der Menschen, die diese Sorten gepflegt haben, wäre diese genetische Vielfalt längst verloren.»

Ein globaler Kampf

Die Ergebnisse der Zürcher Studie unterstreichen, dass Biodiversität mehr ist als ein ökologisches Ideal – sie ist ein Bollwerk gegen Hunger. Der Schutz, die Erforschung und die Nutzung genetischer Vielfalt sind zentrale Pfeiler einer nachhaltigen Landwirtschaft. Und sie erinnern uns daran, dass globale Lösungen oft in lokalem Wissen verwurzelt sind.

Denn vielleicht liegt die Zukunft der Welternährung in einem unscheinbaren Weizenfeld irgendwo im Himalaya.

UZH/ Zürich24