Über 760 Millionen Franken hat der spektakuläre Neubau des Zürcher Kinderspitals gekostet, entworfen vom renommierten Architekturbüro Herzog & de Meuron. Ein zentrales Element fehlt jedoch bislang: eine Kita.
In der Betreuungslücke
Gerade für das medizinische Personal, vielfach junge Mütter mit unregelmässigen Diensten, ist das ein gravierendes Problem. Der Frauenanteil liegt bei rund 80 Prozent. Doch passende Betreuungsangebote gibt es bislang nicht.
Das Spital verweist auf frühere Kooperationen mit externen Kitas am alten Standort. Kitas am Wohnort würden oft bevorzugt. Doch gerade für Menschen mit Schichtdiensten zählen kurze Wege und flexible Öffnungszeiten.
50-Stunden-Woche
Die Realität am Zürcher Kinderspital ist eine 50-Stunden-Woche. Und oft sind es noch mehr. In solchen Arbeitsmodellen funktionieren klassische Kita-Angebote nicht, denn Eltern brauchen flexible, kurzfristig buchbare Betreuungslösungen.
Andere Spitäler in der Schweiz machen vor, wie das geht: Das Universitätsspital Basel bietet eine Frühbetreuung ab 6.15 Uhr, einen Nanny-Dienst und eine Notfallbetreuung zuhause («Spatzmobil»). Auch kleinere Häuser wie das Spital Zollikerberg setzen auf flexibel buchbare Betreuungszeiten, minutengenaue Abrechnung und Samstagsöffnungszeiten. Das Universitätsspital Zürich betreibt gleich vier eigene Kitas.
Kritik bleibt leise
Im Kinderspital selbst wagt kaum jemand, offen Kritik zu äussern. Der Einfluss der Institution auf die Karrieren in der Pädiatrie ist gross. Hinter vorgehaltener Hand aber ist die Enttäuschung spürbar.
Immerhin signalisiert das Spital nun Bewegung. Eine interne Arbeitsgruppe prüft Lösungen, langfristig soll es möglicherweise eine eigene Kita geben. Konkreter ist eine mögliche Kooperation mit einem externen Partner ab 2026.