Trotz Rekordzahlen bei Medizinabsolventen fehlt der Schweiz das nötige Personal in Spitälern und Praxen. Die medizinische Versorgung gerät unter Druck. Nun handelt Zürich. Bereits diesen Herbst werden schweizweit 1350 Studierende ihr Medizinstudium abschliessen. Neue Berechnungen zeigen, dass die Schweiz jährlich rund 2050 Absolventen benötigt, um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden. Die Politik schlägt Alarm. Vor allem in Zürich.
Zürich will aufstocken
Im Mai präsentierte die Zürcher Kantonsregierung ihre Pläne. Die Zahl der Medizin-Studienplätze soll von derzeit 430 auf bis zu 700 pro Jahr steigen.
Voraussetzung dafür ist eine umfassende Modernisierung der Infrastruktur. Geplant sind ein neues Lernzentrum, eine Simulationsklinik sowie zusätzliche Lehrkräfte. Der Kostenpunkt liegt bei rund 80 Millionen Franken pro Jahr. Der Ausbau ist frühestens 2030 realisierbar.
Kantone müssen nachziehen
Die Verantwortung für die medizinische Grundversorgung kann nicht allein auf Zürich lasten. Auch andere Kantone müssten ihre Studienkapazitäten erhöhen. Doch bislang gibt es wenig Bewegung.
Auswahlverfahren im Fokus
Neben der Platzfrage rückt auch das Zulassungsverfahren in den Fokus. Für das kommende Studienjahr haben sich über 4600 Personen für nur 1267 Plätze in Human- oder Zahnmedizin beworben. Der Numerus clausus entscheidet. Doch das Auswahlverfahren steht in der Kritik.
Der aktuelle Eignungstest prüft unter anderem räumliches Vorstellungsvermögen und Konzentration, aber lässt wichtige Aspekte wie Motivation und soziale Kompetenz völlig ausser Acht. Ärzteverbände fordern Anpassungen bis hin zu Interviews oder Motivationsschreiben nach internationalem Vorbild.
Ein Beruf mit Zukunft
Trotz der Herausforderungen bleibt das Interesse am Medizinstudium hoch. Die Nachwuchskräfte sind motiviert, aber das System ist am Anschlag. Zürich will vorangehen.