In Zürich wird die Bevölkerung älter und damit wächst der Bedarf an bezahlbarem, altersgerechtem Wohnraum. Genau da setzt die Volksinitiative «Ja zu 20 Prozent Alterswohnungen in städtischen Liegenschaften» an. Sie fordert, dass künftig mindestens ein Fünftel aller städtischen Wohnungen speziell für ältere Menschen reserviert wird. Die Initiative wurde Anfang 2024 mit über 5000 Unterschriften eingereicht und trifft einen Nerv.
Der Zürcher Stadtrat anerkennt die Notwendigkeit: Ja, es braucht mehr Wohnangebote für ältere Menschen, insbesondere für jene mit kleinem Portemonnaie. Doch die starre 20-Prozent-Quote pro Liegenschaft überzeugt ihn nicht. «Wir teilen das Ziel, aber nicht den Weg», lautet sein Fazit – und er präsentiert nun einen Gegenvorschlag.
Flexibilität statt Fixquote
Kernstück dieses Gegenvorschlags ist ein flexibleres System. Der Anteil an altersgerechtem Wohnraum soll sich dynamisch am tatsächlichen Anteil der über 60-Jährigen in der Bevölkerung orientieren, statt pauschal bei 20 Prozent zu liegen. Damit könne die Stadt auf den demografischen Wandel reagieren, ohne sich in jedem einzelnen Gebäude auf eine fixe Zahl festzulegen.
Neuer Wohnbegriff
Hinzu kommt ein sprachlicher und inhaltlicher Perspektivenwechsel. Statt von «Alterswohnungen» ist neu von «Wohnraum für ältere Menschen» die Rede. Das klingt technischer, meint aber das Gegenteil. Es soll Raum für individuelle Bedürfnisse geschaffen werden, egal, ob jemand eine Wohnung mit barrierefreiem Bad, Gemeinschaftsangeboten oder einfach guter Anbindung sucht. Der Stadtrat will damit der Lebensrealität einer zunehmend heterogenen älteren Bevölkerung gerechter werden.
Wohnpolitik mit Weitblick
Der Stadtrat will das Ziel zudem nicht mehr auf jede einzelne Liegenschaft anwenden, sondern auf den gesamten Bestand an städtischen Wohnungen. Das erlaubt mehr Spielraum für eine sozial durchmischte Wohnpolitik. Und statt jährlicher Berichte soll der Fortschritt künftig in die bestehende Vierjahresberichterstattung zur Wohnpolitik einfliessen.
Initiative oder Gegenvorschlag?
Beide Vorschläge, Initiative und Gegenvorschlag, verfolgen das gleiche Ziel, welches ist mehr bezahlbaren Wohnraum für ältere Menschen zu schaffen. Doch während die Initiative klare Zahlen fordert, setzt der Stadtrat auf Flexibilität, Steuerbarkeit und langfristige Umsetzbarkeit. Jetzt liegt der Ball beim Zürcher Gemeinderat und danach bei den Stimmberechtigten.