Die Sommerhitze stellt Zürich zunehmend vor grosse Herausforderungen. 2023 wurden in der Schweiz über 500 hitzebedingte Todesfälle registriert.
Besonders stark betroffen ist die dicht bebaute Innenstadt, wo die Temperaturen in der Nacht bis zu sieben Grad höher sind als auf dem Land.
Dieser sogenannte Wärmeinseleffekt belastet die Bevölkerung zusätzlich. In der Zürcher Innenstadt wurden 2023 über 25 Tropennächte gemessen.
Im Gegensatz dazu verzeichneten umliegende Wälder kaum solche Nächte – je dichter die Bebauung, desto grösser die Hitzebelastung.
Massnahmen gegen die Überhitzung
Christine Bächtiger vom Umwelt und Gesundheitsschutz Zürich erklärt: «Wenn sich die Stadt in der Nacht nicht mehr abkühlen kann, häufen sich die Tropennächte.»
Abhilfe schaffen nur gezielte Massnahmen zur Kühlung – etwa mehr Grünflächen und durchlässige Bebauung.
Zürich setzt deshalb auf eine grünere Stadtgestaltung: Neue Bauten werden so geplant, dass kühle Luft ungehindert zirkulieren kann.
Asphalt weicht Bäumen, Fassaden werden mit Kletterpflanzen versehen – um die gespeicherte Wärme zu reduzieren und Verdunstung zu fördern.
Vertikale Begrünung zeigt Wirkung
In Altstetten fördert Andreas Hagenauer von Grün Stadt Zürich die Begrünung mit einheimischen Rankpflanzen.
«Ein Baum braucht Jahrzehnte bis er Schatten spendet. Vertikale Begrünung wirkt schon nach zwei bis drei Jahren», sagt er.
Die bepflanzten Fassaden kühlen sowohl Gebäude als auch Strassen nachweislich ab – eine schnelle und wirksame Methode im städtischen Raum.
Solche Massnahmen sind besonders dort sinnvoll, wo wenig Platz für klassische Bäume vorhanden ist.
Neue Materialien im Test
Auch am Stadtrand wird experimentiert: Das Tiefbauamt testet einen speziellen Strassenbelag, der nach dem Schleifen heller erscheint.
Dieser reflektiert mehr Sonnenlicht – laut Projektleiter Mike Dossenbach bleibt der Belag dadurch bis zu fünf Grad kühler.
Ähnliche Tests laufen bereits in anderen Städten. Doch Michael Wagner, Professor für Architektur und Städtebau, betont:
«Zuerst braucht es das Bewusstsein in der Bevölkerung – und danach den politischen Willen, Veränderungen umzusetzen.»
Mehr Schutz für Bäume
Trotz des Bedarfs an mehr Grün ist der Baumbestand in Zürich zuletzt zurückgegangen.
Die Stadt hat deshalb strenge Regeln eingeführt: Grössere Bäume dürfen nur noch mit Bewilligung gefällt werden – auch auf Privatgrund.
Diese Regelung stösst beim Hauseigentümerverband auf Kritik: Man halte sie für unverhältnismässig.
Dennoch bleibt das Ziel klar – mit hellen Belägen, grünen Fassaden und Baumschutz soll Zürich abkühlen.
Ob die Massnahmen ausreichen, wird sich zeigen – doch ohne entschlossenes Handeln drohen den Stadtbewohnern auch künftig tropische Nächte.