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Stadt Zürich
14.07.2025
15.07.2025 11:36 Uhr

Opernhaus: Grandioser Saisonschluss

Adieu: Opernhaus Intendant Andreas Homoki verabschiedet sich nach 13 Jahren am 13. Jul von Team und Publikum.
Adieu: Opernhaus Intendant Andreas Homoki verabschiedet sich nach 13 Jahren am 13. Jul von Team und Publikum. Bild: zVg
Mit einem Festakt und einem musikalisch hochkarätigen Konzert verabschiedete sich Andreas Homoki nach 13 prägenden Jahren als Intendant des Opernhauses Zürich. Ursula Litmanowitsch.

Der Abend war geprägt von Emotionen,  künstlerischer Exzellenz und aufrichtigem Dank. Und er begann nicht mit Worten, sondern mit Sturm: Richard Wagners Ouvertüre zu «Der fliegende Holländer» entfaltete unter der Leitung von Gianandrea Noseda ihre ganze dramatische Wucht.

Wellen und Donner

Die Philharmonia Zürich liess Wellen aufbrausen, das Schicksal donnerte durch den Konzertgraben – ein sinnbildlicher Auftakt für Homokis Reise durch das Musiktheater: kompromisslos, leidenschaftlich, bewegend.

  • Markus Notter, Verwaltungsratspräsident der Oper Zürich. Bild: zVg
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  • Regierungsrätin Jacqueline Fehr. Bild: zVg
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Würdig, persönlich, politisch

Dann wurde es still und herzlich. Nach dem ersten Musikstück folgten die Würdigungen. Markus Notter, Präsident des Verwaltungsrats der Oper Zürich, hob Homokis Fähigkeit hervor, ein Haus nicht nur zu verwalten, sondern nachhaltig zu prägen. Mit klarem Kompass und einem feinen Gespür für das Machbare habe er die Oper Zürich künstlerisch wie wirtschaftlich sicher durch ein Jahrzehnt geführt.

Gesellschaftliches Engagement

Regierungsrätin Jacqueline Fehr betonte sodann Homokis gesellschaftliches Engagement: Unter seiner Leitung sei die Oper zu einem «Ort der Offenheit, des Zugangs und der Vielfalt» geworden. Kultur sei für Homoki nie Selbstzweck gewesen, sondern stets eine Einladung an alle Bevölkerungsschichten.

Mut und Spiellust

Barrie Kosky, Regisseur und enger künstlerischer Weggefährte, wurde persönlich und sprach von Mut, Spiellust und einer tiefen gemeinsamen Liebe zur Bühne: «Du hast nicht nur inszeniert – du hast auch zugehört. Das ist selten.»
Klang der Gegenwart: Wirths «Trypophobia».

Moment der Extraklasse

Im Anschluss bescherte das Orchester mit der Wiedergabe von Stefan Wirths «Trypophobia» einen Uraufführungsmoment der Extraklasse. Die Komposition stellte Orchester und Publikum vor eine Herausforderung: Fein ziselierte Klangflächen, abrupt wechselnde Dynamik und ein stakkatoartiger Duktus schufen eine akustische Spiegelung innerer Unruhe.

Furchterregend und lieblich

Mal furchterregend gurgelnd, dann wieder lieblich wie Vogelgezwitscher, entfaltete das Werk eine reiche Klangvielfalt, in welcher Wirth die Instrumente auf nie gehörte Weise einsetzte. Genau diese Art von Gegenwartskunst war Homoki stets ein Herzensanliegen, für die er Räume öffnete.

  • Opern-und Theaterregisseur Barrie Kosky. Bild: zVg
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  • Grossartiger musikalischer Abschluss für Homoki (r.) unter Dirigent Gianandrea Noseda. Bild: Ursula Litmanowitsch
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Abschied mit Brahms

Den Abschluss bildete Brahms’ Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98 – ein Werk, das wie kaum ein anderes Abschied und Vollendung herauf beschwört.

Noseda und die Philharmonia Zürich verliehen der Wiedergabe Weite, Schwere und Wärme, besonders im vierten Satz, welcher das Kopfkino anregte und fast wie eine Allegorie war in diesem speziellen Kontext, nämlich ein musikalischer Rückblick auf die Ära Homoki – kraftvoll, ernst, vollkommen.

Homokis Dankeschön

Zum Schluss trat der scheidende Intendant persönlich an die Rampe und sprach mit einfachen, klaren Worten seinen Dank aus an alle, «die dieses Opernhaus zu einem lebendigen Ort gemacht haben». Er verneigte sich vor Mitarbeitenden und vor dem Publikum, das ihn über 13 Jahre begleitet hatte.

Er sprach von Verantwortung, Teamarbeit und Glück. Kein Pathos, keine Tränen – aber schlichte, echte Dankbarkeit. Dann verbeugte sich Homoki unter stehendem Applaus ein letztes Mal. Still, aber mit Herz und sichtlich gerührt.

Ursula Litmanowitsch