Jürg Wick
Der Ibiza steht als zweitkleinstes Seat-Modell über dem Mii, wie der Polo über dem Up von Volkswagen. Die sportliche Version FR – für «Formula Racing» – greift aber preislich in die so genannte Golf-Klasse hinein. Der Ibiza sind gut zehn Prozent günstiger als entsprechende Polo-Modelle, und das lässt der Konzern innen gefühlt überall spüren. Man kann die inferiore Haptik aber dank dem Preisvorteil verdauen, zumal die Bedienung unkomplizierter ist als in den aktuellen VW-Modellen. Dort muss zu viel am Touchscreen geregelt werden. Die Gurtlasche rechts scheppert bei unbelegtem Beifahrersitz am B-Pfosten nicht penetranter als in einem so genannten Premiumprodukt von Audi.
Störend ist die Stufe bei den geklappten Rücksitzen im Kofferraum und die beidseitige Kante zum Ein- und Ausladen von schweren Sachen oder für auf- und ausspringende Hunde, die mitfahren dürfen. Der Ibiza ist ein agiler Kleinwagen, der mit 4,06 Metern Aussenlänge nicht mehr so kurz ist wie die Kleinwagen in den 90er-Jahren, sondern kompakt wie ein damaliger Astra oder Golf. Entsprechend fällt auch das Raumangebot in der zweiten Reihe aus. Dass die Vordersitz-Länge kurz geraten ist, wird der Tatsache geschuldet, dass Kleinwagen in den Entwicklungsabteilungen eher auf Frauen statt auf die durchschnittlich etwas grösser gewachsenen Männer ausgerichtet sind – ein Konsens unter den Autobauern. Die Polsterung ist straff, aber bequem.
Das Doppelkupplungsgetriebe des aktuellen Ibiza mit 110 PS arbeitet etwas ruckelig automatisch. Bei Bedarf kann man über Paddles am Lenkrad händisch eingreifen. Das Gesamtkonzept wirkt dynamisch. Richtig sportlich mit dem verzögerten Ansprechverhalten sowie der untersteuernden Charakteristik ist es nicht. Dafür federt das Fahrwerk gekonnt komfortabel, nicht zu weich, sondern professionell abgestimmt. Für günstig unterwegs sein wollende Kleinwagenfahrer empfehlen sich die Dreizylinder mit 80 oder 95 PS.
Im Ibiza FR sitzen rational denkende Zweitwagenbesitzer, die sich im Kurzstreckenverkehr nicht als Hindernis darstellen wollen. Dann konsumiert der FR schnell mal locker über sieben Liter Benzin auf 100 km, parkt dafür neben den dicken SUV bequem ein. Auf längeren Strecken eingesetzt, lässt sich der Ibiza FR flott mit knapp fünf Litern bewegen und bei konstanter Geschwindigkeit kann man sich auch auf der Autobahn in Normallaut-stärke unterhalten.