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Stadt Zürich
27.04.2022
29.06.2022 11:30 Uhr

Femizid in Zürich-Altstetten – Ehemann war bis kurz vor der Bluttat im Knast

Bild: (Symbolbild: Lisa Maire)
Im Oktober 2021 wurde eine zweifache Mutter in Zürich vor ihrer Haustüre getötet. Dringend tatverdächtig ist ihr Ehemann. Recherchen von «Watson» und «SRF Rundschau» zeigen nun: Er war vorbestraft und hatte schon früher eine Frau bedroht.

Der Tod der 30-jährigen Fulya Demir erschütterte im vergangenen Herbst die Schweiz. Am Abend des 13. Oktober wurde sie vor ihrer Haustüre in Zürich-Altstetten erstochen. Die Kurdin hinterlässt zwei Kinder im Alter von 9 und 7 Jahren. Als dringend tatverdächtig gilt ihr 47-jähriger Ehemann. Eine gemeinsame Recherche von «Watson» und der «SRF Rundschau» zeigt nun: Der Mann war polizeilich bekannt und vorbestraft. Bis kurz vor der Tat musste er eine einjährige Gefängnisstrafe absitzen. Verurteilt wurde er ­wegen mehrfachen, teilweise versuchten Betrugs, räuberischer Erpressung, Sachbeschädigung sowie versuchter Nötigung. Laut Bundesgerichtsurteil hatte der Mann bereits früher eine Frau belästigt und gedroht, er werde sie, ihren Partner und ihre Eltern umbringen.

Frau aus dem Gefängnis bedroht

Laut dem nahen Umfeld von Fulya Demir befand sich das Paar in Scheidung; die Ehe kriselte schon vor dem Gefängnisaufenthalt ihres Mannes. Eine Nachbarin ­berichtet gegenüber «Watson» und der «Rundschau» von heftigen Streitereien. Im Mai 2021 bedrohte er seine Frau aus dem Gefängnis. Daraufhin kam er vom offenen in den geschlossenen Vollzug. Am 25. September 2021 kam er frei. Gemäss Anordnungen im Scheidungsverfahren durfte er die eheliche Wohnung nach seiner Freilassung nicht betreten.

Trotzdem ging er am 9. Oktober zur Wohnung seiner Frau in Altstetten. Laut Erzählungen soll er dort versucht haben, ins Schlafzimmer zu schauen und demolierte dabei einen Rollladen. Fulya Demir rief die Polizei, doch der Mann flüchtete. Er bekam daraufhin ein Kontakt- und ­Rayonverbot. Die Frau beruhigte dies allerdings nicht. Familienangehörige schildern gegenüber «Watson» und der «Rundschau», dass sie nach dem Vorfall grosse Angst hatte. Vier Tage später war sie tot.

Opferfamilie übt Kritik an Polizei

Fulya Demirs Familie erhebt schwere ­Vorwürfe gegenüber der Polizei. Diese schreibt, es sei «aufgrund der vorhandenen Informationen, des Verhaltens, der Aussagen und der Kooperationsbereitschaft des Tatverdächtigen mit den Behörden sowie aufgrund der gesetzlichen Vorgaben nicht möglich» gewesen, weiter­reichende Massnahmen auszusprechen. Der Ehemann stellte sich nach der Tat der Polizei und befindet sich seitdem in einem Zürcher Gefängnis in Haft. Die ­gemeinsamen Kinder wurden bereits ­früher fremdplatziert. Für den Mann gilt die Unschuldsvermutung. (pd./rad.)

Dominique Rais