Guten Morgen, Gioele Bello. Wie haben Sie gefrühstückt?
Ich hatte nur einen Kaffee getrunken, morgens esse ich selten. Kaffee, etwas Milch … That’s it für mich!
Sie sind im Kreis 2 aufgewachsen. Wo kann man dort am besten essen?
Genau, ich bin hier geboren und aufgewachsen – der Kreis 2 ist mein Zuhause. Erst kürzlich bin ich mit Kollegen in eine WG in der Enge gezogen. Wenn ich ein Restaurant in Wollishofen empfehlen müsste, dann wäre es «Casa Nostrana» an der Albisstrasse. Meine Eltern gehen seit Jahren dorthin. Als ich noch zu Hause wohnte, holten wir jeden Samstag Pizza.
Waren Sie schon als Kind kochbegeistert?
In den Ferien in Italien habe ich gesehen, wie meine Grosseltern frische Pasta und verschiedene Fleischgerichte zubereitet haben. Auch an Weihnachten ist immer viel gekocht worden. Aber die eigentliche Passion hat sich erst in meinen Jugendjahren entwickelt, als ich meiner Mutter in der Küche geholfen habe. In dieser Zeit habe ich auch entdeckt, was es alles für Köche gibt und wie diese kochen.
Dann haben Sie kulinarische Vorbilder?
Mein grösstes Vorbild ist der italienische Koch Massimo Bottura. Seine Art zu kochen hat mich sehr inspiriert, da er eine eher progressive italienische Küche kocht. Ich finde, dass die Italiener recht eingeengt sind in ihrer Küche: Pasta Carbonara muss genau so gekocht werden, ja nicht anders – es ist alles recht streng gehalten. Herr Bottura hat gesagt, dass man einzelne Elemente herauspicken und zu etwas noch Besserem entwickeln könne. Am Anfang war er damit nicht erfolgreich, aber er ist zu seinem Punkt gestanden. 2018 ist sein Restaurant als das beste auf der Welt gekrönt worden.
Was ist Ihre kulinarische Philosophie?
Für mich ist Kochen eine Freiheit. Ich finde nicht, dass man jemanden in der Küche einengen darf, es ist wie beim Malen oder dem Komponieren: Es gibt nicht eine einzige Richtung, man macht, was man für richtig hält.
Wie würden Sie Ihren Kochstil in drei Worten beschreiben?
Modern, progressiv und mutig.
Haben Sie Ihr Biotechnologie-Studium wegen des Kochens abgebrochen?
Nicht unbedingt, es hat mir einfach nicht gefallen. Ich fühlte mich sehr eingeengt, musste Regeln befolgen und Maschinen bedienen. Als kreativer Mensch konnte ich mir das nicht durchgehen lassen. Seitdem habe ich im Corona-Umfeld gearbeitet, jetzt arbeite ich im Testzentrum. Bei «Masterchef» ist mir klar geworden, dass ich das Kochen zum Beruf machen will.
Kann man auch das Kochen als eine Wissenschaft bezeichnen?
Bis zu einem gewissen Grad schon. Wenn ich ein Stück Fleisch zu lange in der Pfanne habe, verbrennt es, das ist eine Wissenschaft. Im Endeffekt muss es einfach gar sein und gut schmecken, aber es gibt verschiedene Arten, das zu erreichen. Das ist es, was mich dazu antreibt, Verschiedenes auszuprobieren.
Also ist Kochen doch eher eine Kunst?
Kochen ist absolut eine Kunst, nur schon rein visuell. Man sagt ja, das Auge isst mit. Es ist aber auch eine Kunst, die verschiedenen Geschmäcke zu kombinieren. Es gibt fünf verschiedene Geschmäcke, die man auf der Zunge spürt: süss, salzig, bitter, sauer und umami. Schlussendlich geht es darum, wie diese harmonieren.
Sie sind der jüngste Teilnehmer der Kochshow. Worauf kommt es beim Kochen an: Talent, Erfahrung oder Leidenschaft?
An erster Stelle steht sicher die Leidenschaft. Egal, was man im Leben macht – schlussendlich ist es die Leidenschaft, die einen anspornt und weiterbringt. Ein Talent ist ein Bonus, der das Leben um einiges einfacher macht. Aber ohne Arbeit kann man auch aus einem Talent nichts machen. So ist es auch beim Kochen.
Was erhoffen Sie sich bei «Masterchef Schweiz»? Zielen Sie auf den Sieg ab?
Natürlich ziele ich auf den Sieg ab. Aber ich schätze auch die Erfahrung und will mir selbst etwas beweisen. Ich bin nie gerne im Rampenlicht gestanden und war immer eher zurückhaltend. Jetzt bin ich in einer Fernsehshow, Tausende schauen mir zu. Auf diese Art aus meiner Komfortzone heraustreten zu können, tut mir sehr gut.
Was sind Ihre bisherigen Highlights bei «Masterchef Schweiz»?
Man kommt mit 19 fremden Leuten zusammen und ist gezwungen, viel Zeit miteinander zu verbringen. So entsteht ein intimes und familiäres Umfeld, für einige neue Freundschaften bin ich sehr dankbar. Es ist auch toll, die Produktion hautnah miterleben zu können. Früher habe ich «Masterchef» im Fernsehen geschaut, jetzt bin ich mittendrin. Das ist faszinierend.
Was hat Sie hinter den Kulissen am meisten überrascht?
Wie viel Personal und Arbeit dahinter­stecken.
Sie träumen vom eigenen Café im italienischen Stil. Wann wird dieser Traum Realität?
Uff …! (Lacht.) Es ist ein noch weit entfernter Traum, denn er ist teuer zu verwirk­lichen. Zuerst will ich eine Ausbildung haben und nicht blind in das Ganze hineinspringen.
Was liegt Ihnen noch auf dem Herzen?
Die Situation in der Ukraine beschäftigt mich sehr, weshalb ich diese Gelegenheit nutzen möchte, Leute zu einer Spende zu motivieren.
«Masterchef» erstmals in der Schweiz
«Masterchef» ist aus dem internationalen kulinarischen Fernsehen nicht mehr wegzudenken – erstmals flackert das Format nun in der Schweiz über die Fernsehbildschirme. Die erste Staffel wird noch bis 18. April auf 3+ ausgestrahlt. Am Montag, 21. März, geht die Kochshow in die sechste Runde. In der Sendung kochen 20 Hobbyköche um den Titel «Masterchef Schweiz 2022», wobei sie die Profijury von ihrem kulinarischen Können überzeugen müssen. Als Juroren mit dabei sind die Starköche Andreas Caminada und Nenad Mlinarevic sowie die Foodbloggerin und Kochbuchautorin Zoe Torinesi. Moderiert wird die Sendung von Nik Hartmann (red.)