Jürg Wick
Für einen Geschäftsmann und Familienvater, der häufiger nach Düsseldorf oder Hamburg fahren muss, könnte dies zumindest bis 2024 das ultimative Verkehrsmittel sein. Die Ampelkoalition in Deutschland musste auf Druck der FDP ein Autobahnlimit ausschliessen. Nach der «Ampel» wird die Diskussion um die «freie Fahrt» erneut beginnen, und die Elektromobilität wird sowieso den Rest besorgen, damit man Hamburg im Auto nicht mehr schneller als im ICE oder mit dem Flieger erreichen kann.
Man muss ja nicht alle Optionen bestellen, die im gelieferten Testwagen inkludiert waren: Ab-Verkaufspreis Fr. 108 300.–, Testwagen inkl. Optionen Fr. 142 540.–, ein Aufschlag von 32 Prozent. Nicht nur bei Audi, auch bei anderen Edelmarken ist dies Norm, und die Kunden kreuzen das meiste auch an. Prestige! Am Stammtisch oder beim zufälligen Treffen unter Arbeitskollegen im Garagenuntergeschoss.
Apropos «premium»: Die Gurtlasche rechts scheppert nicht zum ersten Mal in einem Audi so penetrant am rechten B-Pfosten, wenn man alleine fährt, wie nie in einem Opel oder Renault erlebt. Sonst wurde an alles gedacht. Oberschlichtes «naturiertes» Automäppchen für das gute Gewissen. Schön herausgearbeitete Haptikorgie, möglicherweise gediegener als in der Stube zu Hause.
Das Gute sehen
Fährt man los, spürt man blitzartig, wofür man hart, risikofreudig und/oder überdurchschnittlich lange arbeitet. In Autobahneinfahrten ist man blitzartig auf 120 km/h, peng, peng, rasten die Getriebestufen ein, und nach einem virtuellen Gebrüll verhält sich der RS4 Avant bei Konstantfahrt mustergültig leise und drückt nicht, d. h., zurückhaltend fahren ist kein Problem; in 30er-Zonen lässt sich zeitlupenartig vorzeigen, dass man es zu etwas gebracht hat.
Man darf auch das Gute sehen. Wie er am Pass die Kurven frisst; den als sperrig bekannten Allradantrieb spürt man nicht, im Gegenteil. Dieses Auto kann richtig Fahrspass für Kenner vermitteln, präzise, ohne Seitenneigung, es ist nicht einmal zu hart gefedert. Gekrönt von einem überraschend kleinen Wendekreis im engen Parkhaus. Und es ist ein geräumiger und praktisch ausstaffierter Kombi. Gut für eine Familienreise, aber auch für junge Leute, die noch im «Hotel Mamma» wohnen und sich dank tiefen Leasingzinsen ein solches Auto leisten können.