Lorenz Steinmann
Von weit herum fällt der Bau auf. Es ist nicht einfach ein Klotz, wie etwa das neue Kunsthaus Zürich wahrgenommen wird. Es ist eine raffinierte Konstruktion, die viel mehr ist als ein im Sport sonst oft üblicher Zweckbau.
Geheimnis Weisszement
Einer der Gründe für die Wirkung: Die Wände aus Sichtbeton sind mit zehn Prozent Weisszement gemischt, verrät Bruno Vollmer. Er hatte die Oberaufsicht seitens der ZSC Lions-Organisation beim Bau der Swiss Life Arena. Das Betonieren vor allem um die runden, Pucks nachempfundenen Fenster war besonders anspruchsvoll. «Die Fachleute der Baufirma Marti legten die Betonvibratoren jeweils ganz unten in die Schalungen und zogen sie langsam in die Höhe.
So gab es keine der unschönen Kiesnester», erklärt Vollmer den überall perfekt ausgehärteten Sichtbeton. Die sehr edel wirkenden und Vorhängen in einem Theater nachempfundene Wellenelemente wurden übrigens in Silikonformen gegossen. Fertig angeliefert wurden lediglich die an einen ägyptischen Tempel erinnernden Säulen.
Entstanden ist nun ein 170 Meter langes, 110 Meter breites und gut 33 Meter hohes Schmuckstück, das am westlichen Stadteingang ein markantes Zeichen setzt. Mit 12 000 Plätzen – davon 1200 im Business-Bereich und 168 Logenplätze – gehört die Swiss Life Arena zu den grössten Sporthallen der Schweiz.
Wohl einmalig macht das von Caruso St John Architects und Ferrari Gartmann Bauingenieure geplante Bauwerk die grandiose Terrasse mit freier Sicht auf den Üetliberg und gegen Westen auf das Limmattal. Hier sind auch das Restaurant «ZETT» und die Sportsbar «1930» untergebracht. Sie sind fast jeden Tag offen und sollen von den ZSC-Fans so oft wie möglich besucht werden. Denn auf dem grossen Screen werden alle Auswärtsspiele live übertragen, so dass das «1930» auch der neue Public-Viewing-Treffpunkt für alle ZSC-Fans werden soll.
Die bei Spielen, oder besser ge-sagt Drittelspausen, traditionsgemäss stark frequentierten WC-Anlagen sind übrigens speziell konstruiert. Bei den Pissoirs kommt man zur einen Tür herein und geht gegenüber zur anderen Tür hinaus. «Das habe ich in den USA gesehen, bei uns herrscht ja oft ein riesen Gedränge», sagt Vollmer dazu. Der COO konnte sich ebenso wie die Spieler bei der Planung einbringen. So ist die Kabine der Spieler nun oval, damit man sich besser sieht, das ZSC Lions-Logo ist neu an Decke angebracht.
Gastromässig können die ZSC Lions in der eigenen Halle in die eigene Tasche wirtschaften, im Gegensatz zum Hallenstadion. Den eigentlichen Gastrobetrieb übernimmt die SV Group. Auch das ist ein grosser Vorteil gegenüber der bisherigen Spielstätte in Zürich-Nord.
Das Schraubenthema
Und die Bauverzögerungen? Vollmer und sein Team haben auch diese Hürden gemeistert. Nun findet die Halleneröffnung am 18. Oktober statt. Ursprünglich war der September vorgesehen. Verzögerungen gab es wegen erhöhtem Grundwasser und Korrosion und Montageproblemen von rund 20 000 Deckenschrauben. Die mussten alle ausgewechselt werden. Ein Versicherungsfall für die Anwälte.
Immerhin: «Weil die vergangenen Winter milde waren, gab es keine Zwangspausen beim Betonieren», erklärt Vollmer. Denn beim Sichtbeton mit Weisszementanteil durfte man nicht mit Frostschutz arbeiten. Also: Ende gut, fast alles gut.