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Auto & Mobil
05.12.2022
05.12.2022 10:37 Uhr

Boomende Oldieszene

Die Auto Zürich Classic bot erneut einen interessanten Querschnitt, vom Fiat 500 bis zum Aston Martin DB5.
Die Auto Zürich Classic bot erneut einen interessanten Querschnitt, vom Fiat 500 bis zum Aston Martin DB5. Bild: zvg
Die vergangene Auto Zürich hat erneut gezeigt: Automobile Nostalgie bleibt trotz Elektrohype populär und es ist sogar ein wesentlicher Wirtschaftszweig entstanden. Mit verblüffenden Entwicklungen.

Jürg Wick

Wer durch die Messe Auto Zürich schlenderte, konnte leicht ausmachen, wie das Automobil trotz Mobilitätshinterfragungen ungebremst populär geblieben ist. Die Oldieszene feiert sogar Urständ. Kein Wochenende zwischen April und Ok­tober ohne grosse und kleine Anlässe; viele Touristendestinationen in den Bergen profitieren davon mit einer zweiten Hochsaison, wenn altes Blech die Pässe erobert.

Weil das Durchschnittsalter des hiesigen Personenwagenparks inzwischen bei knapp zehn Jahren liegt – in den 90er-Jahren lag es noch bei unter sechs Jahren –, lässt sich nicht genau sagen, wie viele PWs als Young- beziehungsweise Oldtimer in Betrieb sind. Heutzutage fahren viele 20-jährige Autos noch als Alltagsvehikel herum. Ausserdem sind viele Oldiefans Garagisten, und die lösen ihre Preziosen nicht zwingend ein, sondern bedienen sich für den Sonntagsausflug ihrer U-Nummer.

Schätzungen gehen von etwa 150  000 PWs aus, die als Liebhaberfahrzeuge mit Old- oder Youngtimerstatus genutzt sind. Hinzu kommen dann noch Fahrzeuge, die in privaten Museen ein beschauliches Dasein fristen.

Wundersame Autovermehrung

Weil sich die Autotechnik ständig wandelt, wurde 2011 das neue Berufsbild «Fahrzeugrestauratorin/Fahrzeugrestaurator» geschaffen, damit Vergasermotoren, mechanische Steuerungen usw. weiterhin funktionieren. Ohne vererbtes altes Wissen wäre die Oldieszene, wie sie existiert, gar nicht mehr möglich. Aber so wie es ist, kommt es sogar zu einer wundersamen Vermehrung von eingelösten Automodellen, die seit 30, 40 oder noch mehr Jahren nicht mehr produziert werden.

In Jahrgängen gesprochen, waren am 30. September 2022 8780 zwischen 1950 und 1959 erstmals zugelassene Autos in der Schweiz eingelöst, im Jahr 2004 zählte man deren 5935, also 2845 weniger (Zuwachs 48 Prozent!). Oder um als Beispiel drei Modelle zu erwähnen: 1994 liefen 521 Jaguar E Type eingelöst in der Schweiz (letztes Baujahr 1974), 2022 wieder 850 (Zuwachs 63 Prozent). Oder das 1927 eingestellte Ford T-Modell: 32 registrierte Lizzys 1994, 2022 aber 95 Einheiten (Zuwachs 300 Prozent).

Es gibt Betriebe, die sich auf ein einziges Modell spezialisiert haben und ordentlich davon leben können, so zum Beispiel Tanner im thurgauischen Amriswil auf den Porsche 356 (1948-1964, 1994 Bestand 253 Einheiten, 2022 wieder 666 Stück !). Ersatzteile sind vielleicht ein Problem, aber manche Teile werden von den Herstellern neu aufgelegt, bei anderen muss man auf die Szene mit den Marken- oder Modell-Clubs und auf Künstler hoffen, die Teile nachbauen können. Die ganze Geschichte kann man im Januar online auf Nebelspalter detailliert lesen.

Die Oldieszene lebt und es war toll, an der Auto Zürich einige alte Bekannte zu treffen; die 36. Auto Zürich mit der Auto Zürich Classic ist für 2023 vom 2. bis 5. November bereits gesetzt.

Wunderschöner englischer Sunbeam Alpine aus dem Jahr 1960. Bild: zvg
Jürg Wick
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