Die ETH Zürich will die Wolfgang-Pauli-Strasse zukunftsfähig machen. Eine neue Strassenführung mit einer Allee sowie zukünftig weiteren öffentlichen oder halböffentlichen Erdgeschossnutzungen sollen die Hauptachse attraktiver gestalten und den urbanen Charakter des Areals stärken. Auslöser für das Projekt ist zudem die Umstellung der Buslinien 69 und 80 auf einen elektrischen Trolleybus-Betrieb. Ursprünglich war 2020 eine Neugestaltung der Strasse vorgesehen. «Ein solches Bauprojekt erfordert leider immer einen langjährigen Planungsprozess. Zudem war die Studienauftragsphase von Corona beeinträchtigt und wir waren froh, dass wir die Entscheide überhaupt fällen konnten», hält Ulrich Weidmann, Vizepräsident für Infrastruktur der ETH und Professor für Verkehrssysteme, fest.
Auch hätten sie aufgrund der Sparsituation beim Bund und der ETH das Projekt noch einmal anpassen müssen. «Es werden nur die wirklich nötigen Massnahmen wie Infrastruktur für die Elektrifizierung der VBZ-Busse, nachhaltige Anforderungen an Retention, Hitzeminderung, Untergrundsanierungen, Hindernisfreiheit, sichere Strassenführung für alle Verkehrsteilnehmenden und anderes realisiert», fasst Weidmann zusammen. Trotzdem wird es entlang der Wolfgang-Pauli-Strasse zusätzliche Sitzmöglichkeiten, Trinkwasserstellen, Abfallbehälter und vor allem zeitgemässe Bushaltestellen geben. Die aktuelle Planung sieht einen Baustart im ersten Quartal 2025 und die Fertigstellung im vierten Quartal 2027 vor.
Mehr Beschattungselemente
Die Bezeichnung «Strasse der Zukunft» für die neu gestaltete Wolfgang-Pauli-Strasse weckt Erwartungen. «Die Strasse muss den zukünftigen Bedürfnissen gerecht werden», betont Weidmann. «In Zukunft werden sich noch mehr Menschen über den Campus Hönggerberg bewegen. Busse, Velos und E-Trotti, aber auch Fussgänger sind auf der Hauptachse, der Wolfgang-Pauli-Strasse, unterwegs. Und trotzdem braucht es auch noch Platz für Erholung, Biodiversität und Beschattungselemente.» Mobilität und Nachhaltigkeit müssten Hand in Hand für eine Strasse der Zukunft entwickelt werden. Mit der Neugestaltung werde das Mikroklima verbessert, um weniger Hitzeinseln auf dem Campus zu haben. Ein Beispiel sind die sogenannten Raingardens.
Auf der langsamen Seite der Strasse sind in periodischem Rhythmus leicht vertiefte «Raingardens» zur Entwässerung angeordnet, welche von Bänken in Längsrichtung gesäumt werden. Ein weiteres Beispiel ist die Beleuchtung in drei Schichten: den durchlaufenden Layer mit sechs Meter hohen Mastleuchten, die szenische Illuminierung der Strassenränder und die Raingardens mit niedrigen Mastleuchten und die Lichterwolke über dem Forum. Das Beurteilungsgremium empfahl einstimmig das Projekt von Studio Vulkan zur Weiterbearbeitung.
Auch dabei: Natur- und Vogelschutzverein Höngg
Auch Fachleute aus den Quartieren Höngg und Affoltern wurden miteinbezogen. Neben Martin Brüllhardt vom Verein Waldlabor waren dies Benjamin Kämpfen, Präsident Natur- und Vogelschutzverein Höngg, und Monica Sanesi, Vorstandsmitglied Quartierverein Affoltern. «Gerade im Bereich Nachhaltigkeit verfolgen wir mit der Retention von Regenwasser und der Förderung der Biodiversität neue Ansätze, bei denen es noch nicht viele Erfahrungswerte gibt. Daher ist es wichtig, dass wir uns mit Fachpersonen aus den Quartieren, die die lokalen Gegebenheiten gut kennen, austauschen können und nach ihren Meinungen fragen konnten», hält Weidmann fest. «Wir pflegen bereits seit längerem wertvolle Erfahrungsaustausche mit diesen Fachpersonen und schätzen diese Zusammenarbeit sehr.»
Doch wie haben es die Beteiligten empfunden? Kämpfen äussert sich positiv: «Ja, der Austausch mit den beteiligten Fachleuten war sehr konstruktiv.» Seine Inputs seien aufgenommen worden. «Inwieweit sie bei der Weiterentwicklung berücksichtigt werden, kann im Moment noch nicht gesagt werden.» Innovative Lösungen für wichtige Fragestellungen würden gesucht, etwa im Bereich Versickerung oder bei der Biodiversität. Es sei sehr positiv zu werten, dass ein Projekt diese Themen bereits in dieser Planungsphase berücksichtigt.
Auch Sanesi ist zufrieden: «Dank des Erfahrungsaustausches beim Flora-Ruchat-Roncati-Garten vor ein paar Jahren mit der ETH kannten die beteiligten Fachleute unsere Meinung und haben sie bei der Neugestaltung der Strasse von Anfang an berücksichtigt.» Sie schätzt es, dass neue innovative Projekte wie die «Raingardens» realisiert werden. Das Projekt müsse aber sehr vielen Ansprüchen genügen. Dies ist auch der Grund, warum die ETH keinen breit angelegten Mitwirkungsprozess durchgeführt hat. «Solche Strassensanierungsprojekte müssen sehr hohe gesetzliche Anforderungen erfüllen, sind komplex, technisch und teuer. Deshalb ist bereits ein sehr grosser Personenkreis involviert, der viel Fachwissen und Expertise einbringt», erklärt Weidmann. «Da wir zudem aus Spargründen keinen Spielraum für neue Ideen haben, haben wir uns gegen einen öffentlichen Mitwirkungsprozess entschieden. Damit hätten wir die Beteiligten nur enttäuscht, weil ihre Ideen nicht realisiert werden können.»