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Zürich West
01.11.2023
23.02.2024 22:27 Uhr

500 Wohnungen gefordert

Zum Josef-Areal gehören die beiden Grundstücke des Kehrichtheizkraftwerks Josefstrasse und der Zentralwäscherei in Zürich-West.
Zum Josef-Areal gehören die beiden Grundstücke des Kehrichtheizkraftwerks Josefstrasse und der Zentralwäscherei in Zürich-West. Bild: Stadt Zürich
Auf dem Josef-Areal zwischen Viadukt und Hardbrücke sind etwa ein Hallenbad, ein Park, ein Gesundheitszentrumfür das Alter sowie ein Werkhof vorgesehen. Neu ist die Forderung nach Wohnungen. Die Stadt gibt sich zurückhaltend.

Pia Meier

Eigentlich war alles klar. Auf dem städtischen Josef-Areal zwischen Viadukt und Hardbrücke soll bis 2032 ein vielseitiger Treffpunkt für Jung und Alt entstehen. Mit Alterswohnungen, Gesundheitszentrum für das Alter, Hallenbad, Quartierräumen, Werkhof und Quartierpark.

Bei der gut besuchten Dialogveranstaltung vergangene Woche standen ein Ausblick auf die Architekturwettbewerbe ab 2024 und innovative Zwischennutzung wie Zentrum für Kreislaufwirtschaft auf dem Areal im Mittelpunkt. Aufgrund der Aktualität wurde auch über allgemeines Wohnen auf dem Areal diskutiert.

Die Interessengemeinschaft (IG) Zentrum Hardbrücke hatte vor kurzem gefordert, dass auf dem Josef-Areal auch Wohnungen für die Allgemeinheit entstehen. Die Fachleute der IG sind überzeugt, dass gemeinnützige Wohnungen zur Linderung der Wohnungsnot notwendig sind. Auf den Werkhof hingegen sollte verzichtet werden. Diese Forderung wurde von zahlreichen Anwesenden bei der Dialogveranstaltung unterstützt.

Es braucht mehr Wohnraum

Die neu gegründete IG Zentrum Hardbrücke setzt sich laut eigener Aussage für ein vielfältiges, urbanes und ökologisches Zürich-West ein. Ihre Abklärungen haben ergeben, dass auf dem Josef-Areal 500 gemeinnützige Wohnungen realisiert werden können. «Damit Leben ins Quartier kommt, muss insbesondere der zu tiefe Wohnanteil von heute 12 Prozent steigen», wird betont. «Dieser zusätzliche Wohnraum ist umso dringlicher, seit die Pläne für Wohnungen auf dem benachbarten Neugass-Areal gescheitert sind.» Dadurch habe sich die Situation fundamental geändert. Hallenbad, Alterswohnungen, Quartierräume und Grünflächen finden im Vorschlag der IG ebenfalls Platz. Nur auf den Werkhof muss verzichtet werden.

Das Josef-Areal ist heute allerdings eine Zone für öffentliche Bauten und Anlagen, in welcher Wohnungen nicht erlaubt sind. «Eine Umzonung ist jedoch ohne Weiteres möglich und eine Frage des politischen Willens.» Die IG Zentrum Hardbrücke wünscht, dass ihre Initiative «Josef will wohnen» die dazu nötigen Diskussionen in Gang bringt.

Und dieses Ziel hat sie erreicht: Zahlreiche Anwesende bei der Dialog-Veranstaltung wünschten Wohnraum für die Allgemeinheit. «Zürich braucht mehr Wohnraum», «Zürich-West wünscht mehr  Leben», «Das Neugass-Areal war ein ­Game-Changer», «Wohnen nur für ältere Menschen bringt keine Belebung des Quartierzentrums» und «eine tote Fassade wie beim Werkhof dulden wir nicht» waren nur einige der Voten. Zudem stellten einige Anwesende die Frage, ob der Werkhof nicht weggelassen oder zumindest reduziert werden könnte.

Architekt Marco Müller, Vorstandsmitglied im Quartierverein 5 Industrie, betonte: «Ich bin der Meinung, dass das Vorgehen der Stadt mit dem Einbezug der Bevölkerung und Quartierinstitutionen vorbildlich war. Deshalb konnte ich auch schon einige Änderungen an der Planung bewirken.» Das Problem dieser Planung sei eher, dass die Stadt sich sehr genau an den normalen gesetzlichen Rahmen hält. «Meiner Meinung nach müsste es bei ­einem solchen Projekt möglich sein, die allgemein geltenden Regeln für ein besseres Projekt anzupassen.» So könnte zum Beispiel höher gebaut werden.

Ideen wurden aufgenommen

Die Stadt gibt sich betreffend Wohnraum für die Allgemeinheit zurückhaltend. Der Stadtrat hatte im Juli 2022 das Entwicklungskonzept Josef-Areal verabschiedet. Dieses war während mehrerer Jahre unter engem Einbezug des Quartiers auf der Grundlage einer Testplanung erarbeitet worden.

«Seither hat die Stadt die Anordnung und Unterbringung der Nutzungen auf dem Areal in einer Machbarkeitsstudie überprüft, das Wettbewerbsverfahren vorbereitet und beides wiederum mit ­einer Delegation von Quartiervertretenden vertieft diskutiert», so das Hochbaudepartement. «Alterswohnungen und Gesundheitszentrum erfüllen die Anforderungen des gemeinnützigen Wohnungsbaus. Entsprechend trägt die Stadt Zürich mit ihrer Realisierung zu mehr bezahlbarem Wohnraum und der Erfüllung des Drittelsziels bei.» Das Drittelsziel verlangt, dass bis 2050 ein Drittel aller Mietwohnungen in der Stadt gemeinnützig sind. Das haben die Stimmberechtigten mit der Verankerung in der Gemeindeordnung entschieden.

Mit den ca. 130 Alterswohnungen und ca. 120 Pflegeplätzen des Gesundheitszentrums für das Alter würde Wohnraum für bis zu 400 Menschen entstehen. Und weiter: «Für den Werkhof gibt es – wie für alle geplanten öffentlichen Nutzungen – nachweislich grossen Bedarf, der sorgfältig eruiert und auch mit dem Quartier besprochen worden ist.»

Gibt es aufgrund der vierten Dialogveranstaltung nun mehr Wohnraum? «Wir nehmen aus der Veranstaltung viele Anliegen und Ideen der Stadt- und Quartierbevölkerung mit und werden diese in der weiteren Entscheidungsfindung einfliessen lassen», teilt das Hochbaudepartement mit.

Das letzte Wort zum Projekt hat das Stimmvolk: Die Abstimmung ist aber erst für 2028/2029 vorgesehen.

Pia Meier/Zürich24