Eigentlich wollte die Stadt nach vier Mitwirkungsveranstaltungen in diesem Jahr mit den Architekturwettbewerben auf dem rund 20'000 Quadratmeter grossen Josefareal beginnen. Dies teilte sie den Anwesenden im Oktober letzten Jahres anlässlich einer Veranstaltung in Anwesenheit der Stadträte André Odermatt und Simon Brander mit. Vorgesehen waren frühestens ab 2026 öffentliche Nutzungen wie Hallenbad, Quartierpark, Werkhof, Alterszentrum mit 120 Plätzen und 135 Alterswohnungen. «Ziel ist ein vielseitiger Treffpunkt für Jung und Alt», so die Stadt.
Doch dann flammte der Protest gegen die städtische Planung erst so richtig auf. Ursache war ein Bericht der Arbeitsgruppe IG Zentrum Hardbrücke, ein Zusammenschluss von Fachspezialisten in Stadtplanung, Architektur, Soziologie, Verkehrsplanung, Kultur, Gastronomie, Politik und Verwaltung. Dieser forderte gemeinnützige Wohnungen zusätzlich zu den Alterswohnungen. Es könnten gemäss ihren Berechnungen 500 bis 600 gemeinnützige Wohnungen zusätzlich auf dem Areal gebaut werden. Die Politik zog nach. SP, AL, Grüne, GLP und Mitte/EVP reichten im Gemeinderat eine Motion mit dem Titel «Josef will wohnen» ein, die den Stadtrat aufforderte, auf dem Areal durch Verdichtung mindestens 300 gemeinnützige Wohnungen zu erstellen. Die Allianz verfügt im Gemeinderat über eine Zweidrittelsmehrheit.
Die Stadt hatte argumentiert, dass der Planungsprozess zusammen mit der interessierten Bevölkerung durchgeführt worden war. Bei der letzten Partizipationsveranstaltung wünschten allerdings auch viele Quartiervertretende günstige Wohnungen auf dem Areal.
Die IG Zentrum Hardbrücke begründete ihr Vorgehen wie folgt: «In Zürich-West liegt der Wohnanteil sehr tief. Der Bau von günstigen Wohnungen entspricht dem Bedürfnis der Zürcher Bevölkerung und trägt zur Erreichung des Drittelsziel bei.» In der Gemeindeordnung steht, dass bis 2050 ein Drittel aller Mietwohnungen in Zürich gemeinnützig sein sollen. Der Bau von günstigen Wohnungen entspreche folglich dem Bedürfnis der Bevölkerung. «Damit Leben ins Quartier kommt, muss insbesondere der zu tiefe Wohnanteil von heute 12 Prozent steigen», wird betont. Zudem müssten mehr Wohnungen zur Linderung der Wohnungsnot gebaut werden.
Umzonierung notwendig
Die Haltung des Stadtrats war bisher, dass Wohnungen für die Allgemeinheit auf dem Areal nicht funktionieren. Das Grundstück befindet sich in einer Zone für öffentliche Bauten. In einer solchen dürften Spitäler, Alterszentren, Sportplätze und Alterswohnungen stehen, aber keine gewöhnlichen Wohnungen. Deshalb fordern die Parteien nun eine Teilrevision der Bau- und Zonenordnung. Die Stadt argumentiert, dass man diese Flächen bei einer Umzonierung anderswo ersetzen müsse. Sonst würde der Kanton den Plan nicht genehmigen. Die Motionäre fordern zudem einen öffentlichen Gestaltungsplan.
Wettbewerb für Park gestartet
Eine 2000 m2 grosse, für den Quartierpark vorgesehene Teilfläche (also zwei Drittel so gross wie der Chinagarten) wird bereits 2024 dauerhaft frei. Die Projektaufsicht «Josef-Areal» hat im März 2023 entschieden, dass ausgehend von dieser Fläche die Parkentwicklung 2024 unabhängig vom Hochbau bereits beginnen soll. Das Planerwahlverfahren wurde im Oktober letzten Jahres gestartet. Der Bedarf soll mit Nutzenden geklärt und auf Entwicklungen in den umliegenden Baufeldern reagiert werden.