Dennis Fluri und Markus Lorbe
Nachdem der EHC Wallisellen im Spiel 3 das vorzeitige Ausscheiden verhindern und ein Spiel 4 erzwingen konnte, hiess es am vergangenen Donnerstag, den nächsten Sieg einzufahren und damit eine Belle zu erzwingen. Mit diesem Zwischenziel im Hinterkopf und grossem Selbstvertrauen starteten die Gäste im Eselriet in die vierte Partie.
Wallisellen erwischte einen guten Start und setzte die Gastgeber früh unter Druck, und dies auch erfolgreich. Nach nicht einmal zwei Minuten gingen die Gäste in Führung. Ein Start nach Mass und gut für das Selbstvertrauen. Das Team von Coach Richi Novak machte weiter Druck und spielte geradlinig in Richtung des gegnerischen Tores. Doch auch die Gastgeber fanden nun langsam ins Spiel und kamen ihrerseits zu ersten guten Chancen. Es war erneut ein attraktives Duell auf Augenhöhe. Nach 20 Minuten lagen die Gäste aber ein Tor vorne.
Zu Beginn des zweiten Drittels schien weiterhin alles für Wallisellen zu laufen. Wieder erwischte man einen guten Start, der mit einem Powerplay noch unterstützt wurde. Bis zur 28. Minute konnte man die Führung allerdings nicht verdoppeln und es blieb vorerst beim 1:0 aus Sicht der Gäste.
Wendepunkt des Spiels
Es folgte dann, in der 29. Minute, eine strittige Szene, welche sich später als Wendepunkt entpuppen sollte. In einem Zweikampf an der Bande fiel ein Effretiker nach einem Check plötzlich hin. Der Schiedsrichter hob den Arm und zeigte damit eine Strafe an. Dies war so weit nichts Ungewöhnliches. Nach einer kurzen Diskussion der beiden Unparteiischen dann aber der Schock für die Gäste: Die Schiedsrichter entschieden sich für eine 5-Minuten-Strafe anstatt der üblichen zwei Minuten.
Die Gäste sahen sich also mit einer fünfminütigen Unterzahl konfrontiert. Das Unterzahlspiel der Walliseller war auch an diesem Donnerstag wieder stark. Leider hielt es dem Druck der Gastgeber aber keine fünf Minuten stand und so erzielten die Effretiker im Powerplay das 1:1. Als die Unterzahl dann endlich überstanden war, behielten die Gastgeber das Zepter in der Hand. Fortan waren sie die stärkere Mannschaft und hatten bis zur zweiten Pause weitere vielversprechende Möglichkeiten.
Zu Beginn des Schlussabschnitts war beim Spielstand von 1:1 nach wie vor alles offen. Das Heimteam powerte nun jedoch spürbar auf den Finaleinzug. Noch immer war es ein Spiel auf der Kippe, bis die Gastgeber in der 46. Minute das 2:1 erzielen konnten. Angetrieben davon und mit dem Ziel vor Augen folgte in der 48. Minute das 3:1 und damit die Vorentscheidung. Die Glattaler versuchten nochmals alles, um irgendwie zurück in dieses Spiel zu kommen und das Ausscheiden zu verhindern. Die Effretiker spielten das Ganze jedoch souverän runter, erzielten noch das 4:1 und damit die endgültige Entscheidung. Der EHC Illnau-Effretikon steht damit im Final und der EHC Wallisellen ist ausgeschieden.
Charakter bewiesen
Das Walliseller Team darf auf diese Playoff-Kampagne durchaus stolz sein. Die Glattaler haben in vielen kniffligen Situationen sehr viel Charakter bewiesen und in den wichtigen Momenten immer einen Weg zum Sieg gefunden. Gegen Illnau-Effretikon war ein 0:2-Rückstand in der Serie letztlich aber eine zu grosse Hypothek. Über die ganzen vier Spiele gesehen muss man neidlos anerkennen, dass der EIE die bessere Mannschaft war.
Vielleicht auch, weil der EHC Wallisellen, wie schon in den ganzen Playoffs, nie an sein volles Potenzial herankam. Es fehlte zu wichtigen Zeitpunkten das ein oder andere Quäntchen Glück, aber auch die nötige Kaltblütigkeit im Abschluss sowie Strukturiertheit im Spiel 5 gegen 5. Damit geht eine Saison mit vielen Höhen leider an einem Tiefpunkt zu Ende. Für das Team gilt es nun erst einmal, sich zu erholen, bevor es im Mai wieder mit dem Sommertraining losgeht. Das Team will weiter hart an sich arbeiten und in der nächsten Saison stärker zurückkommen.
«Die andere Gruppe war stärker»
Angesprochen auf das Ausscheiden seines Teams sagt Kurt Hottinger, Präsident des EHC Wallisellen: «Vielleicht war unser ‹Durchmarschieren› in der Meisterschaft der Gruppe 1 zu einfach und hat uns nicht so viel abverlangt, wie dies für die Mannschaften in der offensichtlich doch stärkeren Gruppe 2 der Fall war.» Die Ausgeglichenheit der Spitzenmannschaften in der Gruppe 2 sei besser gewesen und habe somit auch die Mannschaften mehr gefordert. Dies könnte einer der Gründe sein, dass es dieses Mal mit der Titelverteidigung nicht geklappt hat. «Die vier Mannschaften in den Halbfinals sind jedoch derart ausgeglichen in ihren Kadern, dass die Ergebnisse immer auch den Tagesformständen und dem viel zitierten Momentum geschuldet sind», fügt er ergänzend an.
Hottinger will nicht ausschliessen, dass die Mannschaft in den vorgängigen Spielen der Playoffs gegen Konstanz-Kreuzlingen und Weinfelden zu viel Kraft liegen gelassen hat. «Unsere Mannschaft stand in den Playoffs über einen Monat lang jeden Tag ausser sonntags auf dem Eis. Sie hat jede Woche drei Playoff-Spiele absolviert.» Selbstverständlich habe dies sehr viel Kraft gekostet. Der Einsatz von Mannschaft und Trainerteam habe aber bis zuletzt voll und ganz gestimmt, das Spiel sei immer schnell und attraktiv gewesen. «Man muss berücksichtigen, dass hier keine Profis am Werk sind. Alle müssen neben dem Eishockey auch in ihrem Beruf die erwartete Leistung bringen.»
Aufstieg am grünen Tisch?
Angepeilt war ja in dieser Saison auch der Aufstieg in die 1. Liga. Die Mannschaft hatte sich schon frühzeitig dafür ausgesprochen und auch der Vorstand hatte vor Beginn der Playoffs für dieses Unterfangen grünes Licht gegeben (der «AvW»berichtete). Die Aufstiegsträume scheinen vorerst mit dem Ausscheiden im Halbfinal ausgeträumt. Oder doch nicht? Was geschieht, wenn die Finalisten auf einen Aufstieg verzichten?
Ein Hintertürchen existiere tatsächlich noch, erklärt der EHCW-Präsident: «In der 2. Liga sind die Teilnehmenden der Halbfinals aufstiegsberechtigt. Somit ist dieser Aufstieg am grünen Tisch noch möglich. Da der Eishockeyverband die Meldungen über Aufstieg oder Aufstiegsverzicht der Mannschaften streng vertraulich behandelt, kann ich diese Frage momentan nicht abschliessend beantworten.»
Dessen ungeachtet blickt Hottinger schon voraus. «Nach meinem heutigen Wissensstand bleibt die Mannschaft zum grössten Teil zusammen und ebenfalls dürfen wir auf das gleiche Coaching- und Trainerteam zählen.» Der zahlreiche Aufmarsch der Fans, knapp 400 kamen zum letzten Heimspiel, sei jedenfalls schon mal 1.-Liga-reif gewesen. «Abgesehen von der höchst brisanten Parkplatzproblematik ist unsere Infrastruktur im Spöde hervorragend», so Hottinger. Und auch die Unterstützung, die man seitens der Stadt, der Supportervereinigung sowie der Sportanlagen AG erfahre, lasse ihn beruhigt in die Zukunft blicken. «Die Mannschaft hat sich für einen Aufstieg ausgesprochen und darum werden wir seitens des Vorstandes auch alles dafür unternehmen, dies möglich zu machen.»