Gleich fünf neue Ausstellungen zeigt das Museum Rietberg in diesem Jahr. Den Auftakt hat die Ausstellung «Iran – Porträt eines Landes» gemacht, in der noch bis am 4. August beeindruckende historische Aufnahmen des dortigen Lebens gezeigt werden. Ende März wurde zudem die gemeinsam mit Mitgliedern der indigenen Bevölkerung Kolumbiens kuratierte Ausstellung «Mehr als Gold» eröffnet, die noch bis zum 21. Juli besucht werden kann. Ab dem 23. August folgt dann die Ausstellung «Im Dialog mit Benin», die sich der Kunst, dem Kolonialismus und der Restitution in Zusammenhang mit dem westafrikanischen Land widmet. Mit gleich zwei Ausstellungen wird ab Ende August dann der indische Subkontinent in den Fokus gesetzt.
Diese Ausstellungen gibt es in diesem Jahr im Museum Rietberg zu entdecken


Unter dem Titel «Iran – Porträt eines Landes» zeigt das Museum Rietberg 63 Fotografien von Antoin Sevruguin (1851–1933). Als Sohn armenischer Eltern im Iran geboren und im georgischen Tiflis aufgewachsen, arbeitete Sevruguin später als Berufsfotograf in Teheran. Dabei verstand er sich selbst als Iraner.
Obwohl er der berühmteste frühe Fotograf im Iran war, gilt er für die meisten Fachleute in und ausserhalb des Irans als «Ausländer». Er fotografierte, so die Meinung, Land und Leute mit einem «fremden», einem «orientalistischen» Blick, wie das Museum Rietberg in einer Mitteilung schreibt. Heisst das, dass Sevruguin nur «europäische» Bilder schuf? Ist es am Ende undenkbar, dass ein «Secondo» wie er einen «indigenen», einen «iranischen» Blick besass? Diese Fragen – die viel mit Vorurteilen und Kategorisierungen zu tun haben und heute aktueller sind denn je – stehen im Zentrum der Ausstellung.
«Mehr als Gold – Glanz und Weltbild im indigenen Kolumbien»

In Europa ist die Kunst des vorspanischen Kolumbiens vor allem durch die berühmten Goldobjekte bekannt, die lange mit dem sagenumwobenen Eldorado in Verbindung gebracht wurden. Die Ausstellung «Mehr als Gold – Glanz und Weltbild im indigenen Kolumbien» bricht mit dem westlichen Mythos und geht dabei völlig neue Wege. Sie präsentiert nicht nur einen umfassenden Überblick über das einzigartige Kunstschaffen in der Region, sondern bezieht auch die Weltsicht der indigenen Bevölkerung mit ein.
Die Ausstellung zählt rund 400 Objekte. Nebst rund 200 spektakulären Goldarbeiten werden auch faszinierende figürliche Keramikgefässe, eindrückliche Steinskulpturen und Federschmuck aus kolumbianischen, amerikanischen, deutschen und Schweizer Museen gezeigt.
Das kuratorische Konzept der Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern der Arhuaco, einer indigenen Gesellschaft aus dem Norden Kolumbiens. Ihrer Auffassung nach sind alle Erscheinungen des Universums miteinander verbunden: Menschen, Tiere, Natur, aber auch gefertigte Objekte. Sie alle gelten für sie als beseelte, lebendige Wesen, die in Kommunikation miteinander stehen.
Eine Präsentation der Kunstwerke ohne die Einbettung in die Natur ist daher für sie undenkbar. So wird in der Ausstellung die Landschaft Kolumbiens durch Projektionen und Klanginstallationen nachempfindbar gemacht und die Objekte so in ihrem natürlichen «Lebensraum» gezeigt.
«Im Dialog mit Benin – Kunst,Kolonialismus und Restitution»

Das Königtum Benin im heutigen Nigeria steht im Zentrum der Debatte um die Rückgabe von geraubtem Kulturgut aus Afrika. Im Jahr 1897 eroberte die britische Armee dessen Hauptstadt Benin City und plünderte Tausende von Ritual- und Prestigeobjekten aus dem Palast.
Doch Benin ist nicht nur für seine koloniale Vergangenheit bekannt. Es blickt vielmehr auf eine lange, mit Europa eng verflochtene Geschichte zurück und steht für eine hochwertige Kunstproduktion von Objekten aus Messing, Elfenbein, Terrakotta oder Holz, die bis heute lebendig ist.
Die Ausstellung «Im Dialog mit Benin – Kunst, Kolonialismus und Restitution», die im Rahmen der vom Bundesamt für Kultur finanzierten Benin Initiative Schweiz stattfindet, beleuchtet die Geschichte, Gegenwart und Zukunft von Sammlungen aus kolonialem Kontext. Dabei wird die Kunstgeschichte Benins erstmals auch historisch und kulturvergleichend eingeordnet, wie es in einer Mitteilung des Museums Rietberg heisst. Dazu arbeitet das Museum mit Partnerinnen und Partnern aus Nigeria und der Diaspora in der Schweiz zusammen.
Dieser kollaborative Ansatz umfasst die Erforschung der Objekte, mit ihren Provenienzen, sowie das Kuratieren der Ausstellung. Die Herausforderung dabei ist der Umgang mit kolonialem Unrecht und Restitution, Wissensarchiv und Identität sowie Erinnerung und Heilung sowohl in der Schweiz als auch in Nigeria.
Gezeigt werden etwa vierzig Kunstwerke aus Benin und benachbarten Kunstregionen sowie Objektbiografien, die den Kunsthandel und die Rezeption der Werke thematisieren. In der Dauerausstellung sind verschiedene Positionen zeitgenössischer Künstler und Künstlerinnen zu sehen. Darüber hinaus gibt es Multimediastationen und historische Dokumente sowie Fotografien, mit denen das Thema vertieft dargestellt wird.
«Mit Liebe zum Detail – Indische Malerei aus der Sammlung»

Das Museum Rietberg zählt zu den wichtigsten internationalen Zentren für die Erforschung, Interpretation und Präsentation der indischen Malerei. Es beherbergt mehr als 2000 Werke dieser aussergewöhnlichen Kunst und kann wie kaum ein anderes Museum auf unzählige Ausstellungen zurückblicken.
Im Austausch mit dem Publikum stand stets im Vordergrund, Begeisterung für diese aussergewöhnlichen Preziosen zu wecken, den Blick für die Details zu schärfen und zum Staunen anzuregen, wie das Museum in einer Mitteilung schreibt.
Während 30 Jahren hat das Museum indische Malerei in den Räumen der Park-Villa Rieter gezeigt. Den diesjährigen Umzug der Sammlung in die Villa Wesendonck nimmt das Museum zum Anlass für einen Rückblick auf einige der schönsten Momente seiner kuratorischen und wissenschaftlichen Arbeit und gibt einen Ausblick auf einige der Aspekte, die auch in Zukunft von Bedeutung sein werden.
Das alles geschieht anhand von rund 60 der bedeutendsten Schätze aus der museumseigenen Sammlung, die den Besuchern unter dem Titel «Mit Liebe zum Detail – Indische Malerei aus der Sammlung des Museums Rietberg» gezeigt werden und speziell für diese Ausstellung zusammengestellt wurden. Besucherinnen und Besucher werden ein letztes Mal dazu eingeladen, in die intime Atmosphäre der historischen Räume der Park-Villa Rieter einzutauchen und die Welt indischer Malerei zu entdecken.
Indische Ausstellung «Ragamala – Bilder für alle Sinne»

Die Ausstellung «Ragamala – Bilder für alle Sinne» ist das Ergebnis des Ragamala-Projekts, das 2021 im Rahmen des GBF-Forschungsprogramms für indische Kunst und Kunstschaffende am Museum Rietberg eingerichtet wurde. Sie widmet sich einem einzigartigen Thema der indischen Malerei, das Musik und Dichtung vereint. Ragamala sind Bilder, die klassische Musikstücke – sogenannten Ragas – in bildliche Szenen und Darstellungen übersetzen.
Die Ausstellung ermöglicht es Besucherinnen und Besuchern, die Bilder anhand der dazugehörigen Musik und Gedichte zu entschlüsseln und in die Stimmung der Bilder einzutauchen. Jedes noch so kleine Detail verweist auf Momente des Glücks oder der Trauer, wie etwa eine versteckte Träne, und ist sodann in der Musik erlebbar.
Im Zuge der Ausstellung werden rund 50 Kunstwerke aus der Sammlung des Museums präsentiert, die in der Zeit zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert entstanden sind. Zudem werden auch zwei Auftragsarbeiten zweier zeitgenössischer Maler gezeigt. Diese Ausstellung lädt erstmals dazu ein, die Bilder nicht nur genau anzuschauen, sondern auch zu hören, und sogar den Duft einer Lotusblüte oder eines Bananenblatts zu riechen.