Jeannette Gerber
Wer ist die Person, die es fertigbrachte, dass ein Dinosaurier im Jahr 2023 seinen Fuss auf Schweizer Boden setzte? Wir haben Christian Link in seinem heutigen Tätigkeitsfeld, den respekteinflössenden Ausstellungshallen des Auktionshauses Koller im Kreis 5, getroffen. Wer hätte gedacht, dass es einem so jungen Nichtpaläontologen – natürlich mithilfe des Auktionshauses – gelingen könnte, in Zürich einen Tyrannosaurus Rex zu versteigern?
Link wurde 1979 im Quartier Hirslanden geboren. Später zog die Familie nach Fällanden. Als 17-Jähriger zog er zurück nach Zürich in eine WG nahe der Schmiede Wiedikon und startete eine Kochlehre im Hotel Savoy, die er aber bald wieder hinschmiss. «In einer Grossküche zu arbeiten, war so gar nicht mein Ding», erzählt er. Schliesslich entschied er sich für eine kaufmännische Lehre im Edelmetallhandel. Zudem sei ihm die Zauberei immer sehr am Herzen gelegen.
Immer wieder etwas ausprobieren
Seine facettenreiche Laufbahn startete der Zürcher in Los Angeles, wo er eine Filmschule besuchte und sich in Regie und Kameraführung ausbilden liess. Nebenbei besuchte er den exklusiven Privatclub für Zauberer, das Magic Castle, das nur Mitgliedern zugänglich ist. Und Mitglied wurde man durch Auftritte als Zauberer oder Magier. Nachdem er so ungefähr achtmal aufgetreten war, wusste er, dass die Zauberei sein Ding war. «Es hat mir so richtig den Ärmel reingenommen», meinte er.
Zurück in der Schweiz produzierte Link ein paar Kurz- und Werbefilme, trat aber parallel immer wieder als Zauberer für alle möglichen Events auf. Sein erstes Engagement war bei Lindt & Sprüngli.
Christian Link ist ein Abenteurer, der immer wieder etwas ausprobiert. Bei ihm sei nie etwas geplant gewesen. «Ich bin da jeweils einfach reingerutscht, da ich dem nachging, was mich interessierte und faszinierte, und ich habe mir dann selbst das notwendige Know-how beibrachte», betont er.
Zeitgleich begann Link mit seiner Sammlung von Antiquitäten, die er auf Flohmärkten entdeckte und in seine Zaubershows integrierte. Das waren spezielle okkulte Objekte, die ihm zur Geisterbeschwörung dienten. Und er fing an, mit speziellen Requisiten aus seinen Shows zu handeln. Sein Hang zum Sammeln von Skurrilem und Naturhistorischem nahm jedoch langsam überhand, sodass er einen Ort suchte, um seine Sammlung zu präsentieren. «So fand ich 2013 ein Vintage-Innendekorationsgeschäft im Niederdorf, wo ich meine Raritäten-Fundstücke und meine aus echten Tierknochen zusammengesetzten Fantasiewesen, genannt ‹Finsterwaldfiguren›, zum Kauf anbieten konnte», erzählt er.
Noch im selben Jahr habe er seinen ersten Laden, das «Panoptikum», und später die «Wunderkammer» an der Sihlfeldstrasse im Kreis 4 gefunden. Der Begriff «Wunderkammer» stammt aus der Spätrenaissance und dem Barock, quasi eine Weiterentwicklung der früheren Raritäten- oder Kuriositätenkabinette, der Panoptiken. Kurz gesagt: Eine Wunderkammer ist ein Sammlungskonzept aus der Museumsgeschichte.
Diesem Laden folgten bis 2020 sieben verschiedene Wunderkammer-Pop-up-Läden, einer nach dem anderen, in der ganzen Stadt verteilt. Der letzte lag am Münsterhof, fand aber wegen der Coronapandemie ein abruptes Ende.